tigten, ihrer Liebe Zeugen, ihren Benjamin zu sehen. -- Sie konnte sich nicht zurückhal- ten, diese Freude vor den Augen des Vaters aufflammen zu lassen -- Schön, wie ein Opferfeur!
Mine entdeckt' ihrem Bruder mehr, als sie zu schreiben im Stande gewesen, und Ben- jamin kannte sie kaum wieder; so sehr hatte sie sich verändert: arme, arme Mine, rief er, und sah sich um, ob es auch Herrmann ge- hört hätte. -- Die ungewöhnlich starke Cor- respondenz ihres Vaters mit dem v. E. fiel beyden zu deutlich auf. Zwar giengen alle Briefe: An die Hochedelgebohrne Ehr und Tugend belobte Jungfer Magdalene -- dienstfreundlichst in indessen schien sie nur überhaupt das Feigen- blatt zu seyn. Bald, schreibt Mine, hatt' ich Hofnung, es würd' ein Ende gewinnen, daß ich's könnt' ertragen, bald verlohr ich den letzten warmen Tropfen Muth -- und ich zittert' über Leib und Leben. -- So gieng es auch dem Benjamin. -- Ohne daß dieser sei- ner Schwester sagte, (wer weiß, ob sie's zu- gegeben hätte?) entschloß er sich, da Herr-
mann
Zweiter Th. Y
tigten, ihrer Liebe Zeugen, ihren Benjamin zu ſehen. — Sie konnte ſich nicht zuruͤckhal- ten, dieſe Freude vor den Augen des Vaters aufflammen zu laſſen — Schoͤn, wie ein Opferfeur!
Mine entdeckt’ ihrem Bruder mehr, als ſie zu ſchreiben im Stande geweſen, und Ben- jamin kannte ſie kaum wieder; ſo ſehr hatte ſie ſich veraͤndert: arme, arme Mine, rief er, und ſah ſich um, ob es auch Herrmann ge- hoͤrt haͤtte. — Die ungewoͤhnlich ſtarke Cor- reſpondenz ihres Vaters mit dem v. E. fiel beyden zu deutlich auf. Zwar giengen alle Briefe: An die Hochedelgebohrne Ehr und Tugend belobte Jungfer Magdalene — dienſtfreundlichſt in indeſſen ſchien ſie nur uͤberhaupt das Feigen- blatt zu ſeyn. Bald, ſchreibt Mine, hatt’ ich Hofnung, es wuͤrd’ ein Ende gewinnen, daß ich’s koͤnnt’ ertragen, bald verlohr ich den letzten warmen Tropfen Muth — und ich zittert’ uͤber Leib und Leben. — So gieng es auch dem Benjamin. — Ohne daß dieſer ſei- ner Schweſter ſagte, (wer weiß, ob ſie’s zu- gegeben haͤtte?) entſchloß er ſich, da Herr-
mann
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tigten, ihrer Liebe Zeugen, ihren Benjamin
zu ſehen. — Sie konnte ſich nicht zuruͤckhal-
ten, dieſe Freude vor den Augen des Vaters
aufflammen zu laſſen — Schoͤn, wie ein
Opferfeur!
Mine entdeckt’ ihrem Bruder mehr, als
ſie zu ſchreiben im Stande geweſen, und Ben-
jamin kannte ſie kaum wieder; ſo ſehr hatte
ſie ſich veraͤndert: arme, arme Mine, rief er,
und ſah ſich um, ob es auch Herrmann ge-
hoͤrt haͤtte. — Die ungewoͤhnlich ſtarke Cor-
reſpondenz ihres Vaters mit dem v. E. fiel
beyden zu deutlich auf. Zwar giengen alle
Briefe: An die
Hochedelgebohrne Ehr und Tugend belobte
Jungfer Magdalene —
dienſtfreundlichſt
in
indeſſen ſchien ſie nur uͤberhaupt das Feigen-
blatt zu ſeyn. Bald, ſchreibt Mine, hatt’
ich Hofnung, es wuͤrd’ ein Ende gewinnen,
daß ich’s koͤnnt’ ertragen, bald verlohr ich
den letzten warmen Tropfen Muth — und ich
zittert’ uͤber Leib und Leben. — So gieng es
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/345>, abgerufen am 22.11.2024.
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