ohne Brod ist, weiß ich leider aus eigner Er- fahrung, und da Ew. Hochwohlgebohrnen entschlossen sind sich zu verheyrathen; so fällt ja alle Gelegenheit zum Verdacht weg, wel- ches in Absicht eines Mädchens, nach meiner wiewohl unmaasgeblichen Meynung, die ganze Mädchentugend ist. Meidet den Schein, kommt mir als die ganze Mädchenordnung des Heils vor. Es ist nichts versäumt, sie ist gebeten, sie ist bedroht, sie ist gesegnet, ihr ist geflucht; allein sie bleibt bey ihrem Eigen- sinn. Ich sag' es ohn' End und Ziel: Herr v. E. sind Bräutigam, und da ich es ihr schon so oft gesagt habe, thu ich als sagt' ichs zu mir selbst! "der Herr v. E. Bräutigam! wie's "ihm doch lassen wird!" u. s. w. Es wär' also mein Rath, über drey Wochen, so lange geruhen Ew. Hochwohlgebohrner sich gnädigst zu behelfen, zu uns zu kommen, und noch Hochselbst einen Besuch zu künsteln. Wie würd' ich mich freuen, wenn er einschlüge. Solt' auch dieser Vorschlag vergebens seyn; so muß ich schon auf die drey verschwiegene Kerls votiren, und werd'ich alsdann münd- lich Zeit und Ort zu bestimmen die Gnade ha- ben; indessen bitt' ich, ihr diese Widerspen- stigkeit nicht nachzutragen, sondern ihr so-
gleich
ohne Brod iſt, weiß ich leider aus eigner Er- fahrung, und da Ew. Hochwohlgebohrnen entſchloſſen ſind ſich zu verheyrathen; ſo faͤllt ja alle Gelegenheit zum Verdacht weg, wel- ches in Abſicht eines Maͤdchens, nach meiner wiewohl unmaasgeblichen Meynung, die ganze Maͤdchentugend iſt. Meidet den Schein, kommt mir als die ganze Maͤdchenordnung des Heils vor. Es iſt nichts verſaͤumt, ſie iſt gebeten, ſie iſt bedroht, ſie iſt geſegnet, ihr iſt geflucht; allein ſie bleibt bey ihrem Eigen- ſinn. Ich ſag’ es ohn’ End und Ziel: Herr v. E. ſind Braͤutigam, und da ich es ihr ſchon ſo oft geſagt habe, thu ich als ſagt’ ichs zu mir ſelbſt! „der Herr v. E. Braͤutigam! wie’s „ihm doch laſſen wird!„ u. ſ. w. Es waͤr’ alſo mein Rath, uͤber drey Wochen, ſo lange geruhen Ew. Hochwohlgebohrner ſich gnaͤdigſt zu behelfen, zu uns zu kommen, und noch Hochſelbſt einen Beſuch zu kuͤnſteln. Wie wuͤrd’ ich mich freuen, wenn er einſchluͤge. Solt’ auch dieſer Vorſchlag vergebens ſeyn; ſo muß ich ſchon auf die drey verſchwiegene Kerls votiren, und werd’ich alsdann muͤnd- lich Zeit und Ort zu beſtimmen die Gnade ha- ben; indeſſen bitt’ ich, ihr dieſe Widerſpen- ſtigkeit nicht nachzutragen, ſondern ihr ſo-
gleich
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0354"n="346"/>
ohne Brod iſt, weiß ich leider aus eigner Er-<lb/>
fahrung, und da Ew. Hochwohlgebohrnen<lb/>
entſchloſſen ſind ſich zu verheyrathen; ſo faͤllt<lb/>
ja alle Gelegenheit zum Verdacht weg, wel-<lb/>
ches in Abſicht eines Maͤdchens, nach meiner<lb/>
wiewohl unmaasgeblichen Meynung, die<lb/>
ganze Maͤdchentugend iſt. Meidet den Schein,<lb/>
kommt mir als die ganze <hirendition="#fr">Maͤdchenordnung<lb/>
des Heils</hi> vor. Es iſt nichts verſaͤumt, ſie iſt<lb/>
gebeten, ſie iſt bedroht, ſie iſt geſegnet, ihr<lb/>
iſt geflucht; allein ſie bleibt bey ihrem Eigen-<lb/>ſinn. Ich ſag’ es ohn’ End und Ziel: Herr<lb/>
v. E. ſind Braͤutigam, und da ich es ihr ſchon<lb/>ſo oft geſagt habe, thu ich als ſagt’ ichs zu<lb/>
mir ſelbſt! „der Herr v. E. Braͤutigam! wie’s<lb/>„ihm doch laſſen wird!„ u. ſ. w. Es waͤr’<lb/>
alſo mein Rath, uͤber drey Wochen, ſo lange<lb/>
geruhen Ew. Hochwohlgebohrner ſich gnaͤdigſt<lb/>
zu behelfen, zu uns zu kommen, und noch<lb/>
Hochſelbſt einen Beſuch zu kuͤnſteln. Wie<lb/>
wuͤrd’ ich mich freuen, wenn er einſchluͤge.<lb/>
Solt’ auch dieſer Vorſchlag vergebens ſeyn;<lb/>ſo muß ich ſchon auf die drey verſchwiegene<lb/>
Kerls votiren, und werd’ich alsdann muͤnd-<lb/>
lich Zeit und Ort zu beſtimmen die Gnade ha-<lb/>
ben; indeſſen bitt’ ich, ihr dieſe Widerſpen-<lb/>ſtigkeit nicht nachzutragen, ſondern ihr ſo-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gleich</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[346/0354]
ohne Brod iſt, weiß ich leider aus eigner Er-
fahrung, und da Ew. Hochwohlgebohrnen
entſchloſſen ſind ſich zu verheyrathen; ſo faͤllt
ja alle Gelegenheit zum Verdacht weg, wel-
ches in Abſicht eines Maͤdchens, nach meiner
wiewohl unmaasgeblichen Meynung, die
ganze Maͤdchentugend iſt. Meidet den Schein,
kommt mir als die ganze Maͤdchenordnung
des Heils vor. Es iſt nichts verſaͤumt, ſie iſt
gebeten, ſie iſt bedroht, ſie iſt geſegnet, ihr
iſt geflucht; allein ſie bleibt bey ihrem Eigen-
ſinn. Ich ſag’ es ohn’ End und Ziel: Herr
v. E. ſind Braͤutigam, und da ich es ihr ſchon
ſo oft geſagt habe, thu ich als ſagt’ ichs zu
mir ſelbſt! „der Herr v. E. Braͤutigam! wie’s
„ihm doch laſſen wird!„ u. ſ. w. Es waͤr’
alſo mein Rath, uͤber drey Wochen, ſo lange
geruhen Ew. Hochwohlgebohrner ſich gnaͤdigſt
zu behelfen, zu uns zu kommen, und noch
Hochſelbſt einen Beſuch zu kuͤnſteln. Wie
wuͤrd’ ich mich freuen, wenn er einſchluͤge.
Solt’ auch dieſer Vorſchlag vergebens ſeyn;
ſo muß ich ſchon auf die drey verſchwiegene
Kerls votiren, und werd’ich alsdann muͤnd-
lich Zeit und Ort zu beſtimmen die Gnade ha-
ben; indeſſen bitt’ ich, ihr dieſe Widerſpen-
ſtigkeit nicht nachzutragen, ſondern ihr ſo-
gleich
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/354>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.