sich meine Leser erinnern werden, in Herr- manns Hause angefangen, und ward noch hitziger fortgesetzet, da Herrmann zum Herrn v. E. kam.
Was will die Närrin, schrie er? Nach einer Viertelstunde raunte er dies was will sie? dem Herrmann ins Ohr.
Um aus der Noth eine Tugend zu ma- chen, war Herrmann es ganz unterthänigst zu- frieden, daß Gewalt für Recht gehen, und Mine dem Herrn v. E. als ein Schlachtopfer gebunden zu Füßen geleget würde. Ich hoffe doch, sagte Herrmann, daß es alles ehrlich und ordentlich mit Minen zugehen werde -- denn wahrlich, Hochwohlgebohrner und gnä- diger Herr Baron! es ist ein Mädchen, die sterben könnte, ehe man sichs verseh' und ey, dann Vater seyn! -- Versteht sich, sagte Herr v. E., ehrlich und ordentlich -- ich werde doch Herr! zum Teufel wissen, mit einem Mädel eine Comödie zu spielen! Hat der Herr schon gehört, daß die Personen im lez- ten Akt des Lustspiels sterben? und ein Lust- spiel, hört der Herr! ein Lustspiel soll es wer- den! Dieses Lustspiel wäre Dienstags vollen- det worden; allein Herr v. E. mußte nolens volens seine Braut zu einem ihrer Anver-
wand-
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ſich meine Leſer erinnern werden, in Herr- manns Hauſe angefangen, und ward noch hitziger fortgeſetzet, da Herrmann zum Herrn v. E. kam.
Was will die Naͤrrin, ſchrie er? Nach einer Viertelſtunde raunte er dies was will ſie? dem Herrmann ins Ohr.
Um aus der Noth eine Tugend zu ma- chen, war Herrmann es ganz unterthaͤnigſt zu- frieden, daß Gewalt fuͤr Recht gehen, und Mine dem Herrn v. E. als ein Schlachtopfer gebunden zu Fuͤßen geleget wuͤrde. Ich hoffe doch, ſagte Herrmann, daß es alles ehrlich und ordentlich mit Minen zugehen werde — denn wahrlich, Hochwohlgebohrner und gnaͤ- diger Herr Baron! es iſt ein Maͤdchen, die ſterben koͤnnte, ehe man ſichs verſeh’ und ey, dann Vater ſeyn! — Verſteht ſich, ſagte Herr v. E., ehrlich und ordentlich — ich werde doch Herr! zum Teufel wiſſen, mit einem Maͤdel eine Comoͤdie zu ſpielen! Hat der Herr ſchon gehoͤrt, daß die Perſonen im lez- ten Akt des Luſtſpiels ſterben? und ein Luſt- ſpiel, hoͤrt der Herr! ein Luſtſpiel ſoll es wer- den! Dieſes Luſtſpiel waͤre Dienſtags vollen- det worden; allein Herr v. E. mußte nolens volens ſeine Braut zu einem ihrer Anver-
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ſich meine Leſer erinnern werden, in Herr-
manns Hauſe angefangen, und ward noch
hitziger fortgeſetzet, da Herrmann zum Herrn
v. E. kam.
Was will die Naͤrrin, ſchrie er? Nach
einer Viertelſtunde raunte er dies was will
ſie? dem Herrmann ins Ohr.
Um aus der Noth eine Tugend zu ma-
chen, war Herrmann es ganz unterthaͤnigſt zu-
frieden, daß Gewalt fuͤr Recht gehen, und
Mine dem Herrn v. E. als ein Schlachtopfer
gebunden zu Fuͤßen geleget wuͤrde. Ich hoffe
doch, ſagte Herrmann, daß es alles ehrlich
und ordentlich mit Minen zugehen werde —
denn wahrlich, Hochwohlgebohrner und gnaͤ-
diger Herr Baron! es iſt ein Maͤdchen, die
ſterben koͤnnte, ehe man ſichs verſeh’ und ey,
dann Vater ſeyn! — Verſteht ſich, ſagte
Herr v. E., ehrlich und ordentlich — ich
werde doch Herr! zum Teufel wiſſen, mit
einem Maͤdel eine Comoͤdie zu ſpielen! Hat der
Herr ſchon gehoͤrt, daß die Perſonen im lez-
ten Akt des Luſtſpiels ſterben? und ein Luſt-
ſpiel, hoͤrt der Herr! ein Luſtſpiel ſoll es wer-
den! Dieſes Luſtſpiel waͤre Dienſtags vollen-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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