nem Vater gehen, und seine Sünde in den Schoos seines Beichtvaters bekennen. Er konnte sich nicht entbrechen, vor sich zu sagen, als ob er sich auf das Compliment zu meinem Vater besönne: Vater, ich habe gesündiget im Himmel und vor dir, ich bin hinfort nicht werth, daß ich dein Beichtsohn heiße. --
Diese Bußgedanken wurden aber bald zerstreuet. Nimmt Herr v. E. Denen von mir! Was heb' ich an? Graben mag ich nicht; doch schäm' ich mich zu betteln. Dies setzt' er seinen Bußgedanken entgegen, und wenn sie gleich nicht völlig in die Flucht ge- schlagen wurden; so waren sie doch wenig- stens wankend gemacht. Je weiter er dem Vorfall nachdachte, je mehr befestigte sich sein Entschluß, sich unter die gewaltige Hand des Herrn v. E. zu demüthigen. Sein letz- ter Vorsatz war, dem Herrn v. E., der, wenn er wollte, ihn ganz und gar an den Bettelstab bringen könnte, alles zu entdecken -- und sich ihm auf Gnad und Ungnad, auf Tod und Leben, zu ergeben. Er nahm den Brief mit (die Hand zittert' ihm, da er ihn angrif,) und ritt nach -- zum Herrn v. E. --
Nun,
Zweiter Th. C c
nem Vater gehen, und ſeine Suͤnde in den Schoos ſeines Beichtvaters bekennen. Er konnte ſich nicht entbrechen, vor ſich zu ſagen, als ob er ſich auf das Compliment zu meinem Vater beſoͤnne: Vater, ich habe geſuͤndiget im Himmel und vor dir, ich bin hinfort nicht werth, daß ich dein Beichtſohn heiße. —
Dieſe Bußgedanken wurden aber bald zerſtreuet. Nimmt Herr v. E. Denen von mir! Was heb’ ich an? Graben mag ich nicht; doch ſchaͤm’ ich mich zu betteln. Dies ſetzt’ er ſeinen Bußgedanken entgegen, und wenn ſie gleich nicht voͤllig in die Flucht ge- ſchlagen wurden; ſo waren ſie doch wenig- ſtens wankend gemacht. Je weiter er dem Vorfall nachdachte, je mehr befeſtigte ſich ſein Entſchluß, ſich unter die gewaltige Hand des Herrn v. E. zu demuͤthigen. Sein letz- ter Vorſatz war, dem Herrn v. E., der, wenn er wollte, ihn ganz und gar an den Bettelſtab bringen koͤnnte, alles zu entdecken — und ſich ihm auf Gnad und Ungnad, auf Tod und Leben, zu ergeben. Er nahm den Brief mit (die Hand zittert’ ihm, da er ihn angrif,) und ritt nach — zum Herrn v. E. —
Nun,
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nem Vater gehen, und ſeine Suͤnde in den
Schoos ſeines Beichtvaters bekennen. Er
konnte ſich nicht entbrechen, vor ſich zu ſagen,
als ob er ſich auf das Compliment zu meinem
Vater beſoͤnne: Vater, ich habe geſuͤndiget
im Himmel und vor dir, ich bin hinfort
nicht werth, daß ich dein Beichtſohn heiße. —
Dieſe Bußgedanken wurden aber bald
zerſtreuet. Nimmt Herr v. E. Denen von
mir! Was heb’ ich an? Graben mag ich
nicht; doch ſchaͤm’ ich mich zu betteln. Dies
ſetzt’ er ſeinen Bußgedanken entgegen, und
wenn ſie gleich nicht voͤllig in die Flucht ge-
ſchlagen wurden; ſo waren ſie doch wenig-
ſtens wankend gemacht. Je weiter er dem
Vorfall nachdachte, je mehr befeſtigte ſich
ſein Entſchluß, ſich unter die gewaltige Hand
des Herrn v. E. zu demuͤthigen. Sein letz-
ter Vorſatz war, dem Herrn v. E., der,
wenn er wollte, ihn ganz und gar an den
Bettelſtab bringen koͤnnte, alles zu entdecken
— und ſich ihm auf Gnad und Ungnad, auf
Tod und Leben, zu ergeben. Er nahm den
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/411>, abgerufen am 22.11.2024.
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