gestohlne Sachen verkauft. Um die Akten nicht ohne Noth zu häufen, schrenkt man sich auf die laudirte Amtmannin und ihre Schwester ein, welche bey all[e]n Anstrichen und Bemäntelungen, die sie der Sache zuwen- den, jedoch so viel unverdreht eingestehen, daß sie Wäsch' und Kleider, wenige Tage vorher, da Wilhelmine entsprungen, gekaufet. Sie versichern, daß sie auf keinen hösen Gedanken gefallen, da Wilhelmine -- -- schon sonst Kopfputz und andere Stücke ihnen käuflich überlassen. Diesesmal, sagt die Amtmannin, war das erstemal, daß sie nicht unmittelbar mit uns handelte, sonst geschah es nie durch die dritte Hand, sondern vor aller Welt Au- gen und Ohren, und allen andern Sinnen. -- Diesmal war das erste mal, daß die Sachen unter der Vorspiegelung zu uns gebracht wur- den, die Person, welcher diese Stücke als Ei- genthümerin zustünden, sey in Geldverlegen- heit und nothgedrungen, dies und das aus- zustossen. Beyde, sowohl die Amtmannin als ihre Schwester, bekennen, aus vielen Umständen gemerkt zu haben, daß Wilhel- mine -- -- bey diesem Verkauf unter der Decke spiele, gewiß aber, fügen sie hinzu, wußten wirs nicht. Sie bitten inständigst,
es
Zweiter Th. F f
geſtohlne Sachen verkauft. Um die Akten nicht ohne Noth zu haͤufen, ſchrenkt man ſich auf die laudirte Amtmannin und ihre Schweſter ein, welche bey all[e]n Anſtrichen und Bemaͤntelungen, die ſie der Sache zuwen- den, jedoch ſo viel unverdreht eingeſtehen, daß ſie Waͤſch’ und Kleider, wenige Tage vorher, da Wilhelmine entſprungen, gekaufet. Sie verſichern, daß ſie auf keinen hoͤſen Gedanken gefallen, da Wilhelmine — — ſchon ſonſt Kopfputz und andere Stuͤcke ihnen kaͤuflich uͤberlaſſen. Dieſesmal, ſagt die Amtmannin, war das erſtemal, daß ſie nicht unmittelbar mit uns handelte, ſonſt geſchah es nie durch die dritte Hand, ſondern vor aller Welt Au- gen und Ohren, und allen andern Sinnen. — Diesmal war das erſte mal, daß die Sachen unter der Vorſpiegelung zu uns gebracht wur- den, die Perſon, welcher dieſe Stuͤcke als Ei- genthuͤmerin zuſtuͤnden, ſey in Geldverlegen- heit und nothgedrungen, dies und das aus- zuſtoſſen. Beyde, ſowohl die Amtmannin als ihre Schweſter, bekennen, aus vielen Umſtaͤnden gemerkt zu haben, daß Wilhel- mine — — bey dieſem Verkauf unter der Decke ſpiele, gewiß aber, fuͤgen ſie hinzu, wußten wirs nicht. Sie bitten inſtaͤndigſt,
es
Zweiter Th. F f
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0459"n="449"/>
geſtohlne Sachen verkauft. Um die Akten<lb/>
nicht ohne Noth zu haͤufen, ſchrenkt man ſich<lb/>
auf die laudirte Amtmannin und ihre<lb/><hirendition="#fr">Schweſter</hi> ein, welche bey all<supplied>e</supplied>n Anſtrichen<lb/>
und Bemaͤntelungen, die ſie der Sache zuwen-<lb/>
den, jedoch ſo viel unverdreht eingeſtehen, daß<lb/>ſie Waͤſch’ und Kleider, wenige Tage vorher,<lb/>
da Wilhelmine entſprungen, gekaufet. Sie<lb/>
verſichern, daß ſie auf keinen hoͤſen Gedanken<lb/>
gefallen, da Wilhelmine ——ſchon ſonſt<lb/>
Kopfputz und andere Stuͤcke ihnen kaͤuflich<lb/>
uͤberlaſſen. Dieſesmal, ſagt die Amtmannin,<lb/>
war das erſtemal, daß ſie nicht unmittelbar<lb/>
mit uns handelte, ſonſt geſchah es nie durch<lb/>
die dritte Hand, ſondern vor aller Welt Au-<lb/>
gen und Ohren, und allen andern Sinnen. —<lb/>
Diesmal war das erſte mal, daß die Sachen<lb/>
unter der Vorſpiegelung zu uns gebracht wur-<lb/>
den, die Perſon, welcher dieſe Stuͤcke als Ei-<lb/>
genthuͤmerin zuſtuͤnden, ſey in Geldverlegen-<lb/>
heit und nothgedrungen, dies und das aus-<lb/>
zuſtoſſen. Beyde, ſowohl die Amtmannin<lb/>
als ihre Schweſter, bekennen, aus vielen<lb/>
Umſtaͤnden gemerkt zu haben, daß Wilhel-<lb/>
mine —— bey dieſem Verkauf unter der<lb/>
Decke ſpiele, gewiß aber, fuͤgen ſie hinzu,<lb/>
wußten wirs nicht. Sie bitten inſtaͤndigſt,<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Zweiter Th.</hi> F f</fw><fwplace="bottom"type="catch">es</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[449/0459]
geſtohlne Sachen verkauft. Um die Akten
nicht ohne Noth zu haͤufen, ſchrenkt man ſich
auf die laudirte Amtmannin und ihre
Schweſter ein, welche bey allen Anſtrichen
und Bemaͤntelungen, die ſie der Sache zuwen-
den, jedoch ſo viel unverdreht eingeſtehen, daß
ſie Waͤſch’ und Kleider, wenige Tage vorher,
da Wilhelmine entſprungen, gekaufet. Sie
verſichern, daß ſie auf keinen hoͤſen Gedanken
gefallen, da Wilhelmine — — ſchon ſonſt
Kopfputz und andere Stuͤcke ihnen kaͤuflich
uͤberlaſſen. Dieſesmal, ſagt die Amtmannin,
war das erſtemal, daß ſie nicht unmittelbar
mit uns handelte, ſonſt geſchah es nie durch
die dritte Hand, ſondern vor aller Welt Au-
gen und Ohren, und allen andern Sinnen. —
Diesmal war das erſte mal, daß die Sachen
unter der Vorſpiegelung zu uns gebracht wur-
den, die Perſon, welcher dieſe Stuͤcke als Ei-
genthuͤmerin zuſtuͤnden, ſey in Geldverlegen-
heit und nothgedrungen, dies und das aus-
zuſtoſſen. Beyde, ſowohl die Amtmannin
als ihre Schweſter, bekennen, aus vielen
Umſtaͤnden gemerkt zu haben, daß Wilhel-
mine — — bey dieſem Verkauf unter der
Decke ſpiele, gewiß aber, fuͤgen ſie hinzu,
wußten wirs nicht. Sie bitten inſtaͤndigſt,
es
Zweiter Th. F f
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/459>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.