rannen noch näher. Man weis, wie gern Kinder, und besonders wie gern Mädchens spielen. Es war Weynachten, wo die Na- tur den Kindern, außer den Schneebällen, die keinem Mädchen anstehen, alles Spiel- zeug versagt. -- Weynachten ist ein wah- res Kinderfest, an dem das Spiel zur an- dern Natur wird. Es liegt uns im christ- lichen Blut, und alte Leute selbst müssen sich zwingen, wenn sie nicht selbst in Weynachten spielen wollen. -- Alles dieses zusammen- gerechnet, in Summe, konnte Minchen von ihrem Entschluß nicht abwendig machen. Ihre Verwannten waren furchtsam wie Tau- ben, die in der Nachbarschaft von Raubvö- geln genistelt haben. Der arme Judenjunge stört' ihre heilige Christfreude. Sie waren nicht halb so weynachtsfroh, als sie es sonst gewesen seyn würden. Das Federmesser hatte sich nach der Zeit vorgefunden, und der un- schuldige Knabe war blos wegen des verzehr- ten Brods und Wassers in Ketten und Ban- den. -- Minchen schickte stillschweigend durch ihren Bruder Benjamin, der aber kein Stück von dem Seinigen dazu legte, ihr Weynachtsspielzeug dem Edelmann, um den Knaben zu befreyen. Benjamin hatte Gele-
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rannen noch naͤher. Man weis, wie gern Kinder, und beſonders wie gern Maͤdchens ſpielen. Es war Weynachten, wo die Na- tur den Kindern, außer den Schneebaͤllen, die keinem Maͤdchen anſtehen, alles Spiel- zeug verſagt. — Weynachten iſt ein wah- res Kinderfeſt, an dem das Spiel zur an- dern Natur wird. Es liegt uns im chriſt- lichen Blut, und alte Leute ſelbſt muͤſſen ſich zwingen, wenn ſie nicht ſelbſt in Weynachten ſpielen wollen. — Alles dieſes zuſammen- gerechnet, in Summe, konnte Minchen von ihrem Entſchluß nicht abwendig machen. Ihre Verwannten waren furchtſam wie Tau- ben, die in der Nachbarſchaft von Raubvoͤ- geln geniſtelt haben. Der arme Judenjunge ſtoͤrt’ ihre heilige Chriſtfreude. Sie waren nicht halb ſo weynachtsfroh, als ſie es ſonſt geweſen ſeyn wuͤrden. Das Federmeſſer hatte ſich nach der Zeit vorgefunden, und der un- ſchuldige Knabe war blos wegen des verzehr- ten Brods und Waſſers in Ketten und Ban- den. — Minchen ſchickte ſtillſchweigend durch ihren Bruder Benjamin, der aber kein Stuͤck von dem Seinigen dazu legte, ihr Weynachtsſpielzeug dem Edelmann, um den Knaben zu befreyen. Benjamin hatte Gele-
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rannen noch naͤher. Man weis, wie gern
Kinder, und beſonders wie gern Maͤdchens
ſpielen. Es war Weynachten, wo die Na-
tur den Kindern, außer den Schneebaͤllen,
die keinem Maͤdchen anſtehen, alles Spiel-
zeug verſagt. — Weynachten iſt ein wah-
res Kinderfeſt, an dem das Spiel zur an-
dern Natur wird. Es liegt uns im chriſt-
lichen Blut, und alte Leute ſelbſt muͤſſen ſich
zwingen, wenn ſie nicht ſelbſt in Weynachten
ſpielen wollen. — Alles dieſes zuſammen-
gerechnet, in Summe, konnte Minchen von
ihrem Entſchluß nicht abwendig machen.
Ihre Verwannten waren furchtſam wie Tau-
ben, die in der Nachbarſchaft von Raubvoͤ-
geln geniſtelt haben. Der arme Judenjunge
ſtoͤrt’ ihre heilige Chriſtfreude. Sie waren
nicht halb ſo weynachtsfroh, als ſie es ſonſt
geweſen ſeyn wuͤrden. Das Federmeſſer hatte
ſich nach der Zeit vorgefunden, und der un-
ſchuldige Knabe war blos wegen des verzehr-
ten Brods und Waſſers in Ketten und Ban-
den. — Minchen ſchickte ſtillſchweigend
durch ihren Bruder Benjamin, der aber kein
Stuͤck von dem Seinigen dazu legte, ihr
Weynachtsſpielzeug dem Edelmann, um den
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/47>, abgerufen am 23.11.2024.
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