"ich besitze nicht Richterkälte, nicht Entschei- "dungsfähigkeit."
Wenn ihn der Prediger nicht an den Be- richt und an den Amtswachmeister erinnert hätte; er hätte weder Bericht erstattet, noch den Amtswachmeister mitgenommen, der schon über seine Diäten getrunken hatte, und den Nathanael ins Geheim, doch wegen sei- ner durchfahrenden Stimme, so daß es je- dermann hören konnte, um Lösegeld ansprach. -- Nathanael ließ dem Prediger alle Akten, und bat zur Probe seiner Vergebung, und zum Siegel der ihm zugestandenen Freundschaft, diesen Bericht aufzusetzen. Das Promemo- ria konnt' er so wenig ansehen, als Gretchen ihn. Die Predigerin lief noch vor ihm.
Hier ist der Bericht, oder vielmehr sein Inhalt; denn meine Leser haben, wie ich selbst zu befürchten anfange, schon zu viel Cu- rialien gelesen.
Es wird die schlechte Denkungsart des Herrn v. E. und des Herrmanns aufgedeckt, und der Gesichtpunkt eröfnet, aus dem die- ser ganze Vorgang zu nehmen ist.
"Die
J i 4
„ich beſitze nicht Richterkaͤlte, nicht Entſchei- „dungsfaͤhigkeit.„
Wenn ihn der Prediger nicht an den Be- richt und an den Amtswachmeiſter erinnert haͤtte; er haͤtte weder Bericht erſtattet, noch den Amtswachmeiſter mitgenommen, der ſchon uͤber ſeine Diaͤten getrunken hatte, und den Nathanael ins Geheim, doch wegen ſei- ner durchfahrenden Stimme, ſo daß es je- dermann hoͤren konnte, um Loͤſegeld anſprach. — Nathanael ließ dem Prediger alle Akten, und bat zur Probe ſeiner Vergebung, und zum Siegel der ihm zugeſtandenen Freundſchaft, dieſen Bericht aufzuſetzen. Das Promemo- ria konnt’ er ſo wenig anſehen, als Gretchen ihn. Die Predigerin lief noch vor ihm.
Hier iſt der Bericht, oder vielmehr ſein Inhalt; denn meine Leſer haben, wie ich ſelbſt zu befuͤrchten anfange, ſchon zu viel Cu- rialien geleſen.
Es wird die ſchlechte Denkungsart des Herrn v. E. und des Herrmanns aufgedeckt, und der Geſichtpunkt eroͤfnet, aus dem die- ſer ganze Vorgang zu nehmen iſt.
„Die
J i 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0513"n="503"/>„ich beſitze nicht Richterkaͤlte, nicht Entſchei-<lb/>„dungsfaͤhigkeit.„</p><lb/><p>Wenn ihn der Prediger nicht an den Be-<lb/>
richt und an den Amtswachmeiſter erinnert<lb/>
haͤtte; er haͤtte weder Bericht erſtattet, noch<lb/>
den Amtswachmeiſter mitgenommen, der<lb/>ſchon uͤber ſeine Diaͤten getrunken hatte, und<lb/>
den Nathanael ins Geheim, doch wegen ſei-<lb/>
ner durchfahrenden Stimme, ſo daß es je-<lb/>
dermann hoͤren konnte, um Loͤſegeld anſprach.<lb/>— Nathanael ließ dem Prediger alle Akten,<lb/>
und bat zur Probe ſeiner Vergebung, und zum<lb/>
Siegel der ihm zugeſtandenen Freundſchaft,<lb/>
dieſen Bericht aufzuſetzen. Das Promemo-<lb/>
ria konnt’ er ſo wenig anſehen, als <hirendition="#fr">Gretchen</hi><lb/>
ihn. Die Predigerin lief noch vor ihm.</p><lb/><p>Hier iſt der Bericht, oder vielmehr ſein<lb/>
Inhalt; denn meine Leſer haben, wie ich<lb/>ſelbſt zu befuͤrchten anfange, ſchon zu viel Cu-<lb/>
rialien geleſen.</p><lb/><p>Es wird die ſchlechte Denkungsart des<lb/>
Herrn v. E. und des Herrmanns <hirendition="#fr">aufgedeckt,</hi><lb/>
und der Geſichtpunkt eroͤfnet, aus dem die-<lb/>ſer ganze Vorgang zu nehmen iſt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">J i 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">„Die</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[503/0513]
„ich beſitze nicht Richterkaͤlte, nicht Entſchei-
„dungsfaͤhigkeit.„
Wenn ihn der Prediger nicht an den Be-
richt und an den Amtswachmeiſter erinnert
haͤtte; er haͤtte weder Bericht erſtattet, noch
den Amtswachmeiſter mitgenommen, der
ſchon uͤber ſeine Diaͤten getrunken hatte, und
den Nathanael ins Geheim, doch wegen ſei-
ner durchfahrenden Stimme, ſo daß es je-
dermann hoͤren konnte, um Loͤſegeld anſprach.
— Nathanael ließ dem Prediger alle Akten,
und bat zur Probe ſeiner Vergebung, und zum
Siegel der ihm zugeſtandenen Freundſchaft,
dieſen Bericht aufzuſetzen. Das Promemo-
ria konnt’ er ſo wenig anſehen, als Gretchen
ihn. Die Predigerin lief noch vor ihm.
Hier iſt der Bericht, oder vielmehr ſein
Inhalt; denn meine Leſer haben, wie ich
ſelbſt zu befuͤrchten anfange, ſchon zu viel Cu-
rialien geleſen.
Es wird die ſchlechte Denkungsart des
Herrn v. E. und des Herrmanns aufgedeckt,
und der Geſichtpunkt eroͤfnet, aus dem die-
ſer ganze Vorgang zu nehmen iſt.
„Die
J i 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/513>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.