möchtest, doch -- du lebst nicht, du bist todt! todt! todt! Ich sah dich kämpfen, du edler Kämpfer! Ich sah dich mit vielen zu- gleich anbinden. Ich sah dich kriegen, ed- ler Krieger! Ich sah dich den ganz treffen, der dich halb traf, den stürzen, der nach dir schlug -- ich sah Blut und Schweiß, beydes edel zusammen rinnen, und vor dei- ner Stirn stehen, und da der Zufluß zu stark war, es von deinen Wangen herab- thauen -- ich sah! O Gott! ich sah dich die Knie steifen, die schon zu sinken anfiengen! Wie bleich, welche Blutdürre auf deinen Wangen! wie welk, Tod! da liegt er! das dacht' ich wol, ich dacht' es, Geliebter, daß du sterben würdest--Schreckliche Ahndung! doch war es bloß Ahndung? Es war Zei- chen vom Himmel: denn es starb ein Edler! Wenn ein solcher stirbt, macht man im Him- mel Platz -- O ein Treflicher ist gefallen. Klagt, ihr Jungfrauen! Der edelste unter allen Jünglingen ist gestorben, ohne seinen Stamm fortzupflanzen, und ohn einen Sohn zurück zu lassen, der seinem Bilde ähnlich. Klagt, ihr Feigen! Ein Held ist todt. Klagt, ihr Helden, euer Bruder ist dahin. Es sterben tausend und abermal tausend mit ihm!
mich
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moͤchteſt, doch — du lebſt nicht, du biſt todt! todt! todt! Ich ſah dich kaͤmpfen, du edler Kaͤmpfer! Ich ſah dich mit vielen zu- gleich anbinden. Ich ſah dich kriegen, ed- ler Krieger! Ich ſah dich den ganz treffen, der dich halb traf, den ſtuͤrzen, der nach dir ſchlug — ich ſah Blut und Schweiß, beydes edel zuſammen rinnen, und vor dei- ner Stirn ſtehen, und da der Zufluß zu ſtark war, es von deinen Wangen herab- thauen — ich ſah! O Gott! ich ſah dich die Knie ſteifen, die ſchon zu ſinken anfiengen! Wie bleich, welche Blutduͤrre auf deinen Wangen! wie welk, Tod! da liegt er! das dacht’ ich wol, ich dacht’ es, Geliebter, daß du ſterben wuͤrdeſt—Schreckliche Ahndung! doch war es bloß Ahndung? Es war Zei- chen vom Himmel: denn es ſtarb ein Edler! Wenn ein ſolcher ſtirbt, macht man im Him- mel Platz — O ein Treflicher iſt gefallen. Klagt, ihr Jungfrauen! Der edelſte unter allen Juͤnglingen iſt geſtorben, ohne ſeinen Stamm fortzupflanzen, und ohn einen Sohn zuruͤck zu laſſen, der ſeinem Bilde aͤhnlich. Klagt, ihr Feigen! Ein Held iſt todt. Klagt, ihr Helden, euer Bruder iſt dahin. Es ſterben tauſend und abermal tauſend mit ihm!
mich
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moͤchteſt, doch — du lebſt nicht, du biſt
todt! todt! todt! Ich ſah dich kaͤmpfen, du
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gleich anbinden. Ich ſah dich kriegen, ed-
ler Krieger! Ich ſah dich den ganz treffen,
der dich halb traf, den ſtuͤrzen, der nach
dir ſchlug — ich ſah Blut und Schweiß,
beydes edel zuſammen rinnen, und vor dei-
ner Stirn ſtehen, und da der Zufluß zu
ſtark war, es von deinen Wangen herab-
thauen — ich ſah! O Gott! ich ſah dich die
Knie ſteifen, die ſchon zu ſinken anfiengen!
Wie bleich, welche Blutduͤrre auf deinen
Wangen! wie welk, Tod! da liegt er! das
dacht’ ich wol, ich dacht’ es, Geliebter, daß
du ſterben wuͤrdeſt—Schreckliche Ahndung!
doch war es bloß Ahndung? Es war Zei-
chen vom Himmel: denn es ſtarb ein Edler!
Wenn ein ſolcher ſtirbt, macht man im Him-
mel Platz — O ein Treflicher iſt gefallen.
Klagt, ihr Jungfrauen! Der edelſte unter
allen Juͤnglingen iſt geſtorben, ohne ſeinen
Stamm fortzupflanzen, und ohn einen Sohn
zuruͤck zu laſſen, der ſeinem Bilde aͤhnlich.
Klagt, ihr Feigen! Ein Held iſt todt. Klagt,
ihr Helden, euer Bruder iſt dahin. Es
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/607>, abgerufen am 23.11.2024.
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