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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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und Schirm versagt, und wenn der in die
Höhe strebende Baum von Buben gebrochen
wird, und sich zu ihr wendet, ihm einen Ast
reichet, damit er den Streich verwachse, den
der Bube an ihm vollführte.


Schmetterling, Schmetterling, setz dich!
-- Sieh den Sperling, der auf dich laurt,
und seinen Schnabel wetzet, um dich, als ei-
nen Braten zu essen, und Sallat von dem
Blädchen, wo du sitzest, dazu zu bicken.
Schmetterling, Schmetterling, setz dich! Ich
will dir nicht einen Flügel ausreißen, oder ei-
nen Fuß oder dich ängstigen,Rärrchen! Nein!
Du bist klein, wie ich! Gerg, mein größe-
rer Bruder, fängt sich größere Vögel, und
er geht nicht mit ihnen um, wie ich mit dir
umgehen werde. -- Weißt du, was ich
will? Ich will dich ein wenig ansehen, schö-
nes Jungferchen, nicht lange. -- Ich weiß,
du lebst nur kurz, armes Vögelchen! künf-
tigen Sommer bist du nicht mehr, und ich
bin schon sieben Sommer alt. -- Ich will
dich nicht vom Leben aufhalten, armes Vö-
gelchen, aber besehen will ich dich, dein
niedliches Köpfchen, und dein schlankes Leib-
chen, und deine Spitzenflügelchen, das will

ich

und Schirm verſagt, und wenn der in die
Hoͤhe ſtrebende Baum von Buben gebrochen
wird, und ſich zu ihr wendet, ihm einen Aſt
reichet, damit er den Streich verwachſe, den
der Bube an ihm vollfuͤhrte.


Schmetterling, Schmetterling, ſetz dich!
— Sieh den Sperling, der auf dich laurt,
und ſeinen Schnabel wetzet, um dich, als ei-
nen Braten zu eſſen, und Sallat von dem
Blaͤdchen, wo du ſitzeſt, dazu zu bicken.
Schmetterling, Schmetterling, ſetz dich! Ich
will dir nicht einen Fluͤgel ausreißen, oder ei-
nen Fuß oder dich aͤngſtigen,Raͤrrchen! Nein!
Du biſt klein, wie ich! Gerg, mein groͤße-
rer Bruder, faͤngt ſich groͤßere Voͤgel, und
er geht nicht mit ihnen um, wie ich mit dir
umgehen werde. — Weißt du, was ich
will? Ich will dich ein wenig anſehen, ſchoͤ-
nes Jungferchen, nicht lange. — Ich weiß,
du lebſt nur kurz, armes Voͤgelchen! kuͤnf-
tigen Sommer biſt du nicht mehr, und ich
bin ſchon ſieben Sommer alt. — Ich will
dich nicht vom Leben aufhalten, armes Voͤ-
gelchen, aber beſehen will ich dich, dein
niedliches Koͤpfchen, und dein ſchlankes Leib-
chen, und deine Spitzenfluͤgelchen, das will

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[603/0615] und Schirm verſagt, und wenn der in die Hoͤhe ſtrebende Baum von Buben gebrochen wird, und ſich zu ihr wendet, ihm einen Aſt reichet, damit er den Streich verwachſe, den der Bube an ihm vollfuͤhrte. Schmetterling, Schmetterling, ſetz dich! — Sieh den Sperling, der auf dich laurt, und ſeinen Schnabel wetzet, um dich, als ei- nen Braten zu eſſen, und Sallat von dem Blaͤdchen, wo du ſitzeſt, dazu zu bicken. Schmetterling, Schmetterling, ſetz dich! Ich will dir nicht einen Fluͤgel ausreißen, oder ei- nen Fuß oder dich aͤngſtigen,Raͤrrchen! Nein! Du biſt klein, wie ich! Gerg, mein groͤße- rer Bruder, faͤngt ſich groͤßere Voͤgel, und er geht nicht mit ihnen um, wie ich mit dir umgehen werde. — Weißt du, was ich will? Ich will dich ein wenig anſehen, ſchoͤ- nes Jungferchen, nicht lange. — Ich weiß, du lebſt nur kurz, armes Voͤgelchen! kuͤnf- tigen Sommer biſt du nicht mehr, und ich bin ſchon ſieben Sommer alt. — Ich will dich nicht vom Leben aufhalten, armes Voͤ- gelchen, aber beſehen will ich dich, dein niedliches Koͤpfchen, und dein ſchlankes Leib- chen, und deine Spitzenfluͤgelchen, das will ich

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/615>, abgerufen am 24.11.2024.