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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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ein gewisses Ceremoniel einzuführen, wobey
sich jeder gerad halten, ein steifes Kleid an-
legen, und im blossen Kopf gehen muß.
Wenn ihr doch den Versuch machen möchtet,
auf alle diese steife Etikette Verzicht zu thun.
Sagt eure Wahrheiten immerhin trocken,
gebt uns kalte Küche, nur schreibt uns die
Bratencur nicht vor, wenn wir gesund sind.
Thut nicht so ernsthaft, wo zu lachen ist.
Hängt euch nicht eine Reverende von Worten
um, wo es auf Sachen ankommt. Ich weiß,
Kleider machen Leute; allein nicht unter Män-
nern, denen das Denken obliegt. Warum
das ermüdende Ceremoniel, das, sobald es
aus eurem Tempel ins Freye gebracht wird,
lächerlich ist. Gehört denn dazu so viel
Kunst, zu sagen: Wir wißen nichts, und
das ist doch das Ende aller eurer Kunst.
Wahrlich eine menschliche Kunst, die aber na-
türlich vorgetragen werden muß, wenn sie
Frucht bringen soll in Geduld. Was ist denn
Positiv, so wie ihr es nehmt, Hochgelahrte
Herren? Das Format des Positiven ist
Duodez. Warum doch alle die Formalien,
wo es auf Ja und Nein ankommt? So
sey eure Rede! Was drüber ist, sagt, ist es
nicht vom Uebel? Wir leben nicht mehr im

alten

ein gewiſſes Ceremoniel einzufuͤhren, wobey
ſich jeder gerad halten, ein ſteifes Kleid an-
legen, und im bloſſen Kopf gehen muß.
Wenn ihr doch den Verſuch machen moͤchtet,
auf alle dieſe ſteife Etikette Verzicht zu thun.
Sagt eure Wahrheiten immerhin trocken,
gebt uns kalte Kuͤche, nur ſchreibt uns die
Bratencur nicht vor, wenn wir geſund ſind.
Thut nicht ſo ernſthaft, wo zu lachen iſt.
Haͤngt euch nicht eine Reverende von Worten
um, wo es auf Sachen ankommt. Ich weiß,
Kleider machen Leute; allein nicht unter Maͤn-
nern, denen das Denken obliegt. Warum
das ermuͤdende Ceremoniel, das, ſobald es
aus eurem Tempel ins Freye gebracht wird,
laͤcherlich iſt. Gehoͤrt denn dazu ſo viel
Kunſt, zu ſagen: Wir wißen nichts, und
das iſt doch das Ende aller eurer Kunſt.
Wahrlich eine menſchliche Kunſt, die aber na-
tuͤrlich vorgetragen werden muß, wenn ſie
Frucht bringen ſoll in Geduld. Was iſt denn
Poſitiv, ſo wie ihr es nehmt, Hochgelahrte
Herren? Das Format des Poſitiven iſt
Duodez. Warum doch alle die Formalien,
wo es auf Ja und Nein ankommt? So
ſey eure Rede! Was druͤber iſt, ſagt, iſt es
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[306/0312] ein gewiſſes Ceremoniel einzufuͤhren, wobey ſich jeder gerad halten, ein ſteifes Kleid an- legen, und im bloſſen Kopf gehen muß. Wenn ihr doch den Verſuch machen moͤchtet, auf alle dieſe ſteife Etikette Verzicht zu thun. Sagt eure Wahrheiten immerhin trocken, gebt uns kalte Kuͤche, nur ſchreibt uns die Bratencur nicht vor, wenn wir geſund ſind. Thut nicht ſo ernſthaft, wo zu lachen iſt. Haͤngt euch nicht eine Reverende von Worten um, wo es auf Sachen ankommt. Ich weiß, Kleider machen Leute; allein nicht unter Maͤn- nern, denen das Denken obliegt. Warum das ermuͤdende Ceremoniel, das, ſobald es aus eurem Tempel ins Freye gebracht wird, laͤcherlich iſt. Gehoͤrt denn dazu ſo viel Kunſt, zu ſagen: Wir wißen nichts, und das iſt doch das Ende aller eurer Kunſt. Wahrlich eine menſchliche Kunſt, die aber na- tuͤrlich vorgetragen werden muß, wenn ſie Frucht bringen ſoll in Geduld. Was iſt denn Poſitiv, ſo wie ihr es nehmt, Hochgelahrte Herren? Das Format des Poſitiven iſt Duodez. Warum doch alle die Formalien, wo es auf Ja und Nein ankommt? So ſey eure Rede! Was druͤber iſt, ſagt, iſt es nicht vom Uebel? Wir leben nicht mehr im alten

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/312>, abgerufen am 22.11.2024.