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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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ist indessen im Collegio zu sehr gewohnt,
all Augenblick ins Horn zu stoßen, und
durch: Wir Friedrich von Gottes Gna-
den etc. sich Platz zu machen, als daß er nicht
auch ohne diesen Ordensfaden sich einbilden
sollte, er sey Etwas. Muthwillige Knaben
machen mit der Hand das Posthorn so nach,
daß man glauben sollte, die Post käme. Je-
der Mann denkt sich unter einem Richter, ei-
nen Aeltesten im Volke, und es ist nicht zu
leugnen, daß es auf zehn Jahre, in oder
außer dem Wege, sehr viel beym Richter an-
kommt. Von dem Geburtsbrief, vom Tauf-
schein unseres Revisors, war der blanke
Streusand noch nicht abgerieben. Er konnte
ungefehr drey und zwanzig Jahr haben, und
war also sehr zeitig zur Landesregierung ge-
kommen. Dieser Jüngling hatte die juristi-
sche Collegia durchlaufen, wie ungefehr ein
Hofmann ein Puderstübchen, damit nur ein
feiner Septemberreif kleben bleibe. -- So
viel war dem Revisor auch kleben geblieben.
Stolz, feurig indessen in Gedanken, Gebehr-
den, Worten und Werken! Er rühmte sich
einen glücklichen Aktenblick zu haben. Das
hieß: Er laß die Akten nicht ganz, sondern
schweifte nur umher, hüpfte sie nur durch,

und
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iſt indeſſen im Collegio zu ſehr gewohnt,
all Augenblick ins Horn zu ſtoßen, und
durch: Wir Friedrich von Gottes Gna-
den ꝛc. ſich Platz zu machen, als daß er nicht
auch ohne dieſen Ordensfaden ſich einbilden
ſollte, er ſey Etwas. Muthwillige Knaben
machen mit der Hand das Poſthorn ſo nach,
daß man glauben ſollte, die Poſt kaͤme. Je-
der Mann denkt ſich unter einem Richter, ei-
nen Aelteſten im Volke, und es iſt nicht zu
leugnen, daß es auf zehn Jahre, in oder
außer dem Wege, ſehr viel beym Richter an-
kommt. Von dem Geburtsbrief, vom Tauf-
ſchein unſeres Reviſors, war der blanke
Streuſand noch nicht abgerieben. Er konnte
ungefehr drey und zwanzig Jahr haben, und
war alſo ſehr zeitig zur Landesregierung ge-
kommen. Dieſer Juͤngling hatte die juriſti-
ſche Collegia durchlaufen, wie ungefehr ein
Hofmann ein Puderſtuͤbchen, damit nur ein
feiner Septemberreif kleben bleibe. — So
viel war dem Reviſor auch kleben geblieben.
Stolz, feurig indeſſen in Gedanken, Gebehr-
den, Worten und Werken! Er ruͤhmte ſich
einen gluͤcklichen Aktenblick zu haben. Das
hieß: Er laß die Akten nicht ganz, ſondern
ſchweifte nur umher, huͤpfte ſie nur durch,

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[321/0327] iſt indeſſen im Collegio zu ſehr gewohnt, all Augenblick ins Horn zu ſtoßen, und durch: Wir Friedrich von Gottes Gna- den ꝛc. ſich Platz zu machen, als daß er nicht auch ohne dieſen Ordensfaden ſich einbilden ſollte, er ſey Etwas. Muthwillige Knaben machen mit der Hand das Poſthorn ſo nach, daß man glauben ſollte, die Poſt kaͤme. Je- der Mann denkt ſich unter einem Richter, ei- nen Aelteſten im Volke, und es iſt nicht zu leugnen, daß es auf zehn Jahre, in oder außer dem Wege, ſehr viel beym Richter an- kommt. Von dem Geburtsbrief, vom Tauf- ſchein unſeres Reviſors, war der blanke Streuſand noch nicht abgerieben. Er konnte ungefehr drey und zwanzig Jahr haben, und war alſo ſehr zeitig zur Landesregierung ge- kommen. Dieſer Juͤngling hatte die juriſti- ſche Collegia durchlaufen, wie ungefehr ein Hofmann ein Puderſtuͤbchen, damit nur ein feiner Septemberreif kleben bleibe. — So viel war dem Reviſor auch kleben geblieben. Stolz, feurig indeſſen in Gedanken, Gebehr- den, Worten und Werken! Er ruͤhmte ſich einen gluͤcklichen Aktenblick zu haben. Das hieß: Er laß die Akten nicht ganz, ſondern ſchweifte nur umher, huͤpfte ſie nur durch, und X

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/327>, abgerufen am 22.11.2024.