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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Der Wittwe wurden alle diese Erinnerun-
gen und Weisungen, wiewohl ohne Stempel-
papier, gegen Bezahlung der Copialien zuge-
fertiget, und anstatt, daß sie heraus bekom-
men sollte, muste sie V. R. W. noch das zu
wenig genommene Stempelpapier und die Co-
pialien für den Revisionsbescheid zuzahlen.
Schwerlich wird sie mehr klagen! Ich wollte,
sagte sie, für meine Tochter, die eben heyra-
thet, zu einem silbernen Speiselöffel aus den
Akten heraus haben, und muß in die Akten
einen silbernen Vorlegelöffel dazu geben. -- --

Das war fürs Promemoria, dacht' unser
gute Nathanael. Wen Gott lieb hat, den
züchtigt er auf frischer That, wie jeder gute
Vater seinen Sohn! Wenn ich meine Rieben
pflanze, wie angenehm wird es mir seyn, ge-
büsset zu haben! -- -- und beym vermißten
früh oder Spatregen nicht denken zu dörfen;
fürs Promemoria! Wahrlich Nathanael war
hiebey auf keinem unrichtigen Wege. Mein
Vater pflegte zu sagen: es muß jedem klugen
Menschen (und auch der kann ein Sünder
seyn,) eben so angenehm seyn, zu büßen, als
zu sündigen. -- Die bittersten Erniedrigun-
gen, in Gegenwart der andern Mitglieder des
Collegii und der Subalternen, kränkten den

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Der Wittwe wurden alle dieſe Erinnerun-
gen und Weiſungen, wiewohl ohne Stempel-
papier, gegen Bezahlung der Copialien zuge-
fertiget, und anſtatt, daß ſie heraus bekom-
men ſollte, muſte ſie V. R. W. noch das zu
wenig genommene Stempelpapier und die Co-
pialien fuͤr den Reviſionsbeſcheid zuzahlen.
Schwerlich wird ſie mehr klagen! Ich wollte,
ſagte ſie, fuͤr meine Tochter, die eben heyra-
thet, zu einem ſilbernen Speiſeloͤffel aus den
Akten heraus haben, und muß in die Akten
einen ſilbernen Vorlegeloͤffel dazu geben. — —

Das war fuͤrs Promemoria, dacht’ unſer
gute Nathanael. Wen Gott lieb hat, den
zuͤchtigt er auf friſcher That, wie jeder gute
Vater ſeinen Sohn! Wenn ich meine Rieben
pflanze, wie angenehm wird es mir ſeyn, ge-
buͤſſet zu haben! — — und beym vermißten
fruͤh oder Spatregen nicht denken zu doͤrfen;
fuͤrs Promemoria! Wahrlich Nathanael war
hiebey auf keinem unrichtigen Wege. Mein
Vater pflegte zu ſagen: es muß jedem klugen
Menſchen (und auch der kann ein Suͤnder
ſeyn,) eben ſo angenehm ſeyn, zu buͤßen, als
zu ſuͤndigen. — Die bitterſten Erniedrigun-
gen, in Gegenwart der andern Mitglieder des
Collegii und der Subalternen, kraͤnkten den

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[325/0331] Der Wittwe wurden alle dieſe Erinnerun- gen und Weiſungen, wiewohl ohne Stempel- papier, gegen Bezahlung der Copialien zuge- fertiget, und anſtatt, daß ſie heraus bekom- men ſollte, muſte ſie V. R. W. noch das zu wenig genommene Stempelpapier und die Co- pialien fuͤr den Reviſionsbeſcheid zuzahlen. Schwerlich wird ſie mehr klagen! Ich wollte, ſagte ſie, fuͤr meine Tochter, die eben heyra- thet, zu einem ſilbernen Speiſeloͤffel aus den Akten heraus haben, und muß in die Akten einen ſilbernen Vorlegeloͤffel dazu geben. — — Das war fuͤrs Promemoria, dacht’ unſer gute Nathanael. Wen Gott lieb hat, den zuͤchtigt er auf friſcher That, wie jeder gute Vater ſeinen Sohn! Wenn ich meine Rieben pflanze, wie angenehm wird es mir ſeyn, ge- buͤſſet zu haben! — — und beym vermißten fruͤh oder Spatregen nicht denken zu doͤrfen; fuͤrs Promemoria! Wahrlich Nathanael war hiebey auf keinem unrichtigen Wege. Mein Vater pflegte zu ſagen: es muß jedem klugen Menſchen (und auch der kann ein Suͤnder ſeyn,) eben ſo angenehm ſeyn, zu buͤßen, als zu ſuͤndigen. — Die bitterſten Erniedrigun- gen, in Gegenwart der andern Mitglieder des Collegii und der Subalternen, kraͤnkten den Na- X 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/331>, abgerufen am 22.11.2024.