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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Wand, im Dunkeln, überall Menschenge-
stalten! Nichts ist uns wichtiger, als der
Mensch, nichts natürlicher, als er, und dir
sollt es schwer werden, Minen darzustellen? --
Wer sich selbst nicht liebt, liebt auch andere
nicht. In der Schule der Nächstenliebe wird
mit der Selbstliebe der Anfang gemacht. Ein
Verschwender kann dem Dürftigen sein Brod
nicht brechen, weil er selbst nichts zu beissen,
nichts zu brechen hat.


Warum aber so Cabinetsverschwiegen?
waren wir denn Vater und Sohn? oder wa-
ren wir du und du, und gute Freunde zusam-
men? ich find' in diesen Fragstücken Trost;
allein du wirst ihn hier schwerlich finden.
Auch für mich selbst ist hier Unkraut zwischen
dem Waizen. Friede mit Minens Seele,
Friede mit der Deinigen! Friede mit deiner
Mutter, die unaussprechlich leidet. Fällt dir
ein, daß ich es euch im Wäldchen wohlfeilern
Kaufs laßen können; so wisse, daß dieser Um-
stand mich oft ergriffen, daß er mich noch er-
greife, und mehr, als es Christen geziemet.

Gott

Wand, im Dunkeln, uͤberall Menſchenge-
ſtalten! Nichts iſt uns wichtiger, als der
Menſch, nichts natuͤrlicher, als er, und dir
ſollt es ſchwer werden, Minen darzuſtellen? —
Wer ſich ſelbſt nicht liebt, liebt auch andere
nicht. In der Schule der Naͤchſtenliebe wird
mit der Selbſtliebe der Anfang gemacht. Ein
Verſchwender kann dem Duͤrftigen ſein Brod
nicht brechen, weil er ſelbſt nichts zu beiſſen,
nichts zu brechen hat.


Warum aber ſo Cabinetsverſchwiegen?
waren wir denn Vater und Sohn? oder wa-
ren wir du und du, und gute Freunde zuſam-
men? ich find’ in dieſen Fragſtuͤcken Troſt;
allein du wirſt ihn hier ſchwerlich finden.
Auch fuͤr mich ſelbſt iſt hier Unkraut zwiſchen
dem Waizen. Friede mit Minens Seele,
Friede mit der Deinigen! Friede mit deiner
Mutter, die unausſprechlich leidet. Faͤllt dir
ein, daß ich es euch im Waͤldchen wohlfeilern
Kaufs laßen koͤnnen; ſo wiſſe, daß dieſer Um-
ſtand mich oft ergriffen, daß er mich noch er-
greife, und mehr, als es Chriſten geziemet.

Gott
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[363/0371] Wand, im Dunkeln, uͤberall Menſchenge- ſtalten! Nichts iſt uns wichtiger, als der Menſch, nichts natuͤrlicher, als er, und dir ſollt es ſchwer werden, Minen darzuſtellen? — Wer ſich ſelbſt nicht liebt, liebt auch andere nicht. In der Schule der Naͤchſtenliebe wird mit der Selbſtliebe der Anfang gemacht. Ein Verſchwender kann dem Duͤrftigen ſein Brod nicht brechen, weil er ſelbſt nichts zu beiſſen, nichts zu brechen hat. Warum aber ſo Cabinetsverſchwiegen? waren wir denn Vater und Sohn? oder wa- ren wir du und du, und gute Freunde zuſam- men? ich find’ in dieſen Fragſtuͤcken Troſt; allein du wirſt ihn hier ſchwerlich finden. Auch fuͤr mich ſelbſt iſt hier Unkraut zwiſchen dem Waizen. Friede mit Minens Seele, Friede mit der Deinigen! Friede mit deiner Mutter, die unausſprechlich leidet. Faͤllt dir ein, daß ich es euch im Waͤldchen wohlfeilern Kaufs laßen koͤnnen; ſo wiſſe, daß dieſer Um- ſtand mich oft ergriffen, daß er mich noch er- greife, und mehr, als es Chriſten geziemet. Gott

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/371>, abgerufen am 22.11.2024.