Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

gesprochen, und wär' es nur gewesen, um
ihm des Argos halber verbindlichst zu danken,
wenn er sich nicht des Danks, wegen rich-
tig bezahlter Collegiorum, geschämt hätte. --

Der Creyßrichter wollt' uns durchaus den
Abend ein Mahl geben, welches wir aber aus-
schlugen. Gotthard war in die Stelle eines
Hausofficiers würklich gerückt, die ein andrer
ihm überlaßen, und sah sich also, dieses Ver-
hältnißes wegen, gedrungen, seinen Erlaß
nachzusuchen, den er mit vielen höflichen Aus-
drücken erhielt. Mit eins fieng der Creyß-
richter an: Sie reisen ab, eben da in ihrer
Gegend ein lustiger Sprung vorfällt! Dies
sollte Amalia und der unerhörte Krämer seyn.
Gotthard hatt' Amalien in des Creyßrichters
Haus eingeführet. Junker Gotthard versi-
cherte, diese Neuigkeit wäre kaum Reitergahr,
und da er merkte, daß man ihm auf den Zahn
zu fühlen anlegte; so macht' er ein Rechts
um kehrt euch, und der Creyßrichter war so
klug, als zuvor. -- Die alt' und wohlbe-
tagte Frau hatt' ihr Gehör, diesen Sinn der
Geselligkeit, verlohren, und war eben dadurch
argwöhnisch und verdrüßlich worden. Ge-
sicht, pflegte mein Vater zu sagen, ist im

Dienst

geſprochen, und waͤr’ es nur geweſen, um
ihm des Argos halber verbindlichſt zu danken,
wenn er ſich nicht des Danks, wegen rich-
tig bezahlter Collegiorum, geſchaͤmt haͤtte. —

Der Creyßrichter wollt’ uns durchaus den
Abend ein Mahl geben, welches wir aber aus-
ſchlugen. Gotthard war in die Stelle eines
Hausofficiers wuͤrklich geruͤckt, die ein andrer
ihm uͤberlaßen, und ſah ſich alſo, dieſes Ver-
haͤltnißes wegen, gedrungen, ſeinen Erlaß
nachzuſuchen, den er mit vielen hoͤflichen Aus-
druͤcken erhielt. Mit eins fieng der Creyß-
richter an: Sie reiſen ab, eben da in ihrer
Gegend ein luſtiger Sprung vorfaͤllt! Dies
ſollte Amalia und der unerhoͤrte Kraͤmer ſeyn.
Gotthard hatt’ Amalien in des Creyßrichters
Haus eingefuͤhret. Junker Gotthard verſi-
cherte, dieſe Neuigkeit waͤre kaum Reitergahr,
und da er merkte, daß man ihm auf den Zahn
zu fuͤhlen anlegte; ſo macht’ er ein Rechts
um kehrt euch, und der Creyßrichter war ſo
klug, als zuvor. — Die alt’ und wohlbe-
tagte Frau hatt’ ihr Gehoͤr, dieſen Sinn der
Geſelligkeit, verlohren, und war eben dadurch
argwoͤhniſch und verdruͤßlich worden. Ge-
ſicht, pflegte mein Vater zu ſagen, iſt im

Dienſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0428" n="420"/>
ge&#x017F;prochen, und wa&#x0364;r&#x2019; es nur gewe&#x017F;en, um<lb/>
ihm des Argos halber verbindlich&#x017F;t zu danken,<lb/>
wenn er &#x017F;ich nicht des Danks, wegen rich-<lb/>
tig bezahlter Collegiorum, ge&#x017F;cha&#x0364;mt ha&#x0364;tte. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Der Creyßrichter wollt&#x2019; uns durchaus den<lb/>
Abend ein Mahl geben, welches wir aber aus-<lb/>
&#x017F;chlugen. Gotthard war in die Stelle eines<lb/>
Hausofficiers wu&#x0364;rklich geru&#x0364;ckt, die ein andrer<lb/>
ihm u&#x0364;berlaßen, und &#x017F;ah &#x017F;ich al&#x017F;o, die&#x017F;es Ver-<lb/>
ha&#x0364;ltnißes wegen, gedrungen, &#x017F;einen Erlaß<lb/>
nachzu&#x017F;uchen, den er mit vielen ho&#x0364;flichen Aus-<lb/>
dru&#x0364;cken erhielt. Mit eins fieng der Creyß-<lb/>
richter an: Sie rei&#x017F;en ab, eben da in ihrer<lb/>
Gegend ein lu&#x017F;tiger Sprung vorfa&#x0364;llt! Dies<lb/>
&#x017F;ollte Amalia und der unerho&#x0364;rte Kra&#x0364;mer &#x017F;eyn.<lb/>
Gotthard hatt&#x2019; Amalien in des Creyßrichters<lb/>
Haus eingefu&#x0364;hret. Junker Gotthard ver&#x017F;i-<lb/>
cherte, die&#x017F;e Neuigkeit wa&#x0364;re kaum Reitergahr,<lb/>
und da er merkte, daß man ihm auf den Zahn<lb/>
zu fu&#x0364;hlen anlegte; &#x017F;o macht&#x2019; er ein Rechts<lb/>
um kehrt euch, und der Creyßrichter war &#x017F;o<lb/>
klug, als zuvor. &#x2014; Die alt&#x2019; und wohlbe-<lb/>
tagte Frau hatt&#x2019; ihr Geho&#x0364;r, die&#x017F;en Sinn der<lb/>
Ge&#x017F;elligkeit, verlohren, und war eben dadurch<lb/>
argwo&#x0364;hni&#x017F;ch und verdru&#x0364;ßlich worden. Ge-<lb/>
&#x017F;icht, pflegte mein Vater zu &#x017F;agen, i&#x017F;t im<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dien&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0428] geſprochen, und waͤr’ es nur geweſen, um ihm des Argos halber verbindlichſt zu danken, wenn er ſich nicht des Danks, wegen rich- tig bezahlter Collegiorum, geſchaͤmt haͤtte. — Der Creyßrichter wollt’ uns durchaus den Abend ein Mahl geben, welches wir aber aus- ſchlugen. Gotthard war in die Stelle eines Hausofficiers wuͤrklich geruͤckt, die ein andrer ihm uͤberlaßen, und ſah ſich alſo, dieſes Ver- haͤltnißes wegen, gedrungen, ſeinen Erlaß nachzuſuchen, den er mit vielen hoͤflichen Aus- druͤcken erhielt. Mit eins fieng der Creyß- richter an: Sie reiſen ab, eben da in ihrer Gegend ein luſtiger Sprung vorfaͤllt! Dies ſollte Amalia und der unerhoͤrte Kraͤmer ſeyn. Gotthard hatt’ Amalien in des Creyßrichters Haus eingefuͤhret. Junker Gotthard verſi- cherte, dieſe Neuigkeit waͤre kaum Reitergahr, und da er merkte, daß man ihm auf den Zahn zu fuͤhlen anlegte; ſo macht’ er ein Rechts um kehrt euch, und der Creyßrichter war ſo klug, als zuvor. — Die alt’ und wohlbe- tagte Frau hatt’ ihr Gehoͤr, dieſen Sinn der Geſelligkeit, verlohren, und war eben dadurch argwoͤhniſch und verdruͤßlich worden. Ge- ſicht, pflegte mein Vater zu ſagen, iſt im Dienſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/428
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/428>, abgerufen am 21.11.2024.