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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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dieser Welt, und ihr Wunsch ward erfüllt.
Sie ward von Stunde zu Stunde schwächer,
und bat die Pastorin, ihr die Leidensgeschichte
Christi und seinen Tod vorzulesen aus allen
Evangelisten! Wir sollen, sagte sie, des
Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt.

Während dem Lesen sagte sie zuweilen
Strophen aus Liedern. Beym Begräbnis
Christi sang sie mit dumpfen Tönen. (Dies
war ihr letzter Gesang. Sie selbst sagte:
meine Stimme ist schon begraben! Sie wird
wieder auferstehen im ewigen Leben! Man
kann länger reden, als singen.)

Die Welt ist mir, ich ihr nicht gut,
mir eckelt alles, was sie thut:
was kann sie mehr als Fromme schmähen?
O! nimm mich! Nimm mich hin ins
Grab;
so sterb ich meinen Sünden ab,
und werde sauber auferstehen!
komm so mein Tod und sey gegrüßt,
der mehr als tausend Leben ist!

D. Saft, der ohne, daß sie ihn ver-
langt, zu ihr gekommen war, sagte der Pa-
storin, daß eine Entzündung da wäre. Den
Gang der Krankheit konnte er nicht bezeich-

nen.
H

dieſer Welt, und ihr Wunſch ward erfuͤllt.
Sie ward von Stunde zu Stunde ſchwaͤcher,
und bat die Paſtorin, ihr die Leidensgeſchichte
Chriſti und ſeinen Tod vorzuleſen aus allen
Evangeliſten! Wir ſollen, ſagte ſie, des
Herrn Tod verkuͤndigen, bis daß er kommt.

Waͤhrend dem Leſen ſagte ſie zuweilen
Strophen aus Liedern. Beym Begraͤbnis
Chriſti ſang ſie mit dumpfen Toͤnen. (Dies
war ihr letzter Geſang. Sie ſelbſt ſagte:
meine Stimme iſt ſchon begraben! Sie wird
wieder auferſtehen im ewigen Leben! Man
kann laͤnger reden, als ſingen.)

Die Welt iſt mir, ich ihr nicht gut,
mir eckelt alles, was ſie thut:
was kann ſie mehr als Fromme ſchmaͤhen?
O! nimm mich! Nimm mich hin ins
Grab;
ſo ſterb ich meinen Suͤnden ab,
und werde ſauber auferſtehen!
komm ſo mein Tod und ſey gegruͤßt,
der mehr als tauſend Leben iſt!

D. Saft, der ohne, daß ſie ihn ver-
langt, zu ihr gekommen war, ſagte der Pa-
ſtorin, daß eine Entzuͤndung da waͤre. Den
Gang der Krankheit konnte er nicht bezeich-

nen.
H
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[113/0119] dieſer Welt, und ihr Wunſch ward erfuͤllt. Sie ward von Stunde zu Stunde ſchwaͤcher, und bat die Paſtorin, ihr die Leidensgeſchichte Chriſti und ſeinen Tod vorzuleſen aus allen Evangeliſten! Wir ſollen, ſagte ſie, des Herrn Tod verkuͤndigen, bis daß er kommt. Waͤhrend dem Leſen ſagte ſie zuweilen Strophen aus Liedern. Beym Begraͤbnis Chriſti ſang ſie mit dumpfen Toͤnen. (Dies war ihr letzter Geſang. Sie ſelbſt ſagte: meine Stimme iſt ſchon begraben! Sie wird wieder auferſtehen im ewigen Leben! Man kann laͤnger reden, als ſingen.) Die Welt iſt mir, ich ihr nicht gut, mir eckelt alles, was ſie thut: was kann ſie mehr als Fromme ſchmaͤhen? O! nimm mich! Nimm mich hin ins Grab; ſo ſterb ich meinen Suͤnden ab, und werde ſauber auferſtehen! komm ſo mein Tod und ſey gegruͤßt, der mehr als tauſend Leben iſt! D. Saft, der ohne, daß ſie ihn ver- langt, zu ihr gekommen war, ſagte der Pa- ſtorin, daß eine Entzuͤndung da waͤre. Den Gang der Krankheit konnte er nicht bezeich- nen. H

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/119>, abgerufen am 24.11.2024.