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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Meßing, Blech, Gold. Sie war selbst keine
Freundin von englischem Lack. Papilloten
konnte sie nicht leiden. Ich habe nie in mei-
nem Haare Papilloten getragen. Vater und
Mutter waren dagegen. Papier im Garten
und in den Haaren war meinem Vater gleich
unnatürlich, und meine Mutter sagte, wenn
sie einen falschen Menschen beschreiben wollte:
Es ist ein Mensch, der sich in Papilloten zu
legen versteht. Eine Ordnung war ihr eigen,
die mein Vater ein Schnürchen Perlen zu
nennen pflegte. Sehr war sie für Leute, die
von Natur lockigt Haar hatten. Gebohrne
Pastores, pflegte sie zu sagen! Im Tanzen
hatte sie nicht Unterricht genommen, das sahe
man ihr an. Sie hielt sich nicht rohrgerade;
allein sie fiel auch nicht zusammen. Ein
Kunstloser völlig natürlicher Anstand war ihr
eigen. Sie schnürte sich nie, gieng etwas
schnell und ein wenig mit dem Kopf vorgebo-
gen. Eine Lieblingsart von Andachtsbezeu-
gung war es, die Schultern in die Höhe zu
ziehen. Die Hände faltete sie auf eine so
vortrefliche Weise, daß man Ausdruck drinn
sahe. Sonst hemmt das Händefalten alle
Handaction; es scheint die tiefste Ehrfurcht zu
verrathen, die immer unbeweglich ist. Man

will

Meßing, Blech, Gold. Sie war ſelbſt keine
Freundin von engliſchem Lack. Papilloten
konnte ſie nicht leiden. Ich habe nie in mei-
nem Haare Papilloten getragen. Vater und
Mutter waren dagegen. Papier im Garten
und in den Haaren war meinem Vater gleich
unnatuͤrlich, und meine Mutter ſagte, wenn
ſie einen falſchen Menſchen beſchreiben wollte:
Es iſt ein Menſch, der ſich in Papilloten zu
legen verſteht. Eine Ordnung war ihr eigen,
die mein Vater ein Schnuͤrchen Perlen zu
nennen pflegte. Sehr war ſie fuͤr Leute, die
von Natur lockigt Haar hatten. Gebohrne
Paſtores, pflegte ſie zu ſagen! Im Tanzen
hatte ſie nicht Unterricht genommen, das ſahe
man ihr an. Sie hielt ſich nicht rohrgerade;
allein ſie fiel auch nicht zuſammen. Ein
Kunſtloſer voͤllig natuͤrlicher Anſtand war ihr
eigen. Sie ſchnuͤrte ſich nie, gieng etwas
ſchnell und ein wenig mit dem Kopf vorgebo-
gen. Eine Lieblingsart von Andachtsbezeu-
gung war es, die Schultern in die Hoͤhe zu
ziehen. Die Haͤnde faltete ſie auf eine ſo
vortrefliche Weiſe, daß man Ausdruck drinn
ſahe. Sonſt hemmt das Haͤndefalten alle
Handaction; es ſcheint die tiefſte Ehrfurcht zu
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[128/0134] Meßing, Blech, Gold. Sie war ſelbſt keine Freundin von engliſchem Lack. Papilloten konnte ſie nicht leiden. Ich habe nie in mei- nem Haare Papilloten getragen. Vater und Mutter waren dagegen. Papier im Garten und in den Haaren war meinem Vater gleich unnatuͤrlich, und meine Mutter ſagte, wenn ſie einen falſchen Menſchen beſchreiben wollte: Es iſt ein Menſch, der ſich in Papilloten zu legen verſteht. Eine Ordnung war ihr eigen, die mein Vater ein Schnuͤrchen Perlen zu nennen pflegte. Sehr war ſie fuͤr Leute, die von Natur lockigt Haar hatten. Gebohrne Paſtores, pflegte ſie zu ſagen! Im Tanzen hatte ſie nicht Unterricht genommen, das ſahe man ihr an. Sie hielt ſich nicht rohrgerade; allein ſie fiel auch nicht zuſammen. Ein Kunſtloſer voͤllig natuͤrlicher Anſtand war ihr eigen. Sie ſchnuͤrte ſich nie, gieng etwas ſchnell und ein wenig mit dem Kopf vorgebo- gen. Eine Lieblingsart von Andachtsbezeu- gung war es, die Schultern in die Hoͤhe zu ziehen. Die Haͤnde faltete ſie auf eine ſo vortrefliche Weiſe, daß man Ausdruck drinn ſahe. Sonſt hemmt das Haͤndefalten alle Handaction; es ſcheint die tiefſte Ehrfurcht zu verrathen, die immer unbeweglich iſt. Man will

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/134>, abgerufen am 26.11.2024.