freyheit einführen, können immer Zoll und Accise höher stellen. Der Geitz, der Samm- lungstrieb, gehört auf diese Rechnung. Man ist ein Sclave, um einst frey zu werden. Man dient als Soldat, um nicht als Bürger zu ge- horchen. Man ist Ehemann, man ist ein Sclave, um zu glauben, man sey frey. Selbst dieser so ausgeartete Trieb führt, oder könnte uns auf den Punkt führen, den Chri- stus angab. Er sey bey uns alle Tage bis an der Welt Ende! zu einer Theokratie, wo jeder dem andern läßt, was er hat, wo im erha- bensten Sinn jeder für sich und Gott für uns alle ist. Wo wir nicht messen und wägen, wo alles in den Tag hinein lebt -- Diese gül- dene Zeit, dieses mannbare Weltalter, wenn wird es kommen? Wenn die leibliche Theo- kratie, wenn die Geistliche? das Reich der Gnaden und der Herrlichkeit? Amen! Komm, du schöne Freudenkrone! singt meine Frau! --
Dies ist das Paradies aus Grundsätzen, das sich der Mensch selbst bauen kann.
Denkt man sich aber einen verwilderten Naturmenschen, der gewis in keinem Para- diese seyn wird, wenn es ihm nicht ein ande- rer gebauet hat; so kann er freylich Herr der Thiere seyn; allein wenn er seines gleichen
sieht,
freyheit einfuͤhren, koͤnnen immer Zoll und Acciſe hoͤher ſtellen. Der Geitz, der Samm- lungstrieb, gehoͤrt auf dieſe Rechnung. Man iſt ein Sclave, um einſt frey zu werden. Man dient als Soldat, um nicht als Buͤrger zu ge- horchen. Man iſt Ehemann, man iſt ein Sclave, um zu glauben, man ſey frey. Selbſt dieſer ſo ausgeartete Trieb fuͤhrt, oder koͤnnte uns auf den Punkt fuͤhren, den Chri- ſtus angab. Er ſey bey uns alle Tage bis an der Welt Ende! zu einer Theokratie, wo jeder dem andern laͤßt, was er hat, wo im erha- benſten Sinn jeder fuͤr ſich und Gott fuͤr uns alle iſt. Wo wir nicht meſſen und waͤgen, wo alles in den Tag hinein lebt — Dieſe guͤl- dene Zeit, dieſes mannbare Weltalter, wenn wird es kommen? Wenn die leibliche Theo- kratie, wenn die Geiſtliche? das Reich der Gnaden und der Herrlichkeit? Amen! Komm, du ſchoͤne Freudenkrone! ſingt meine Frau! —
Dies iſt das Paradies aus Grundſaͤtzen, das ſich der Menſch ſelbſt bauen kann.
Denkt man ſich aber einen verwilderten Naturmenſchen, der gewis in keinem Para- dieſe ſeyn wird, wenn es ihm nicht ein ande- rer gebauet hat; ſo kann er freylich Herr der Thiere ſeyn; allein wenn er ſeines gleichen
ſieht,
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freyheit einfuͤhren, koͤnnen immer Zoll und
Acciſe hoͤher ſtellen. Der Geitz, der Samm-
lungstrieb, gehoͤrt auf dieſe Rechnung. Man
iſt ein Sclave, um einſt frey zu werden. Man
dient als Soldat, um nicht als Buͤrger zu ge-
horchen. Man iſt Ehemann, man iſt ein
Sclave, um zu glauben, man ſey frey.
Selbſt dieſer ſo ausgeartete Trieb fuͤhrt, oder
koͤnnte uns auf den Punkt fuͤhren, den Chri-
ſtus angab. Er ſey bey uns alle Tage bis an
der Welt Ende! zu einer Theokratie, wo jeder
dem andern laͤßt, was er hat, wo im erha-
benſten Sinn jeder fuͤr ſich und Gott fuͤr uns
alle iſt. Wo wir nicht meſſen und waͤgen,
wo alles in den Tag hinein lebt — Dieſe guͤl-
dene Zeit, dieſes mannbare Weltalter, wenn
wird es kommen? Wenn die leibliche Theo-
kratie, wenn die Geiſtliche? das Reich der
Gnaden und der Herrlichkeit? Amen! Komm,
du ſchoͤne Freudenkrone! ſingt meine Frau! —
Dies iſt das Paradies aus Grundſaͤtzen,
das ſich der Menſch ſelbſt bauen kann.
Denkt man ſich aber einen verwilderten
Naturmenſchen, der gewis in keinem Para-
dieſe ſeyn wird, wenn es ihm nicht ein ande-
rer gebauet hat; ſo kann er freylich Herr der
Thiere ſeyn; allein wenn er ſeines gleichen
ſieht,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/192>, abgerufen am 24.11.2024.
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