Künsteleyen, die Bedürfnisse, welche der Mensch so mühsam suchte, haben sein Unglück gemacht. Reichthum ist nichts wesentliches. In der im Argen liegenden Welt siehet er zwar so aus; allein er ist es nicht. Gott der Herr würd' ihn sonst so nicht vertheilt haben. Wer hat denn den Reichthum? Gemeinhin Leute, mit denen wir nicht tauschen würden. Chri- stus war ganz und gar nicht für den Reich- thum, und da er wirklich an sich etwas unna- türliches ist; wie schwer ist es, hier ein guter Amtmann Gottes zu seyn. Gott! wende den Reichthum, wend thn von mir, wenn ich die Buchhalterey nicht verstehe, die vor Dir gilt!
So denken, und nach diesen Grundsätzen handeln, heißt: das Salz der Erde seyn, wo- durch uns die Welt schmackhafter wird. Das Reich, oder den Stand der Gnaden beschleu- nigen, diesem Gnadenzeitpunkt Gewalt an- thun. Hab ich nicht viel von Ihnen behal- ten, Pastor? --
Einen sehr großen Theil ist dieser Gnaden- punkt durch die Erscheinung Christi ins Fleisch herangerückt! -- Daher heißen auch die Ta- ge von den ersten Weyhnachten: dies ist die
ange-
Kuͤnſteleyen, die Beduͤrfniſſe, welche der Menſch ſo muͤhſam ſuchte, haben ſein Ungluͤck gemacht. Reichthum iſt nichts weſentliches. In der im Argen liegenden Welt ſiehet er zwar ſo aus; allein er iſt es nicht. Gott der Herr wuͤrd’ ihn ſonſt ſo nicht vertheilt haben. Wer hat denn den Reichthum? Gemeinhin Leute, mit denen wir nicht tauſchen wuͤrden. Chri- ſtus war ganz und gar nicht fuͤr den Reich- thum, und da er wirklich an ſich etwas unna- tuͤrliches iſt; wie ſchwer iſt es, hier ein guter Amtmann Gottes zu ſeyn. Gott! wende den Reichthum, wend thn von mir, wenn ich die Buchhalterey nicht verſtehe, die vor Dir gilt!
So denken, und nach dieſen Grundſaͤtzen handeln, heißt: das Salz der Erde ſeyn, wo- durch uns die Welt ſchmackhafter wird. Das Reich, oder den Stand der Gnaden beſchleu- nigen, dieſem Gnadenzeitpunkt Gewalt an- thun. Hab ich nicht viel von Ihnen behal- ten, Paſtor? —
Einen ſehr großen Theil iſt dieſer Gnaden- punkt durch die Erſcheinung Chriſti ins Fleiſch herangeruͤckt! — Daher heißen auch die Ta- ge von den erſten Weyhnachten: dies iſt die
ange-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0230"n="224"/>
Kuͤnſteleyen, die Beduͤrfniſſe, welche der<lb/>
Menſch ſo muͤhſam ſuchte, haben ſein Ungluͤck<lb/>
gemacht. Reichthum iſt nichts weſentliches.<lb/>
In der im Argen liegenden Welt ſiehet er zwar<lb/>ſo aus; allein er iſt es nicht. Gott der Herr<lb/>
wuͤrd’ ihn ſonſt ſo nicht vertheilt haben. Wer<lb/>
hat denn den Reichthum? Gemeinhin Leute,<lb/>
mit denen wir nicht tauſchen wuͤrden. Chri-<lb/>ſtus war ganz und gar nicht fuͤr den Reich-<lb/>
thum, und da er wirklich an ſich etwas unna-<lb/>
tuͤrliches iſt; wie ſchwer iſt es, hier ein guter<lb/>
Amtmann Gottes zu ſeyn. <hirendition="#fr">Gott!</hi> wende<lb/>
den Reichthum, wend thn von mir, wenn ich<lb/>
die Buchhalterey nicht verſtehe, die vor <hirendition="#fr">Dir</hi><lb/>
gilt!</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>So denken, und nach dieſen Grundſaͤtzen<lb/>
handeln, heißt: das Salz der Erde ſeyn, wo-<lb/>
durch uns die Welt ſchmackhafter wird. Das<lb/>
Reich, oder den Stand der Gnaden beſchleu-<lb/>
nigen, dieſem Gnadenzeitpunkt Gewalt an-<lb/>
thun. Hab ich nicht viel von Ihnen behal-<lb/>
ten, Paſtor? —</p><lb/><p>Einen ſehr großen Theil iſt dieſer Gnaden-<lb/>
punkt durch die Erſcheinung Chriſti ins Fleiſch<lb/>
herangeruͤckt! — Daher heißen auch die Ta-<lb/>
ge von den erſten Weyhnachten: dies iſt die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ange-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[224/0230]
Kuͤnſteleyen, die Beduͤrfniſſe, welche der
Menſch ſo muͤhſam ſuchte, haben ſein Ungluͤck
gemacht. Reichthum iſt nichts weſentliches.
In der im Argen liegenden Welt ſiehet er zwar
ſo aus; allein er iſt es nicht. Gott der Herr
wuͤrd’ ihn ſonſt ſo nicht vertheilt haben. Wer
hat denn den Reichthum? Gemeinhin Leute,
mit denen wir nicht tauſchen wuͤrden. Chri-
ſtus war ganz und gar nicht fuͤr den Reich-
thum, und da er wirklich an ſich etwas unna-
tuͤrliches iſt; wie ſchwer iſt es, hier ein guter
Amtmann Gottes zu ſeyn. Gott! wende
den Reichthum, wend thn von mir, wenn ich
die Buchhalterey nicht verſtehe, die vor Dir
gilt!
So denken, und nach dieſen Grundſaͤtzen
handeln, heißt: das Salz der Erde ſeyn, wo-
durch uns die Welt ſchmackhafter wird. Das
Reich, oder den Stand der Gnaden beſchleu-
nigen, dieſem Gnadenzeitpunkt Gewalt an-
thun. Hab ich nicht viel von Ihnen behal-
ten, Paſtor? —
Einen ſehr großen Theil iſt dieſer Gnaden-
punkt durch die Erſcheinung Chriſti ins Fleiſch
herangeruͤckt! — Daher heißen auch die Ta-
ge von den erſten Weyhnachten: dies iſt die
ange-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/230>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.