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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Ueber das Spiel hättest du mehr schreiben
sollen. Es scheint mir wechselseitige Abma-
chung, intereßirt seyn zu können. Eigennutz
und alles und jedes, wo das Wort eigen vor-
kommt, ist aus dem Stammhause Eigenliebe.
Wer kann indessen in einer guten Gesellschaft
einen Menschen ausstehen, der ohne End und
Ziel von sich selbst spricht; es wäre denn, daß
er sein überstandnes Unglück erzählt. Eben
so ist ein Eigennütziger ein Greuel im Umgan-
ge. Das Spiel scheinet erfunden zu seyn,
den menschlichen Neigungen, die man durch
Lebensart zu unterdrücken verbunden ist, zu
Hülfe zu kommen. Wir würden es sehr übel
nehmen, wenn der andre uns geflissentlich ge-
winnen liesse. Der Gewinner muß indessen
eben so viel Glück, als Spielverstand zeigen,
wenn wir ihm das Recht zu gewinnen zuer-
kennen sollen; obgleich es auch gewiß ist, daß
Spieler diesen gern, jenen höchst ungern ge-
winnen lassen, es besitze jener gleich Glück und
Verstand in der besten Proportion. Du ver-
stehst mich von ferne. Unter dem Wort Spie-
ler versteh ich keinen, der aufs Spiel ausgeht,
oder vielmehr ausläuft. Keinen Virtuoso,
sondern einen Dilettante, um es dir deutli-
cher, (das heißt oft uneigentlicher) zu geben.

Bey

Ueber das Spiel haͤtteſt du mehr ſchreiben
ſollen. Es ſcheint mir wechſelſeitige Abma-
chung, intereßirt ſeyn zu koͤnnen. Eigennutz
und alles und jedes, wo das Wort eigen vor-
kommt, iſt aus dem Stammhauſe Eigenliebe.
Wer kann indeſſen in einer guten Geſellſchaft
einen Menſchen ausſtehen, der ohne End und
Ziel von ſich ſelbſt ſpricht; es waͤre denn, daß
er ſein uͤberſtandnes Ungluͤck erzaͤhlt. Eben
ſo iſt ein Eigennuͤtziger ein Greuel im Umgan-
ge. Das Spiel ſcheinet erfunden zu ſeyn,
den menſchlichen Neigungen, die man durch
Lebensart zu unterdruͤcken verbunden iſt, zu
Huͤlfe zu kommen. Wir wuͤrden es ſehr uͤbel
nehmen, wenn der andre uns gefliſſentlich ge-
winnen lieſſe. Der Gewinner muß indeſſen
eben ſo viel Gluͤck, als Spielverſtand zeigen,
wenn wir ihm das Recht zu gewinnen zuer-
kennen ſollen; obgleich es auch gewiß iſt, daß
Spieler dieſen gern, jenen hoͤchſt ungern ge-
winnen laſſen, es beſitze jener gleich Gluͤck und
Verſtand in der beſten Proportion. Du ver-
ſtehſt mich von ferne. Unter dem Wort Spie-
ler verſteh ich keinen, der aufs Spiel ausgeht,
oder vielmehr auslaͤuft. Keinen Virtuoſo,
ſondern einen Dilettante, um es dir deutli-
cher, (das heißt oft uneigentlicher) zu geben.

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[31/0037] Ueber das Spiel haͤtteſt du mehr ſchreiben ſollen. Es ſcheint mir wechſelſeitige Abma- chung, intereßirt ſeyn zu koͤnnen. Eigennutz und alles und jedes, wo das Wort eigen vor- kommt, iſt aus dem Stammhauſe Eigenliebe. Wer kann indeſſen in einer guten Geſellſchaft einen Menſchen ausſtehen, der ohne End und Ziel von ſich ſelbſt ſpricht; es waͤre denn, daß er ſein uͤberſtandnes Ungluͤck erzaͤhlt. Eben ſo iſt ein Eigennuͤtziger ein Greuel im Umgan- ge. Das Spiel ſcheinet erfunden zu ſeyn, den menſchlichen Neigungen, die man durch Lebensart zu unterdruͤcken verbunden iſt, zu Huͤlfe zu kommen. Wir wuͤrden es ſehr uͤbel nehmen, wenn der andre uns gefliſſentlich ge- winnen lieſſe. Der Gewinner muß indeſſen eben ſo viel Gluͤck, als Spielverſtand zeigen, wenn wir ihm das Recht zu gewinnen zuer- kennen ſollen; obgleich es auch gewiß iſt, daß Spieler dieſen gern, jenen hoͤchſt ungern ge- winnen laſſen, es beſitze jener gleich Gluͤck und Verſtand in der beſten Proportion. Du ver- ſtehſt mich von ferne. Unter dem Wort Spie- ler verſteh ich keinen, der aufs Spiel ausgeht, oder vielmehr auslaͤuft. Keinen Virtuoſo, ſondern einen Dilettante, um es dir deutli- cher, (das heißt oft uneigentlicher) zu geben. Bey

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/37>, abgerufen am 21.11.2024.