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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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stäubt war. Selten ist ein Professor Gros-
vater ein Religionsfreund. Woher Freunde?
Weil er das Wahre in seiner Lehre aus Got-
tes Wort geschöpft hat, und weil er einsie-
het, daß wenn er seine Wissenschaft aufs
Volk herabstimmen solle, man nicht anders
lehren würde, als Christus, der Professor
des ganzen menschlichen Geschlechts.

Zu diesem Weil noch ein Paar: weil alle
wahre Philosophie in Zweifel besteht, weil
viel unphilosophisches in die Religion hinein-
gekommen, zu der jeder vernünftige lautere
Christ zu sagen gewohnt ist: Freund, wie
bist du hereinkommen und hast kein
hochzeitliches Kleid an?
Solch eines
Gastes halber aber die ganze Hochzeitfreude
aufzuheben ist sündlich! O ihr guten Philo-
sophen! macht ihrs wohl wie die Engel, die
das Unkraut vom Waizen trennen? Ihr
reißt beym Jäten Unkraut und Waizen aus,
so daß die Erde ohne Hemde nackt und blos
da ist, als wärs Wintertag, wenn der
Wind allen Schnee weggetrieben! -- Mich
friert! --

Was wolt ihr Hochgelahrte Nichtswis-
ser! von den Concilien und den jetzigen
Winkelzwiespalten in der Kirche? Fasset

doch

ſtaͤubt war. Selten iſt ein Profeſſor Gros-
vater ein Religionsfreund. Woher Freunde?
Weil er das Wahre in ſeiner Lehre aus Got-
tes Wort geſchoͤpft hat, und weil er einſie-
het, daß wenn er ſeine Wiſſenſchaft aufs
Volk herabſtimmen ſolle, man nicht anders
lehren wuͤrde, als Chriſtus, der Profeſſor
des ganzen menſchlichen Geſchlechts.

Zu dieſem Weil noch ein Paar: weil alle
wahre Philoſophie in Zweifel beſteht, weil
viel unphiloſophiſches in die Religion hinein-
gekommen, zu der jeder vernuͤnftige lautere
Chriſt zu ſagen gewohnt iſt: Freund, wie
biſt du hereinkommen und haſt kein
hochzeitliches Kleid an?
Solch eines
Gaſtes halber aber die ganze Hochzeitfreude
aufzuheben iſt ſuͤndlich! O ihr guten Philo-
ſophen! macht ihrs wohl wie die Engel, die
das Unkraut vom Waizen trennen? Ihr
reißt beym Jaͤten Unkraut und Waizen aus,
ſo daß die Erde ohne Hemde nackt und blos
da iſt, als waͤrs Wintertag, wenn der
Wind allen Schnee weggetrieben! — Mich
friert! —

Was wolt ihr Hochgelahrte Nichtswiſ-
ſer! von den Concilien und den jetzigen
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[372/0380] ſtaͤubt war. Selten iſt ein Profeſſor Gros- vater ein Religionsfreund. Woher Freunde? Weil er das Wahre in ſeiner Lehre aus Got- tes Wort geſchoͤpft hat, und weil er einſie- het, daß wenn er ſeine Wiſſenſchaft aufs Volk herabſtimmen ſolle, man nicht anders lehren wuͤrde, als Chriſtus, der Profeſſor des ganzen menſchlichen Geſchlechts. Zu dieſem Weil noch ein Paar: weil alle wahre Philoſophie in Zweifel beſteht, weil viel unphiloſophiſches in die Religion hinein- gekommen, zu der jeder vernuͤnftige lautere Chriſt zu ſagen gewohnt iſt: Freund, wie biſt du hereinkommen und haſt kein hochzeitliches Kleid an? Solch eines Gaſtes halber aber die ganze Hochzeitfreude aufzuheben iſt ſuͤndlich! O ihr guten Philo- ſophen! macht ihrs wohl wie die Engel, die das Unkraut vom Waizen trennen? Ihr reißt beym Jaͤten Unkraut und Waizen aus, ſo daß die Erde ohne Hemde nackt und blos da iſt, als waͤrs Wintertag, wenn der Wind allen Schnee weggetrieben! — Mich friert! — Was wolt ihr Hochgelahrte Nichtswiſ- ſer! von den Concilien und den jetzigen Winkelzwieſpalten in der Kirche? Faſſet doch

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/380>, abgerufen am 22.11.2024.