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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Panegirist Schuld daran wäre, daß ich in
rußische Dienste gegangen.

Der Königliche Rath hatte die abgegan-
gene Stellen wieder besetzt; indessen hatt' er,
um mir die eingebüßte Nacht nicht schuldig
zu bleiben, ausser dem Stammhalter, dem
Prediger, die als ordentliche Mitglieder ein-
geführten Männer, den Officier, den Kö-
niglichen Rath, den Professor und noch einen
verabschiedeten preußischen Officier gebeten,
der als Zöllner versorgt war. Dieser Zöllner
und ich sahen uns an, und wie aus einem
Munde. Alexander! Darius! Wer hätte
das gedacht! --

Es war im ersten Augenblick alles du
und du. Da aber Darius hörte: ich wäre
Major gewesen, beschied er sich den Augen-
blick, und ich hatte viel Mühe, ihn wieder
an Ort und Stelle zu bringen! Benjamin?
Ja er selbst! -- Auch Benjamins Ge-
schichte will ich Extrapost erzählen. Wir
verließen Benjamin in einem schrecklichen Zu-
stande.

Mine, die ihm aufgetragen ihre Reise
nach Mitau vorzubereiten, fand ihn selbst
reisefertig zur andern Welt und gieng von sei-

nem

Panegiriſt Schuld daran waͤre, daß ich in
rußiſche Dienſte gegangen.

Der Koͤnigliche Rath hatte die abgegan-
gene Stellen wieder beſetzt; indeſſen hatt’ er,
um mir die eingebuͤßte Nacht nicht ſchuldig
zu bleiben, auſſer dem Stammhalter, dem
Prediger, die als ordentliche Mitglieder ein-
gefuͤhrten Maͤnner, den Officier, den Koͤ-
niglichen Rath, den Profeſſor und noch einen
verabſchiedeten preußiſchen Officier gebeten,
der als Zoͤllner verſorgt war. Dieſer Zoͤllner
und ich ſahen uns an, und wie aus einem
Munde. Alexander! Darius! Wer haͤtte
das gedacht! —

Es war im erſten Augenblick alles du
und du. Da aber Darius hoͤrte: ich waͤre
Major geweſen, beſchied er ſich den Augen-
blick, und ich hatte viel Muͤhe, ihn wieder
an Ort und Stelle zu bringen! Benjamin?
Ja er ſelbſt! — Auch Benjamins Ge-
ſchichte will ich Extrapoſt erzaͤhlen. Wir
verließen Benjamin in einem ſchrecklichen Zu-
ſtande.

Mine, die ihm aufgetragen ihre Reiſe
nach Mitau vorzubereiten, fand ihn ſelbſt
reiſefertig zur andern Welt und gieng von ſei-

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[379/0387] Panegiriſt Schuld daran waͤre, daß ich in rußiſche Dienſte gegangen. Der Koͤnigliche Rath hatte die abgegan- gene Stellen wieder beſetzt; indeſſen hatt’ er, um mir die eingebuͤßte Nacht nicht ſchuldig zu bleiben, auſſer dem Stammhalter, dem Prediger, die als ordentliche Mitglieder ein- gefuͤhrten Maͤnner, den Officier, den Koͤ- niglichen Rath, den Profeſſor und noch einen verabſchiedeten preußiſchen Officier gebeten, der als Zoͤllner verſorgt war. Dieſer Zoͤllner und ich ſahen uns an, und wie aus einem Munde. Alexander! Darius! Wer haͤtte das gedacht! — Es war im erſten Augenblick alles du und du. Da aber Darius hoͤrte: ich waͤre Major geweſen, beſchied er ſich den Augen- blick, und ich hatte viel Muͤhe, ihn wieder an Ort und Stelle zu bringen! Benjamin? Ja er ſelbſt! — Auch Benjamins Ge- ſchichte will ich Extrapoſt erzaͤhlen. Wir verließen Benjamin in einem ſchrecklichen Zu- ſtande. Mine, die ihm aufgetragen ihre Reiſe nach Mitau vorzubereiten, fand ihn ſelbſt reiſefertig zur andern Welt und gieng von ſei- nem

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/387>, abgerufen am 22.11.2024.