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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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liche Verbesserung zuzuwenden, daß nach den
Beschreibungen meines dortigen Geschäfts-
trägers mich ein nicht völlig unangenehmer
Aufenthalt erwartete. In dieser Rücksicht
war mir der Kayserliche Auftrag im Wege,
in vielem andern Betracht aber, unaussprech-
lich willkommen! --

Ich gieng ohne Anstand von Mitau nach
-- und solte nach dem mir vorgezeichneten
Reiseplan in -- Nacht halten. Meine Sa-
che war es nie, den Herrn des Guts zu über-
fallen, wo die öffentliche Anstalten für Dach
und Fach gesorgt hatten, so sehr solch ein Ue-
berfall auch Sitt' in Curland ist. Ich ward
bey einem Amtmann eingebracht, der nach
vielen Complimenten meinen Schein ansahe
und mein Seyn abfragen wolte. Natürlich
erfuhr der Ehrenmann so viel, als nöthig
war. Wie ich aber so wenig neugierig seyn
konnte zu fragen, wer seine Hochwohlge-
bohrne Herrschaft wäre, weiß ich noch bis
diesen Augenblick selbst nicht. Mein Vater
war ein Fremdling in Curland und ich war
so wenig zu Wurstreisen, zu Krippenritten
angeführt, daß ich, wie er, in Curland
gleichfals nicht zu Hause gehörte. Auch
selbst jetzt, hätt ich, wie ich schon bemerkt,

nur
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liche Verbeſſerung zuzuwenden, daß nach den
Beſchreibungen meines dortigen Geſchaͤfts-
traͤgers mich ein nicht voͤllig unangenehmer
Aufenthalt erwartete. In dieſer Ruͤckſicht
war mir der Kayſerliche Auftrag im Wege,
in vielem andern Betracht aber, unausſprech-
lich willkommen! —

Ich gieng ohne Anſtand von Mitau nach
— und ſolte nach dem mir vorgezeichneten
Reiſeplan in — Nacht halten. Meine Sa-
che war es nie, den Herrn des Guts zu uͤber-
fallen, wo die oͤffentliche Anſtalten fuͤr Dach
und Fach geſorgt hatten, ſo ſehr ſolch ein Ue-
berfall auch Sitt’ in Curland iſt. Ich ward
bey einem Amtmann eingebracht, der nach
vielen Complimenten meinen Schein anſahe
und mein Seyn abfragen wolte. Natuͤrlich
erfuhr der Ehrenmann ſo viel, als noͤthig
war. Wie ich aber ſo wenig neugierig ſeyn
konnte zu fragen, wer ſeine Hochwohlge-
bohrne Herrſchaft waͤre, weiß ich noch bis
dieſen Augenblick ſelbſt nicht. Mein Vater
war ein Fremdling in Curland und ich war
ſo wenig zu Wurſtreiſen, zu Krippenritten
angefuͤhrt, daß ich, wie er, in Curland
gleichfals nicht zu Hauſe gehoͤrte. Auch
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[433/0441] liche Verbeſſerung zuzuwenden, daß nach den Beſchreibungen meines dortigen Geſchaͤfts- traͤgers mich ein nicht voͤllig unangenehmer Aufenthalt erwartete. In dieſer Ruͤckſicht war mir der Kayſerliche Auftrag im Wege, in vielem andern Betracht aber, unausſprech- lich willkommen! — Ich gieng ohne Anſtand von Mitau nach — und ſolte nach dem mir vorgezeichneten Reiſeplan in — Nacht halten. Meine Sa- che war es nie, den Herrn des Guts zu uͤber- fallen, wo die oͤffentliche Anſtalten fuͤr Dach und Fach geſorgt hatten, ſo ſehr ſolch ein Ue- berfall auch Sitt’ in Curland iſt. Ich ward bey einem Amtmann eingebracht, der nach vielen Complimenten meinen Schein anſahe und mein Seyn abfragen wolte. Natuͤrlich erfuhr der Ehrenmann ſo viel, als noͤthig war. Wie ich aber ſo wenig neugierig ſeyn konnte zu fragen, wer ſeine Hochwohlge- bohrne Herrſchaft waͤre, weiß ich noch bis dieſen Augenblick ſelbſt nicht. Mein Vater war ein Fremdling in Curland und ich war ſo wenig zu Wurſtreiſen, zu Krippenritten angefuͤhrt, daß ich, wie er, in Curland gleichfals nicht zu Hauſe gehoͤrte. Auch ſelbſt jetzt, haͤtt ich, wie ich ſchon bemerkt, nur E e

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/441>, abgerufen am 22.11.2024.