lesen, sey meinen Lesern zu beurtheilen über- laßen!
Jetzt zur Geschichte, und damit ich mei- nen Lesern doppelt einbringe, was sie bey dieser Nutzanwendung eingebüßt, so sey mir gleich mit der Anzeige anzufangen erlaubt, daß Junker Gotthard nicht Tinens Bräu- tigam war. Wie das möglich ist? und wie ich denn auf Trinchen und Amalchen in mei- ner Unterredung mit der lieben Frau v. W -- fallen können? Wohlgesprochen! aber ich frage wieder, wie man glauben können, daß D. Saft todt sey? und ob nicht Jedes der Meynung seyn müßen, Junker Gotthard wäre der Bräutigam? Wer anderer Mey- nung ist, blättre das grisgrämische Gesicht des Herrn v. W -- auf, da er die heissesten Wünsche seinem Schwiegersohne bey der aca- demischen Wanderschaft auf den Weg gab, daß der große Gott ihn auf seiner Reise be- gleiten, seine Studia zu seiner Ehre und des Vaterlandes Nutzen segnen, und ihn zu sei- ner Zeit in die Arme seiner kleinen Braut ge- sund zurückbringen wolle! -- und das war nur ein Theil, der kleinste, von seiner Schwie- gervaterempfindung --
Jun-
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leſen, ſey meinen Leſern zu beurtheilen uͤber- laßen!
Jetzt zur Geſchichte, und damit ich mei- nen Leſern doppelt einbringe, was ſie bey dieſer Nutzanwendung eingebuͤßt, ſo ſey mir gleich mit der Anzeige anzufangen erlaubt, daß Junker Gotthard nicht Tinens Braͤu- tigam war. Wie das moͤglich iſt? und wie ich denn auf Trinchen und Amalchen in mei- ner Unterredung mit der lieben Frau v. W — fallen koͤnnen? Wohlgeſprochen! aber ich frage wieder, wie man glauben koͤnnen, daß D. Saft todt ſey? und ob nicht Jedes der Meynung ſeyn muͤßen, Junker Gotthard waͤre der Braͤutigam? Wer anderer Mey- nung iſt, blaͤttre das grisgraͤmiſche Geſicht des Herrn v. W — auf, da er die heiſſeſten Wuͤnſche ſeinem Schwiegerſohne bey der aca- demiſchen Wanderſchaft auf den Weg gab, daß der große Gott ihn auf ſeiner Reiſe be- gleiten, ſeine Studia zu ſeiner Ehre und des Vaterlandes Nutzen ſegnen, und ihn zu ſei- ner Zeit in die Arme ſeiner kleinen Braut ge- ſund zuruͤckbringen wolle! — und das war nur ein Theil, der kleinſte, von ſeiner Schwie- gervaterempfindung —
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leſen, ſey meinen Leſern zu beurtheilen uͤber-
laßen!
Jetzt zur Geſchichte, und damit ich mei-
nen Leſern doppelt einbringe, was ſie bey
dieſer Nutzanwendung eingebuͤßt, ſo ſey mir
gleich mit der Anzeige anzufangen erlaubt,
daß Junker Gotthard nicht Tinens Braͤu-
tigam war. Wie das moͤglich iſt? und wie
ich denn auf Trinchen und Amalchen in mei-
ner Unterredung mit der lieben Frau v. W —
fallen koͤnnen? Wohlgeſprochen! aber ich
frage wieder, wie man glauben koͤnnen, daß
D. Saft todt ſey? und ob nicht Jedes der
Meynung ſeyn muͤßen, Junker Gotthard
waͤre der Braͤutigam? Wer anderer Mey-
nung iſt, blaͤttre das grisgraͤmiſche Geſicht
des Herrn v. W — auf, da er die heiſſeſten
Wuͤnſche ſeinem Schwiegerſohne bey der aca-
demiſchen Wanderſchaft auf den Weg gab,
daß der große Gott ihn auf ſeiner Reiſe be-
gleiten, ſeine Studia zu ſeiner Ehre und des
Vaterlandes Nutzen ſegnen, und ihn zu ſei-
ner Zeit in die Arme ſeiner kleinen Braut ge-
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nur ein Theil, der kleinſte, von ſeiner Schwie-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/477>, abgerufen am 29.11.2024.
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