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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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daß ich meiner Uniform nicht untreu werden
könnte, so bemerkte er, daß die Einförmig-
keit in der Kleidung zwar was gesetztes (ganz
gehorsamster Diener!) anzeige; allein es wäre
nichts fröliches nichts aufmunterndes, nichts
schönes dabey! -- Immer hin!

Mit den lieben Schönleuten! Ich liebe
sie nicht, sie mögen Schöndenker, Schön-
schreiber, Schönfärber seyn! --

Tine hatte sich ganz rußisch gekleidet. Sie
trug, wie sie sagte, meine Uniform. Ich
zeigte ihr, wie Gretchen, die rußische Art,
beym Neglische ein Tuch um den Kopf zu
binden -- Stchy, ein rußisches Original-
gericht, kam oft auf die Tafel. Herr v.
W -- fand es den Umständen angemessen,
da ich rußischer Major wäre. Kiengis (Pelz-
schue) verehrt' ich meiner Braut, und sie
zeigte solch eine Freude darüber, daß sie sol-
che stehendes Fußes anzog. Sie schien sie
anbehalten zu wollen. Für den Winter,
fing ich an, liebe Tine! für den Winter?
sagte Tine. Ja, liebe Tine!

Herr v. W --, der auch diese und an-
dere rußische Trachten meinethalber großmü-
thigst gestattet hatte, gab seiner Tochter den
Wink, daß, da nun bald der tabelnoi prasz-

nick
K k 5

daß ich meiner Uniform nicht untreu werden
koͤnnte, ſo bemerkte er, daß die Einfoͤrmig-
keit in der Kleidung zwar was geſetztes (ganz
gehorſamſter Diener!) anzeige; allein es waͤre
nichts froͤliches nichts aufmunterndes, nichts
ſchoͤnes dabey! — Immer hin!

Mit den lieben Schoͤnleuten! Ich liebe
ſie nicht, ſie moͤgen Schoͤndenker, Schoͤn-
ſchreiber, Schoͤnfaͤrber ſeyn! —

Tine hatte ſich ganz rußiſch gekleidet. Sie
trug, wie ſie ſagte, meine Uniform. Ich
zeigte ihr, wie Gretchen, die rußiſche Art,
beym Negliſche ein Tuch um den Kopf zu
binden — Stchy, ein rußiſches Original-
gericht, kam oft auf die Tafel. Herr v.
W — fand es den Umſtaͤnden angemeſſen,
da ich rußiſcher Major waͤre. Kiengis (Pelz-
ſchue) verehrt’ ich meiner Braut, und ſie
zeigte ſolch eine Freude daruͤber, daß ſie ſol-
che ſtehendes Fußes anzog. Sie ſchien ſie
anbehalten zu wollen. Fuͤr den Winter,
fing ich an, liebe Tine! fuͤr den Winter?
ſagte Tine. Ja, liebe Tine!

Herr v. W —, der auch dieſe und an-
dere rußiſche Trachten meinethalber großmuͤ-
thigſt geſtattet hatte, gab ſeiner Tochter den
Wink, daß, da nun bald der tabelnoi prasz-

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[521/0531] daß ich meiner Uniform nicht untreu werden koͤnnte, ſo bemerkte er, daß die Einfoͤrmig- keit in der Kleidung zwar was geſetztes (ganz gehorſamſter Diener!) anzeige; allein es waͤre nichts froͤliches nichts aufmunterndes, nichts ſchoͤnes dabey! — Immer hin! Mit den lieben Schoͤnleuten! Ich liebe ſie nicht, ſie moͤgen Schoͤndenker, Schoͤn- ſchreiber, Schoͤnfaͤrber ſeyn! — Tine hatte ſich ganz rußiſch gekleidet. Sie trug, wie ſie ſagte, meine Uniform. Ich zeigte ihr, wie Gretchen, die rußiſche Art, beym Negliſche ein Tuch um den Kopf zu binden — Stchy, ein rußiſches Original- gericht, kam oft auf die Tafel. Herr v. W — fand es den Umſtaͤnden angemeſſen, da ich rußiſcher Major waͤre. Kiengis (Pelz- ſchue) verehrt’ ich meiner Braut, und ſie zeigte ſolch eine Freude daruͤber, daß ſie ſol- che ſtehendes Fußes anzog. Sie ſchien ſie anbehalten zu wollen. Fuͤr den Winter, fing ich an, liebe Tine! fuͤr den Winter? ſagte Tine. Ja, liebe Tine! Herr v. W —, der auch dieſe und an- dere rußiſche Trachten meinethalber großmuͤ- thigſt geſtattet hatte, gab ſeiner Tochter den Wink, daß, da nun bald der tabelnoi prasz- nick K k 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/531>, abgerufen am 21.11.2024.