frage, wie viel jährlich für einen einzigen Junker? hätte ein Hofmeister, nach der Er- zählung des Herrn Pastors, hundert Tha- ler Alb. gefordert. Wir werden nicht Han- delsleute, erwiederte der Edelmann, dafür halt ich meinem Sohne Zeit Lebens zwey deutsche Bediente, und da hat er Verstand und Dienst oben ein. Facit, erwiederte der Hofmeister, drey Schlingel! -- Dies un- schickliche Wort, welches eben, weil ein Jun- ker mit drinn begriffen war, desto härter auf- fiel, brachte alles in Bewegung, obgleich es nicht auf die Rechnung des Pastors, sondern des Hofmeisters gehörte. Wenn nicht Herr- mann die Sache ins Geleise gebracht, wer weiß, ob selbst nicht der Cadanzmacher aus der Weise gekommen wäre. Richtig, sagte Herrmann, und der Cavalier beschloß: Eins zu dre[ - 1 Zeichen fehlt] thut vier. Schriftlich oder münd- lich, fragt' ein anderer? Schriftlich, erwie- derte der Pastor; der Hofmeister war noch zur Zeit in Preußen. Das war dem Schlin- gel zu rathen. Ich dächte, der Pastor hätte die Geschichte weglaßen, und der Märty- rer hätte Capitain, statt Hauptmann, schrei- ben sollen! --
Noch
frage, wie viel jaͤhrlich fuͤr einen einzigen Junker? haͤtte ein Hofmeiſter, nach der Er- zaͤhlung des Herrn Paſtors, hundert Tha- ler Alb. gefordert. Wir werden nicht Han- delsleute, erwiederte der Edelmann, dafuͤr halt ich meinem Sohne Zeit Lebens zwey deutſche Bediente, und da hat er Verſtand und Dienſt oben ein. Facit, erwiederte der Hofmeiſter, drey Schlingel! — Dies un- ſchickliche Wort, welches eben, weil ein Jun- ker mit drinn begriffen war, deſto haͤrter auf- fiel, brachte alles in Bewegung, obgleich es nicht auf die Rechnung des Paſtors, ſondern des Hofmeiſters gehoͤrte. Wenn nicht Herr- mann die Sache ins Geleiſe gebracht, wer weiß, ob ſelbſt nicht der Cadanzmacher aus der Weiſe gekommen waͤre. Richtig, ſagte Herrmann, und der Cavalier beſchloß: Eins zu dre[ – 1 Zeichen fehlt] thut vier. Schriftlich oder muͤnd- lich, fragt’ ein anderer? Schriftlich, erwie- derte der Paſtor; der Hofmeiſter war noch zur Zeit in Preußen. Das war dem Schlin- gel zu rathen. Ich daͤchte, der Paſtor haͤtte die Geſchichte weglaßen, und der Maͤrty- rer haͤtte Capitain, ſtatt Hauptmann, ſchrei- ben ſollen! —
Noch
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0548"n="538"/>
frage, wie viel jaͤhrlich fuͤr einen einzigen<lb/>
Junker? haͤtte ein Hofmeiſter, nach der Er-<lb/>
zaͤhlung des Herrn Paſtors, <hirendition="#fr">hundert Tha-<lb/>
ler Alb.</hi> gefordert. Wir werden nicht Han-<lb/>
delsleute, erwiederte der Edelmann, dafuͤr<lb/>
halt ich meinem Sohne Zeit Lebens zwey<lb/>
deutſche Bediente, und da hat er Verſtand<lb/>
und Dienſt oben ein. <hirendition="#aq">Facit,</hi> erwiederte der<lb/>
Hofmeiſter, drey Schlingel! — Dies un-<lb/>ſchickliche Wort, welches eben, weil ein Jun-<lb/>
ker mit drinn begriffen war, deſto haͤrter auf-<lb/>
fiel, brachte alles in Bewegung, obgleich es<lb/>
nicht auf die Rechnung des Paſtors, ſondern<lb/>
des Hofmeiſters gehoͤrte. Wenn nicht Herr-<lb/>
mann die Sache ins Geleiſe gebracht, wer<lb/>
weiß, ob ſelbſt nicht der Cadanzmacher aus<lb/>
der Weiſe gekommen waͤre. Richtig, ſagte<lb/>
Herrmann, und der Cavalier beſchloß: Eins<lb/>
zu dre<gapunit="chars"quantity="1"/> thut vier. Schriftlich oder muͤnd-<lb/>
lich, fragt’ ein anderer? Schriftlich, erwie-<lb/>
derte der Paſtor; der Hofmeiſter war noch<lb/>
zur Zeit in Preußen. Das war dem Schlin-<lb/>
gel zu rathen. Ich daͤchte, der Paſtor haͤtte<lb/>
die Geſchichte weglaßen, und der Maͤrty-<lb/>
rer haͤtte Capitain, ſtatt Hauptmann, ſchrei-<lb/>
ben ſollen! —</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Noch</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[538/0548]
frage, wie viel jaͤhrlich fuͤr einen einzigen
Junker? haͤtte ein Hofmeiſter, nach der Er-
zaͤhlung des Herrn Paſtors, hundert Tha-
ler Alb. gefordert. Wir werden nicht Han-
delsleute, erwiederte der Edelmann, dafuͤr
halt ich meinem Sohne Zeit Lebens zwey
deutſche Bediente, und da hat er Verſtand
und Dienſt oben ein. Facit, erwiederte der
Hofmeiſter, drey Schlingel! — Dies un-
ſchickliche Wort, welches eben, weil ein Jun-
ker mit drinn begriffen war, deſto haͤrter auf-
fiel, brachte alles in Bewegung, obgleich es
nicht auf die Rechnung des Paſtors, ſondern
des Hofmeiſters gehoͤrte. Wenn nicht Herr-
mann die Sache ins Geleiſe gebracht, wer
weiß, ob ſelbſt nicht der Cadanzmacher aus
der Weiſe gekommen waͤre. Richtig, ſagte
Herrmann, und der Cavalier beſchloß: Eins
zu dre_ thut vier. Schriftlich oder muͤnd-
lich, fragt’ ein anderer? Schriftlich, erwie-
derte der Paſtor; der Hofmeiſter war noch
zur Zeit in Preußen. Das war dem Schlin-
gel zu rathen. Ich daͤchte, der Paſtor haͤtte
die Geſchichte weglaßen, und der Maͤrty-
rer haͤtte Capitain, ſtatt Hauptmann, ſchrei-
ben ſollen! —
Noch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 538. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/548>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.