Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

dieses Buch, dieser im Winkel stehende Zöll-
ner, die ihr zwier in der Woche fastet, und ge-
bet den Armen von allem, was ihr habt,
und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut
sagt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus
zu gehen? -- Glaubt ihr, daß der Pauken-
schall allein gen Himmel reiche, und daß euer
Oden-Wirbel dem ein süßer Geruch sey, der
menschlich zu Menschen sprach, und allem,
was gros ist, Einfalt beylegte? Was schlecht
und recht ist, ist ihm angenehm; nicht das
hohe, das sich bäumt und schwillt, nachdem
es respective sich bäumen oder schwellen
kann.

Ich will euch nicht namentlich darstel-
len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet,
die ihr Steine wider mein Buch aufhobet,
und ein Gesicht dabey schnittet, als thätet ihr
Gott einen Dienst daran. Unser Herr und
Meister schalt nicht wieder, da er gescholten
ward, dräute nicht, da er litte, sondern
stellte es dem heim, der da recht richtet; in-
dessen konnt er nicht umhin, eine Geißel in
die Hand zu nehmen und die Käufer und Ver-
käufer aus dem Tempel zu treiben, und das
seid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor-
gebt, den ihr nicht sehet, und euren Bruder

nicht
O o 5

dieſes Buch, dieſer im Winkel ſtehende Zoͤll-
ner, die ihr zwier in der Woche faſtet, und ge-
bet den Armen von allem, was ihr habt,
und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut
ſagt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus
zu gehen? — Glaubt ihr, daß der Pauken-
ſchall allein gen Himmel reiche, und daß euer
Oden-Wirbel dem ein ſuͤßer Geruch ſey, der
menſchlich zu Menſchen ſprach, und allem,
was gros iſt, Einfalt beylegte? Was ſchlecht
und recht iſt, iſt ihm angenehm; nicht das
hohe, das ſich baͤumt und ſchwillt, nachdem
es reſpective ſich baͤumen oder ſchwellen
kann.

Ich will euch nicht namentlich darſtel-
len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet,
die ihr Steine wider mein Buch aufhobet,
und ein Geſicht dabey ſchnittet, als thaͤtet ihr
Gott einen Dienſt daran. Unſer Herr und
Meiſter ſchalt nicht wieder, da er geſcholten
ward, draͤute nicht, da er litte, ſondern
ſtellte es dem heim, der da recht richtet; in-
deſſen konnt er nicht umhin, eine Geißel in
die Hand zu nehmen und die Kaͤufer und Ver-
kaͤufer aus dem Tempel zu treiben, und das
ſeid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor-
gebt, den ihr nicht ſehet, und euren Bruder

nicht
O o 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0595" n="585"/>
die&#x017F;es Buch, die&#x017F;er im Winkel &#x017F;tehende Zo&#x0364;ll-<lb/>
ner, die ihr zwier in der Woche fa&#x017F;tet, und ge-<lb/>
bet den Armen von allem, was ihr habt,<lb/>
und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut<lb/>
&#x017F;agt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus<lb/>
zu gehen? &#x2014; Glaubt ihr, daß der Pauken-<lb/>
&#x017F;chall allein gen Himmel reiche, und daß euer<lb/>
Oden-Wirbel dem ein &#x017F;u&#x0364;ßer Geruch &#x017F;ey, der<lb/>
men&#x017F;chlich zu Men&#x017F;chen &#x017F;prach, und allem,<lb/>
was gros i&#x017F;t, Einfalt beylegte? Was &#x017F;chlecht<lb/>
und recht i&#x017F;t, i&#x017F;t ihm angenehm; nicht das<lb/>
hohe, das &#x017F;ich ba&#x0364;umt und &#x017F;chwillt, nachdem<lb/>
es re&#x017F;pective &#x017F;ich ba&#x0364;umen oder &#x017F;chwellen<lb/>
kann.</p><lb/>
        <p>Ich will euch nicht namentlich dar&#x017F;tel-<lb/>
len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet,<lb/>
die ihr Steine wider mein Buch aufhobet,<lb/>
und ein Ge&#x017F;icht dabey &#x017F;chnittet, als tha&#x0364;tet ihr<lb/>
Gott einen Dien&#x017F;t daran. Un&#x017F;er Herr und<lb/>
Mei&#x017F;ter &#x017F;chalt nicht wieder, da er ge&#x017F;cholten<lb/>
ward, dra&#x0364;ute nicht, da er litte, &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;tellte es dem heim, der da recht richtet; in-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en konnt er nicht umhin, eine Geißel in<lb/>
die Hand zu nehmen und die Ka&#x0364;ufer und Ver-<lb/>
ka&#x0364;ufer aus dem Tempel zu treiben, und das<lb/>
&#x017F;eid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor-<lb/>
gebt, den ihr nicht &#x017F;ehet, und euren Bruder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 5</fw><fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[585/0595] dieſes Buch, dieſer im Winkel ſtehende Zoͤll- ner, die ihr zwier in der Woche faſtet, und ge- bet den Armen von allem, was ihr habt, und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut ſagt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus zu gehen? — Glaubt ihr, daß der Pauken- ſchall allein gen Himmel reiche, und daß euer Oden-Wirbel dem ein ſuͤßer Geruch ſey, der menſchlich zu Menſchen ſprach, und allem, was gros iſt, Einfalt beylegte? Was ſchlecht und recht iſt, iſt ihm angenehm; nicht das hohe, das ſich baͤumt und ſchwillt, nachdem es reſpective ſich baͤumen oder ſchwellen kann. Ich will euch nicht namentlich darſtel- len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet, die ihr Steine wider mein Buch aufhobet, und ein Geſicht dabey ſchnittet, als thaͤtet ihr Gott einen Dienſt daran. Unſer Herr und Meiſter ſchalt nicht wieder, da er geſcholten ward, draͤute nicht, da er litte, ſondern ſtellte es dem heim, der da recht richtet; in- deſſen konnt er nicht umhin, eine Geißel in die Hand zu nehmen und die Kaͤufer und Ver- kaͤufer aus dem Tempel zu treiben, und das ſeid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor- gebt, den ihr nicht ſehet, und euren Bruder nicht O o 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/595
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/595>, abgerufen am 24.11.2024.