dieses Buch, dieser im Winkel stehende Zöll- ner, die ihr zwier in der Woche fastet, und ge- bet den Armen von allem, was ihr habt, und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut sagt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus zu gehen? -- Glaubt ihr, daß der Pauken- schall allein gen Himmel reiche, und daß euer Oden-Wirbel dem ein süßer Geruch sey, der menschlich zu Menschen sprach, und allem, was gros ist, Einfalt beylegte? Was schlecht und recht ist, ist ihm angenehm; nicht das hohe, das sich bäumt und schwillt, nachdem es respective sich bäumen oder schwellen kann.
Ich will euch nicht namentlich darstel- len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet, die ihr Steine wider mein Buch aufhobet, und ein Gesicht dabey schnittet, als thätet ihr Gott einen Dienst daran. Unser Herr und Meister schalt nicht wieder, da er gescholten ward, dräute nicht, da er litte, sondern stellte es dem heim, der da recht richtet; in- dessen konnt er nicht umhin, eine Geißel in die Hand zu nehmen und die Käufer und Ver- käufer aus dem Tempel zu treiben, und das seid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor- gebt, den ihr nicht sehet, und euren Bruder
nicht
O o 5
dieſes Buch, dieſer im Winkel ſtehende Zoͤll- ner, die ihr zwier in der Woche faſtet, und ge- bet den Armen von allem, was ihr habt, und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut ſagt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus zu gehen? — Glaubt ihr, daß der Pauken- ſchall allein gen Himmel reiche, und daß euer Oden-Wirbel dem ein ſuͤßer Geruch ſey, der menſchlich zu Menſchen ſprach, und allem, was gros iſt, Einfalt beylegte? Was ſchlecht und recht iſt, iſt ihm angenehm; nicht das hohe, das ſich baͤumt und ſchwillt, nachdem es reſpective ſich baͤumen oder ſchwellen kann.
Ich will euch nicht namentlich darſtel- len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet, die ihr Steine wider mein Buch aufhobet, und ein Geſicht dabey ſchnittet, als thaͤtet ihr Gott einen Dienſt daran. Unſer Herr und Meiſter ſchalt nicht wieder, da er geſcholten ward, draͤute nicht, da er litte, ſondern ſtellte es dem heim, der da recht richtet; in- deſſen konnt er nicht umhin, eine Geißel in die Hand zu nehmen und die Kaͤufer und Ver- kaͤufer aus dem Tempel zu treiben, und das ſeid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor- gebt, den ihr nicht ſehet, und euren Bruder
nicht
O o 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0595"n="585"/>
dieſes Buch, dieſer im Winkel ſtehende Zoͤll-<lb/>
ner, die ihr zwier in der Woche faſtet, und ge-<lb/>
bet den Armen von allem, was ihr habt,<lb/>
und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut<lb/>ſagt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus<lb/>
zu gehen? — Glaubt ihr, daß der Pauken-<lb/>ſchall allein gen Himmel reiche, und daß euer<lb/>
Oden-Wirbel dem ein ſuͤßer Geruch ſey, der<lb/>
menſchlich zu Menſchen ſprach, und allem,<lb/>
was gros iſt, Einfalt beylegte? Was ſchlecht<lb/>
und recht iſt, iſt ihm angenehm; nicht das<lb/>
hohe, das ſich baͤumt und ſchwillt, nachdem<lb/>
es reſpective ſich baͤumen oder ſchwellen<lb/>
kann.</p><lb/><p>Ich will euch nicht namentlich darſtel-<lb/>
len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet,<lb/>
die ihr Steine wider mein Buch aufhobet,<lb/>
und ein Geſicht dabey ſchnittet, als thaͤtet ihr<lb/>
Gott einen Dienſt daran. Unſer Herr und<lb/>
Meiſter ſchalt nicht wieder, da er geſcholten<lb/>
ward, draͤute nicht, da er litte, ſondern<lb/>ſtellte es dem heim, der da recht richtet; in-<lb/>
deſſen konnt er nicht umhin, eine Geißel in<lb/>
die Hand zu nehmen und die Kaͤufer und Ver-<lb/>
kaͤufer aus dem Tempel zu treiben, und das<lb/>ſeid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor-<lb/>
gebt, den ihr nicht ſehet, und euren Bruder<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O o 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[585/0595]
dieſes Buch, dieſer im Winkel ſtehende Zoͤll-
ner, die ihr zwier in der Woche faſtet, und ge-
bet den Armen von allem, was ihr habt,
und die ihr dies alles gerade vor dem Altar laut
ſagt, glaubt ihr gerechtfertiget in euer Haus
zu gehen? — Glaubt ihr, daß der Pauken-
ſchall allein gen Himmel reiche, und daß euer
Oden-Wirbel dem ein ſuͤßer Geruch ſey, der
menſchlich zu Menſchen ſprach, und allem,
was gros iſt, Einfalt beylegte? Was ſchlecht
und recht iſt, iſt ihm angenehm; nicht das
hohe, das ſich baͤumt und ſchwillt, nachdem
es reſpective ſich baͤumen oder ſchwellen
kann.
Ich will euch nicht namentlich darſtel-
len, euch, die ihr Gottes Finger verkanntet,
die ihr Steine wider mein Buch aufhobet,
und ein Geſicht dabey ſchnittet, als thaͤtet ihr
Gott einen Dienſt daran. Unſer Herr und
Meiſter ſchalt nicht wieder, da er geſcholten
ward, draͤute nicht, da er litte, ſondern
ſtellte es dem heim, der da recht richtet; in-
deſſen konnt er nicht umhin, eine Geißel in
die Hand zu nehmen und die Kaͤufer und Ver-
kaͤufer aus dem Tempel zu treiben, und das
ſeid ihr! Ihr, die ihr Gott zu lieben vor-
gebt, den ihr nicht ſehet, und euren Bruder
nicht
O o 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/595>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.