nicht auf seine eigene Hand lebet. Ohne durchs Schlüsselloch Entdeckungen zu machen, fragt den bestirnten Hofmann, wenn er des Tages Last und Hitze getragen, und gekrümmt nach Hause kommt, ob alles Gold sey, was man für Gold ausgiebt? Der Würgengel geht keine Thür vorbey. Er hat den Auf- trag, sich überall an der Erstgeburt, am Mark des Lebens, zu halten! -- Vielleicht ist es noch am besten, den Exorcismus ge- brauchen, den allgemeinen Klagen und allen Uebeln des Lebens durch eine Tollkühnheit widerstehen, den lieben Gott zu Gevattern bitten und Krippenreiten? als ob die Specu- lation etwas anders wäre, als ein Gevat- terstand, den man dem lieben Gott ansin- net! -- Wahrlich ein Krippenritt! --
L. 3. Inst. quibus ex caus. manum. non lic. saepe de facultatibus suis amplius, quam in his est, sperant homines! -- Laßt sie doch, die armen Menschen. Wenn sie sich durch Selbstbetrug weiter bringen können -- ob so, oder an- ders! --
Ehemals würkte das Bewußtseyn der Mühseligkeiten dieses Lebens den Entschluß, der Welt zu entsagen, welcher noch bis jetzt
in
nicht auf ſeine eigene Hand lebet. Ohne durchs Schluͤſſelloch Entdeckungen zu machen, fragt den beſtirnten Hofmann, wenn er des Tages Laſt und Hitze getragen, und gekruͤmmt nach Hauſe kommt, ob alles Gold ſey, was man fuͤr Gold ausgiebt? Der Wuͤrgengel geht keine Thuͤr vorbey. Er hat den Auf- trag, ſich uͤberall an der Erſtgeburt, am Mark des Lebens, zu halten! — Vielleicht iſt es noch am beſten, den Exorcismus ge- brauchen, den allgemeinen Klagen und allen Uebeln des Lebens durch eine Tollkuͤhnheit widerſtehen, den lieben Gott zu Gevattern bitten und Krippenreiten? als ob die Specu- lation etwas anders waͤre, als ein Gevat- terſtand, den man dem lieben Gott anſin- net! — Wahrlich ein Krippenritt! —
L. 3. Inſt. quibus ex cauſ. manum. non lic. ſæpe de facultatibus ſuis amplius, quam in his eſt, ſperant homines! — Laßt ſie doch, die armen Menſchen. Wenn ſie ſich durch Selbſtbetrug weiter bringen koͤnnen — ob ſo, oder an- ders! —
Ehemals wuͤrkte das Bewußtſeyn der Muͤhſeligkeiten dieſes Lebens den Entſchluß, der Welt zu entſagen, welcher noch bis jetzt
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fragt den beſtirnten Hofmann, wenn er des
Tages Laſt und Hitze getragen, und gekruͤmmt
nach Hauſe kommt, ob alles Gold ſey, was
man fuͤr Gold ausgiebt? Der Wuͤrgengel
geht keine Thuͤr vorbey. Er hat den Auf-
trag, ſich uͤberall an der Erſtgeburt, am
Mark des Lebens, zu halten! — Vielleicht
iſt es noch am beſten, den Exorcismus ge-
brauchen, den allgemeinen Klagen und allen
Uebeln des Lebens durch eine Tollkuͤhnheit
widerſtehen, den lieben Gott zu Gevattern
bitten und Krippenreiten? als ob die Specu-
lation etwas anders waͤre, als ein Gevat-
terſtand, den man dem lieben Gott anſin-
net! — Wahrlich ein Krippenritt! —
L. 3. Inſt. quibus ex cauſ. manum. non lic.
ſæpe de facultatibus ſuis amplius, quam in his
eſt, ſperant homines! — Laßt ſie doch, die armen
Menſchen. Wenn ſie ſich durch Selbſtbetrug
weiter bringen koͤnnen — ob ſo, oder an-
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Muͤhſeligkeiten dieſes Lebens den Entſchluß,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/627>, abgerufen am 25.11.2024.
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