lange sind die Weiber durch Leiden geprüft und bewährt, um der Herrlichkeit werth zu werden, welche die Natur an ihnen so gern offenbaren möchte. Das Ende vom Liede dieses Abschnittes.
In der That scheint eine höhere Vernunft es mit Vorbedacht und Vorsicht darauf ange- legt zu haben, dass der Anfang des menschli- chen Geschlechtes in einem tiefen heiligen Dunkel bleiben sollte. Chaos war eher als die Welt, Finsterniss eher als Licht, Nacht eher als Tag; und wohl uns, wenn die menschlichen Handlungen, eben so wie alle Naturbegebenheiten, nach allgemeinen Natur- gesetzen bestimmt, und von einem inneren Lichte, das der grosse Haufe nicht sehen kann, und das nur Sonntagskindern selbst in der dick- sten Finsterniss leuchtet, gelenket werden!
Heil uns, wenn bei den unablässigen Be- mühungen der Menschen, alles unregelmässig zu machen, jene göttliche Regelmässigkeit ih- ren festen Schritt hält, und die Weisheit ihre ursprünglichen hohen Anlagen bei der späten Entwickelung rechtfertiget! Heil uns, wenn
wir
lange sind die Weiber durch Leiden geprüft und bewährt, um der Herrlichkeit werth zu werden, welche die Natur an ihnen so gern offenbaren möchte. Das Ende vom Liede dieses Abschnittes.
In der That scheint eine höhere Vernunft es mit Vorbedacht und Vorsicht darauf ange- legt zu haben, daſs der Anfang des menschli- chen Geschlechtes in einem tiefen heiligen Dunkel bleiben sollte. Chaos war eher als die Welt, Finsterniſs eher als Licht, Nacht eher als Tag; und wohl uns, wenn die menschlichen Handlungen, eben so wie alle Naturbegebenheiten, nach allgemeinen Natur- gesetzen bestimmt, und von einem inneren Lichte, das der groſse Haufe nicht sehen kann, und das nur Sonntagskindern selbst in der dick- sten Finsterniſs leuchtet, gelenket werden!
Heil uns, wenn bei den unablässigen Be- mühungen der Menschen, alles unregelmäſsig zu machen, jene göttliche Regelmäſsigkeit ih- ren festen Schritt hält, und die Weisheit ihre ursprünglichen hohen Anlagen bei der späten Entwickelung rechtfertiget! Heil uns, wenn
wir
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[112/0120]
lange sind die Weiber durch Leiden geprüft
und bewährt, um der Herrlichkeit werth zu
werden, welche die Natur an ihnen so gern
offenbaren möchte. Das Ende vom Liede
dieses Abschnittes.
In der That scheint eine höhere Vernunft
es mit Vorbedacht und Vorsicht darauf ange-
legt zu haben, daſs der Anfang des menschli-
chen Geschlechtes in einem tiefen heiligen
Dunkel bleiben sollte. Chaos war eher als
die Welt, Finsterniſs eher als Licht, Nacht
eher als Tag; und wohl uns, wenn die
menschlichen Handlungen, eben so wie alle
Naturbegebenheiten, nach allgemeinen Natur-
gesetzen bestimmt, und von einem inneren
Lichte, das der groſse Haufe nicht sehen kann,
und das nur Sonntagskindern selbst in der dick-
sten Finsterniſs leuchtet, gelenket werden!
Heil uns, wenn bei den unablässigen Be-
mühungen der Menschen, alles unregelmäſsig
zu machen, jene göttliche Regelmäſsigkeit ih-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/120>, abgerufen am 25.11.2024.
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