schlecht überreden zu können, dass eine Vor- mundschaft wie bisher für dasselbe zuträglich sei, dass sie seinen Zustand behaglicher und sorgloser mache, als eine Emancipation, wo- durch es sich mit Verantwortungen, Sorgen, Unruhen und tausend Unbequemlichkeiten des bürgerlichen Lebens belasten würde, die es jetzt kaum dem Namen nach zu kennen das Glück habe. Wahrlich ein abgenutzter Kunst- griff des unmenschlichen Despoten, wodurch er seinen feigen Sklaven das Gewicht der Ketten erleichtern will! als ob die Freiheit mit allen ihren Ungemächlichkeiten nicht der gemäch- lichsten Sklaverei vorzuziehen wäre! Glau- ben Sie nicht, dass das Wirtembergische Land Ihrentwegen geschaffen ist, schrieb Frie- drich II an den jetzt regierenden Herzog von Wirtemberg; sondern überzeugen Sie Sich, dass die Vorsehung Sie hat geboren werden lassen, um ihr Volk glücklich zu ma- chen. Und Männer! ihr wollt glauben, eine halbe Welt wäre zu eurem bon plaisir, zu eurem eigentlichen Willen, das ist verdoll- metschet: zu eurem Eigenwillen, da? Thiere
schlecht überreden zu können, daſs eine Vor- mundschaft wie bisher für dasselbe zuträglich sei, daſs sie seinen Zustand behaglicher und sorgloser mache, als eine Emancipation, wo- durch es sich mit Verantwortungen, Sorgen, Unruhen und tausend Unbequemlichkeiten des bürgerlichen Lebens belasten würde, die es jetzt kaum dem Namen nach zu kennen das Glück habe. Wahrlich ein abgenutzter Kunst- griff des unmenschlichen Despoten, wodurch er seinen feigen Sklaven das Gewicht der Ketten erleichtern will! als ob die Freiheit mit allen ihren Ungemächlichkeiten nicht der gemäch- lichsten Sklaverei vorzuziehen wäre! Glau- ben Sie nicht, daſs das Wirtembergische Land Ihrentwegen geschaffen ist, schrieb Frie- drich II an den jetzt regierenden Herzog von Wirtemberg; sondern überzeugen Sie Sich, daſs die Vorsehung Sie hat geboren werden lassen, um ihr Volk glücklich zu ma- chen. Und Männer! ihr wollt glauben, eine halbe Welt wäre zu eurem bon plaisir, zu eurem eigentlichen Willen, das ist verdoll- metschet: zu eurem Eigenwillen, da? Thiere
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sorgloser mache, als eine Emancipation, wo-
durch es sich mit Verantwortungen, Sorgen,
Unruhen und tausend Unbequemlichkeiten des
bürgerlichen Lebens belasten würde, die es
jetzt kaum dem Namen nach zu kennen das
Glück habe. Wahrlich ein abgenutzter Kunst-
griff des unmenschlichen Despoten, wodurch er
seinen feigen Sklaven das Gewicht der Ketten
erleichtern will! als ob die Freiheit mit allen
ihren Ungemächlichkeiten nicht der gemäch-
lichsten Sklaverei vorzuziehen wäre! Glau-
ben Sie nicht, daſs das Wirtembergische Land
Ihrentwegen geschaffen ist, schrieb Frie-
drich II an den jetzt regierenden Herzog
von Wirtemberg; sondern überzeugen Sie Sich,
daſs die Vorsehung Sie hat geboren werden
lassen, um ihr Volk glücklich zu ma-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/199>, abgerufen am 24.11.2024.
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