dringender um diese Rechte angehalten. Schö- ner würde es gewesen seyn, wenn man dem Geschlechte mit der Bürgerehre zuvorgekom- men wäre, und bei dieser ernsthaften Sache kein Ärgerniss des Lachens gegeben hätte. Wehe dem Menschen, durch welchen derglei- chen Ärgerniss kommt! Würden wohl alle jene Laternenscenen sich ereignet haben, wenn Weiber Aktivvotantinnen in Frankreich gewe- sen wären? Durch geheimen Einfluss wird in jedem Staate, besonders in freien, Alles verdorben -- Doch ist es die Frage, ob die Pa- riser Damen schon die Selbstüberwindung ge- habt haben, so weit zur Natur zurückzukeh- ren, dass sie die gute Sache menschlich und bürgerlich beherzigen können -- -- Wahr- lich! zu Deutschen Weibern ist grösseres Vertrauen zu fassen -- Wem Gott Kraft gab, gab er dem nicht auch das Recht sie an- zuwenden? sollen denn die Weiber ihr Pfund im Schweisstuche vergraben, ohne es auf Wu- cher anzulegen, der dem Staate tausendfältige Früchte bringen würde?
Auf Vernunft und auf ihr Meisterstück,
dringender um diese Rechte angehalten. Schö- ner würde es gewesen seyn, wenn man dem Geschlechte mit der Bürgerehre zuvorgekom- men wäre, und bei dieser ernsthaften Sache kein Ärgerniſs des Lachens gegeben hätte. Wehe dem Menschen, durch welchen derglei- chen Ärgerniſs kommt! Würden wohl alle jene Laternenscenen sich ereignet haben, wenn Weiber Aktivvotantinnen in Frankreich gewe- sen wären? Durch geheimen Einfluſs wird in jedem Staate, besonders in freien, Alles verdorben — Doch ist es die Frage, ob die Pa- riser Damen schon die Selbstüberwindung ge- habt haben, so weit zur Natur zurückzukeh- ren, daſs sie die gute Sache menschlich und bürgerlich beherzigen können — — Wahr- lich! zu Deutschen Weibern ist gröſseres Vertrauen zu fassen — Wem Gott Kraft gab, gab er dem nicht auch das Recht sie an- zuwenden? sollen denn die Weiber ihr Pfund im Schweiſstuche vergraben, ohne es auf Wu- cher anzulegen, der dem Staate tausendfältige Früchte bringen würde?
Auf Vernunft und auf ihr Meisterstück,
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dringender um diese Rechte angehalten. Schö-
ner würde es gewesen seyn, wenn man dem
Geschlechte mit der Bürgerehre zuvorgekom-
men wäre, und bei dieser ernsthaften Sache
kein Ärgerniſs des Lachens gegeben hätte.
Wehe dem Menschen, durch welchen derglei-
chen Ärgerniſs kommt! Würden wohl alle
jene Laternenscenen sich ereignet haben, wenn
Weiber Aktivvotantinnen in Frankreich gewe-
sen wären? Durch geheimen Einfluſs wird
in jedem Staate, besonders in freien, Alles
verdorben — Doch ist es die Frage, ob die Pa-
riser Damen schon die Selbstüberwindung ge-
habt haben, so weit zur Natur zurückzukeh-
ren, daſs sie die gute Sache menschlich und
bürgerlich beherzigen können — — Wahr-
lich! zu Deutschen Weibern ist gröſseres
Vertrauen zu fassen — Wem Gott Kraft
gab, gab er dem nicht auch das Recht sie an-
zuwenden? sollen denn die Weiber ihr Pfund
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cher anzulegen, der dem Staate tausendfältige
Früchte bringen würde?
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/206>, abgerufen am 23.11.2024.
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