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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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desalter verdarb; da aber, wo der Keim schon
kränkelt, wird die pflegende Hand der Kunst,
anstatt eines Baumes, immer nur ein Zwerg-
gewächs erziehen. Völlig wird jene Furcht
verschwinden, wenn die Ordnung der Natur,
die wir umkehrten, wieder in den vorigen
Stand gebracht wird, und wir fürs erste uns
entschliessen, das andere Geschlecht bei die-
sem Geschäfte zu leiten. Schon hat man zum
Theil aufgehört, das Kind in eine Puppe zu
verwandeln, es in Federn zu ersticken, und,
wenn es sich des einzigen Mittels seiner Lun-
ge bediente, um sich aus seiner peinlichen
Lage zu befreien, es mit Theriak oder einer
sanften Hirnerschütterung zu betäuben; und
gewiss, man wird aufhören, Kinder der Luft
und dem Wasser zu entziehen, so bald die
Weiber sich selbst bei dem Einflusse dieser
Elemente behaglicher fühlen werden. Schon
hat man die bisherige Knabenkleidung ver-
dächtig zu machen gesucht, und dem Kinder-
anzuge überhaupt den Zwang vorgerückt, wo-
durch der Einfluss der Luft auf den ganzen
Körper verloren geht, die Ausdünstung ge-

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desalter verdarb; da aber, wo der Keim schon
kränkelt, wird die pflegende Hand der Kunst,
anstatt eines Baumes, immer nur ein Zwerg-
gewächs erziehen. Völlig wird jene Furcht
verschwinden, wenn die Ordnung der Natur,
die wir umkehrten, wieder in den vorigen
Stand gebracht wird, und wir fürs erste uns
entschlieſsen, das andere Geschlecht bei die-
sem Geschäfte zu leiten. Schon hat man zum
Theil aufgehört, das Kind in eine Puppe zu
verwandeln, es in Federn zu ersticken, und,
wenn es sich des einzigen Mittels seiner Lun-
ge bediente, um sich aus seiner peinlichen
Lage zu befreien, es mit Theriak oder einer
sanften Hirnerschütterung zu betäuben; und
gewiſs, man wird aufhören, Kinder der Luft
und dem Wasser zu entziehen, so bald die
Weiber sich selbst bei dem Einflusse dieser
Elemente behaglicher fühlen werden. Schon
hat man die bisherige Knabenkleidung ver-
dächtig zu machen gesucht, und dem Kinder-
anzuge überhaupt den Zwang vorgerückt, wo-
durch der Einfluſs der Luft auf den ganzen
Körper verloren geht, die Ausdünstung ge-

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[225/0233] desalter verdarb; da aber, wo der Keim schon kränkelt, wird die pflegende Hand der Kunst, anstatt eines Baumes, immer nur ein Zwerg- gewächs erziehen. Völlig wird jene Furcht verschwinden, wenn die Ordnung der Natur, die wir umkehrten, wieder in den vorigen Stand gebracht wird, und wir fürs erste uns entschlieſsen, das andere Geschlecht bei die- sem Geschäfte zu leiten. Schon hat man zum Theil aufgehört, das Kind in eine Puppe zu verwandeln, es in Federn zu ersticken, und, wenn es sich des einzigen Mittels seiner Lun- ge bediente, um sich aus seiner peinlichen Lage zu befreien, es mit Theriak oder einer sanften Hirnerschütterung zu betäuben; und gewiſs, man wird aufhören, Kinder der Luft und dem Wasser zu entziehen, so bald die Weiber sich selbst bei dem Einflusse dieser Elemente behaglicher fühlen werden. Schon hat man die bisherige Knabenkleidung ver- dächtig zu machen gesucht, und dem Kinder- anzuge überhaupt den Zwang vorgerückt, wo- durch der Einfluſs der Luft auf den ganzen Körper verloren geht, die Ausdünstung ge- P

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/233>, abgerufen am 25.11.2024.