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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Wird das andere Geschlecht unseren Er-
wartungen entsprechen? wird es unsere Bemü-
hung lohnen?

Wir wollen also erndten und uns der Mü-
he überheben, zu pflanzen? Auf welche Art
werden wir uns von der Tragbarkeit des Bo-
dens versichern, wenn wir ihn nicht anbauen?
Hat denn nicht bis itzt jeder Boden dieser
Art den auf ihn verwendeten Fleiss gelohnt?
und dürfen wir hier einen andern Erfolg be-
fürchten, wenn wir es unserer Trägheit nur
abgewinnen können, einen ernstlichen Versuch
anzustellen? In Alles was die Natur hervor-
brachte, legte sie Keime, die nur einer Ver-
anlassung bedürfen, um entwickelt zu werden.
Würden nicht die Weiber jedem bürgerlichen
Stande, zu welchem man ihnen Zutritt ver-
gönnte, Ehre machen? Und welches bürger-
liche Geschäft könnte, so lange sie durch ih-
re besondere Geschlechtsbestimmung nicht dar-
an behindert würden, unter ihren wohlwollen-
den Händen sich schlechter befinden? Müsste
das Ganze wegen des Wetteifers, der zwi-
schen beiden Geschlechtern entstehen würde,

Wird das andere Geschlecht unseren Er-
wartungen entsprechen? wird es unsere Bemü-
hung lohnen?

Wir wollen also erndten und uns der Mü-
he überheben, zu pflanzen? Auf welche Art
werden wir uns von der Tragbarkeit des Bo-
dens versichern, wenn wir ihn nicht anbauen?
Hat denn nicht bis itzt jeder Boden dieser
Art den auf ihn verwendeten Fleiſs gelohnt?
und dürfen wir hier einen andern Erfolg be-
fürchten, wenn wir es unserer Trägheit nur
abgewinnen können, einen ernstlichen Versuch
anzustellen? In Alles was die Natur hervor-
brachte, legte sie Keime, die nur einer Ver-
anlassung bedürfen, um entwickelt zu werden.
Würden nicht die Weiber jedem bürgerlichen
Stande, zu welchem man ihnen Zutritt ver-
gönnte, Ehre machen? Und welches bürger-
liche Geschäft könnte, so lange sie durch ih-
re besondere Geschlechtsbestimmung nicht dar-
an behindert würden, unter ihren wohlwollen-
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das Ganze wegen des Wetteifers, der zwi-
schen beiden Geschlechtern entstehen würde,

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[237/0245] Wird das andere Geschlecht unseren Er- wartungen entsprechen? wird es unsere Bemü- hung lohnen? Wir wollen also erndten und uns der Mü- he überheben, zu pflanzen? Auf welche Art werden wir uns von der Tragbarkeit des Bo- dens versichern, wenn wir ihn nicht anbauen? Hat denn nicht bis itzt jeder Boden dieser Art den auf ihn verwendeten Fleiſs gelohnt? und dürfen wir hier einen andern Erfolg be- fürchten, wenn wir es unserer Trägheit nur abgewinnen können, einen ernstlichen Versuch anzustellen? In Alles was die Natur hervor- brachte, legte sie Keime, die nur einer Ver- anlassung bedürfen, um entwickelt zu werden. Würden nicht die Weiber jedem bürgerlichen Stande, zu welchem man ihnen Zutritt ver- gönnte, Ehre machen? Und welches bürger- liche Geschäft könnte, so lange sie durch ih- re besondere Geschlechtsbestimmung nicht dar- an behindert würden, unter ihren wohlwollen- den Händen sich schlechter befinden? Müſste das Ganze wegen des Wetteifers, der zwi- schen beiden Geschlechtern entstehen würde,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/245>, abgerufen am 25.11.2024.