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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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ben es verdenken, wenn es von ihm heisst:
sie leben als flögen sie davon? -- Wer? --
In der That, es wären der moralischen Karri-
katuren weit weniger, wenn wir uns entschlie-
ssen könnten, dem weiblichen Geschlechte ei-
nen grösseren Antheil an dem Unterricht und
der Erziehung einzuräumen. Und wie? haben
Weiber bloss den Grazien, ihren Freundinnen,
geopfert? oder sind sie wirklich auch zum Al-
lerheiligsten der Wissenschaften eingedrungen?
In der That, sie wussten sich auch hier Ein-
gänge zu eröffnen, Ehrenstellen zu erringen
und sie mit Würde zu behaupten, ungeachtet
aller Hindernisse, welche Vorurtheile, Her-
kommen und niedere Missgunst ihren Talenten
und ihrem Eifer in den Weg legten. Es wird
nicht viele Wissenschaften geben, die unter
ihren Eingeweiheten nicht einige Namen von
Weibern zählen, welche sich mit ihnen be-
schäftigten, und zwar nicht bloss solche, die
von der Oberfläche schöpften und zum Zeit-
vertreibe; nein solche, die ins Innere dersel-
ben mit Eifer und Anstrengung eindrangen,
die von dieser Ambrosia der Wissenschaften

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ben es verdenken, wenn es von ihm heiſst:
sie leben als flögen sie davon? — Wer? —
In der That, es wären der moralischen Karri-
katuren weit weniger, wenn wir uns entschlie-
ſsen könnten, dem weiblichen Geschlechte ei-
nen gröſseren Antheil an dem Unterricht und
der Erziehung einzuräumen. Und wie? haben
Weiber bloſs den Grazien, ihren Freundinnen,
geopfert? oder sind sie wirklich auch zum Al-
lerheiligsten der Wissenschaften eingedrungen?
In der That, sie wuſsten sich auch hier Ein-
gänge zu eröffnen, Ehrenstellen zu erringen
und sie mit Würde zu behaupten, ungeachtet
aller Hindernisse, welche Vorurtheile, Her-
kommen und niedere Miſsgunst ihren Talenten
und ihrem Eifer in den Weg legten. Es wird
nicht viele Wissenschaften geben, die unter
ihren Eingeweiheten nicht einige Namen von
Weibern zählen, welche sich mit ihnen be-
schäftigten, und zwar nicht bloſs solche, die
von der Oberfläche schöpften und zum Zeit-
vertreibe; nein solche, die ins Innere dersel-
ben mit Eifer und Anstrengung eindrangen,
die von dieser Ambrosia der Wissenschaften

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[273/0281] ben es verdenken, wenn es von ihm heiſst: sie leben als flögen sie davon? — Wer? — In der That, es wären der moralischen Karri- katuren weit weniger, wenn wir uns entschlie- ſsen könnten, dem weiblichen Geschlechte ei- nen gröſseren Antheil an dem Unterricht und der Erziehung einzuräumen. Und wie? haben Weiber bloſs den Grazien, ihren Freundinnen, geopfert? oder sind sie wirklich auch zum Al- lerheiligsten der Wissenschaften eingedrungen? In der That, sie wuſsten sich auch hier Ein- gänge zu eröffnen, Ehrenstellen zu erringen und sie mit Würde zu behaupten, ungeachtet aller Hindernisse, welche Vorurtheile, Her- kommen und niedere Miſsgunst ihren Talenten und ihrem Eifer in den Weg legten. Es wird nicht viele Wissenschaften geben, die unter ihren Eingeweiheten nicht einige Namen von Weibern zählen, welche sich mit ihnen be- schäftigten, und zwar nicht bloſs solche, die von der Oberfläche schöpften und zum Zeit- vertreibe; nein solche, die ins Innere dersel- ben mit Eifer und Anstrengung eindrangen, die von dieser Ambrosia der Wissenschaften S

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/281>, abgerufen am 24.11.2024.