len Zeiten auf alle bürgerliche und Staatsan- gelegenheiten behauptet hat? Wenn es auf grosse Plane ankam, die ausgeführt oder rück- gängig gemacht werden sollten, waren es Wei- ber, welche die Hauptrolle übernahmen. Bei Weisen und Thoren, Regenten und Priestern, Staatsmännern und Mönchen waren sie wirk- lich geheime Räthe; sie gehörten jederzeit zum geheimen Ausschusse des Staatsrathes, des- sen Dekrete das Plenum blos mit Curialien versah -- und dem es Sekretariendienste er- wies. -- Und wem ist hier ein dirigirendes Weib, wär' es selbst eine Maitresse, nicht lieber als Leithämmel von Kammerdienern, Hofzwergen, Heiducken u. s. w., die ohnehin nur Substistuten ihrer Weiber oder ihrer Lieb- chen sind? Nicht bloss mit dem klingenden Spiel und den fliegenden Fahnen ihres Witzes, nicht bloss durch den vermittelst der Ideen- Association verstärkten Vortrag wissen Weiber sich Eingang zu verschaffen; ihr zur Beurthei- lung geschmeidiger Verstand vermag Alles -- Wie manchem Tyrannen von Minister, der mit den Thränen des Volkes sein Spiel, und
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len Zeiten auf alle bürgerliche und Staatsan- gelegenheiten behauptet hat? Wenn es auf groſse Plane ankam, die ausgeführt oder rück- gängig gemacht werden sollten, waren es Wei- ber, welche die Hauptrolle übernahmen. Bei Weisen und Thoren, Regenten und Priestern, Staatsmännern und Mönchen waren sie wirk- lich geheime Räthe; sie gehörten jederzeit zum geheimen Ausschusse des Staatsrathes, des- sen Dekrete das Plenum blos mit Curialien versah — und dem es Sekretariendienste er- wies. — Und wem ist hier ein dirigirendes Weib, wär’ es selbst eine Maitresse, nicht lieber als Leithämmel von Kammerdienern, Hofzwergen, Heiducken u. s. w., die ohnehin nur Substistuten ihrer Weiber oder ihrer Lieb- chen sind? Nicht bloſs mit dem klingenden Spiel und den fliegenden Fahnen ihres Witzes, nicht bloſs durch den vermittelst der Ideen- Association verstärkten Vortrag wissen Weiber sich Eingang zu verschaffen; ihr zur Beurthei- lung geschmeidiger Verstand vermag Alles — Wie manchem Tyrannen von Minister, der mit den Thränen des Volkes sein Spiel, und
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len Zeiten auf alle bürgerliche und Staatsan-
gelegenheiten behauptet hat? Wenn es auf
groſse Plane ankam, die ausgeführt oder rück-
gängig gemacht werden sollten, waren es Wei-
ber, welche die Hauptrolle übernahmen. Bei
Weisen und Thoren, Regenten und Priestern,
Staatsmännern und Mönchen waren sie wirk-
lich geheime Räthe; sie gehörten jederzeit
zum geheimen Ausschusse des Staatsrathes, des-
sen Dekrete das Plenum blos mit Curialien
versah — und dem es Sekretariendienste er-
wies. — Und wem ist hier ein dirigirendes
Weib, wär’ es selbst eine Maitresse, nicht
lieber als Leithämmel von Kammerdienern,
Hofzwergen, Heiducken u. s. w., die ohnehin
nur Substistuten ihrer Weiber oder ihrer Lieb-
chen sind? Nicht bloſs mit dem klingenden
Spiel und den fliegenden Fahnen ihres Witzes,
nicht bloſs durch den vermittelst der Ideen-
Association verstärkten Vortrag wissen Weiber
sich Eingang zu verschaffen; ihr zur Beurthei-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/287>, abgerufen am 24.11.2024.
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