fälle regiert werden, die Avantüriers nicht aus- genommen, sind zum Aberglauben geneigt -- ist es Wunder, dass die Weiber es weniger als wir sind? -- Die Schönheit bei einer Mannsperson gilt ihnen durchaus nichts; und wenn man den reichen Mann in Ehren hält, weil er, wenn er wollte, helfen könnte, so wissen sie wohl, dass er es nie wollen wird -- Ihre unbefangene Seele findet überall Weg und Steg; und wer nur ein fleischern Herz hat -- kann der ihrer Herzlichkeit widerste- hen? Die Frau eines Lichthökers hatte kein Bedenken, an der armen Seele des David Hume ihr Heil zu versuchen. Hume konnte die Seelsorge, die sie für ihn hatte, nicht an- ders vom inneren Lichte abbringen, als dass er ihr versprach, sein äusseres Licht von ihr kau- fen zu wollen. -- Vom Philosophen Terraston sagte Madame de Lassay: nur ein Mann von Witz könne ein solcher Thor seyn; -- und wär' es historisch richtig, dass Karl XII an den Senat geschrieben hätte: "ich will euch meinen Stiefel schicken, dem ihr gehorchen sollt;" so würden die Weiber der Herren Se-
fälle regiert werden, die Avantüriers nicht aus- genommen, sind zum Aberglauben geneigt — ist es Wunder, daſs die Weiber es weniger als wir sind? — Die Schönheit bei einer Mannsperson gilt ihnen durchaus nichts; und wenn man den reichen Mann in Ehren hält, weil er, wenn er wollte, helfen könnte, so wissen sie wohl, daſs er es nie wollen wird — Ihre unbefangene Seele findet überall Weg und Steg; und wer nur ein fleischern Herz hat — kann der ihrer Herzlichkeit widerste- hen? Die Frau eines Lichthökers hatte kein Bedenken, an der armen Seele des David Hume ihr Heil zu versuchen. Hume konnte die Seelsorge, die sie für ihn hatte, nicht an- ders vom inneren Lichte abbringen, als daſs er ihr versprach, sein äuſseres Licht von ihr kau- fen zu wollen. — Vom Philosophen Terraston sagte Madame de Lassay: nur ein Mann von Witz könne ein solcher Thor seyn; — und wär’ es historisch richtig, daſs Karl XII an den Senat geschrieben hätte: »ich will euch meinen Stiefel schicken, dem ihr gehorchen sollt;» so würden die Weiber der Herren Se-
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fälle regiert werden, die Avantüriers nicht aus-
genommen, sind zum Aberglauben geneigt —
ist es Wunder, daſs die Weiber es weniger
als wir sind? — Die Schönheit bei einer
Mannsperson gilt ihnen durchaus nichts; und
wenn man den reichen Mann in Ehren hält,
weil er, wenn er wollte, helfen könnte, so
wissen sie wohl, daſs er es nie wollen wird —
Ihre unbefangene Seele findet überall Weg
und Steg; und wer nur ein fleischern Herz
hat — kann der ihrer Herzlichkeit widerste-
hen? Die Frau eines Lichthökers hatte kein
Bedenken, an der armen Seele des David
Hume ihr Heil zu versuchen. Hume konnte
die Seelsorge, die sie für ihn hatte, nicht an-
ders vom inneren Lichte abbringen, als daſs er
ihr versprach, sein äuſseres Licht von ihr kau-
fen zu wollen. — Vom Philosophen Terraston
sagte Madame de Lassay: nur ein Mann von
Witz könne ein solcher Thor seyn; — und
wär’ es historisch richtig, daſs Karl XII an
den Senat geschrieben hätte: »ich will euch
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/292>, abgerufen am 23.11.2024.
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