wie leben Weiber? kann bei dieser Abschwei- fung nichts verlieren. Lasst Könige licitiren: die Freundschaft ist nicht verkäuflich; -- und eine solche Freundschaft, die, wenn sie gleich nicht zu den sieben Wunderwerken, so doch zu den Seltenheiten der moralischen Welt ge- hört, würde sich häufiger ereignen, wenn auch das andere Geschlecht bei ihren Altären zu Ablegung der Gelübde zugelassen wür- de, die gemeiniglich mit der Grundregel an- fangen, seinen Freund so behutsam zu behan- deln, dass er, uns unbeschadet, auch unser Feind werden kann. Jene Einschränkung des Zutrauens und der wechselseitigen Herzenser- giessung, jene Mässigung in Entdeckung unse- rer geheimen Beschwerden, hebt das, was Freundschaft ist, auf, und macht dagegen ei- nen gewissen Schein gäng und gebe, der im- mer als Weltklugheitsmaxime Dienste leisten mag, der aber den Altar der Freundschaft ent- heiligt. Unsere gegenwärtigen Freundschaften sind gemeiniglich nichts mehr und nichts we- niger, als gemeinschaftlich geschlossene Con- nivenz, wo beide Theile im Gewinn sind;
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wie leben Weiber? kann bei dieser Abschwei- fung nichts verlieren. Laſst Könige licitiren: die Freundschaft ist nicht verkäuflich; — und eine solche Freundschaft, die, wenn sie gleich nicht zu den sieben Wunderwerken, so doch zu den Seltenheiten der moralischen Welt ge- hört, würde sich häufiger ereignen, wenn auch das andere Geschlecht bei ihren Altären zu Ablegung der Gelübde zugelassen wür- de, die gemeiniglich mit der Grundregel an- fangen, seinen Freund so behutsam zu behan- deln, daſs er, uns unbeschadet, auch unser Feind werden kann. Jene Einschränkung des Zutrauens und der wechselseitigen Herzenser- gieſsung, jene Mäſsigung in Entdeckung unse- rer geheimen Beschwerden, hebt das, was Freundschaft ist, auf, und macht dagegen ei- nen gewissen Schein gäng und gebe, der im- mer als Weltklugheitsmaxime Dienste leisten mag, der aber den Altar der Freundschaft ent- heiligt. Unsere gegenwärtigen Freundschaften sind gemeiniglich nichts mehr und nichts we- niger, als gemeinschaftlich geschlossene Con- nivenz, wo beide Theile im Gewinn sind;
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wie leben Weiber? kann bei dieser Abschwei-
fung nichts verlieren. Laſst Könige licitiren:
die Freundschaft ist nicht verkäuflich; — und
eine solche Freundschaft, die, wenn sie gleich
nicht zu den sieben Wunderwerken, so doch
zu den Seltenheiten der moralischen Welt ge-
hört, würde sich häufiger ereignen, wenn
auch das andere Geschlecht bei ihren Altären
zu Ablegung der Gelübde zugelassen wür-
de, die gemeiniglich mit der Grundregel an-
fangen, seinen Freund so behutsam zu behan-
deln, daſs er, uns unbeschadet, auch unser
Feind werden kann. Jene Einschränkung des
Zutrauens und der wechselseitigen Herzenser-
gieſsung, jene Mäſsigung in Entdeckung unse-
rer geheimen Beschwerden, hebt das, was
Freundschaft ist, auf, und macht dagegen ei-
nen gewissen Schein gäng und gebe, der im-
mer als Weltklugheitsmaxime Dienste leisten
mag, der aber den Altar der Freundschaft ent-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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