Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

zu schminken verstanden hätte, wie dieser
Mann, der unter den Lords den Gelehrten,
und unter den Gelehrten den Lord machte.
Wer le fin du fin in dem diplomatischen Fa-
che kennt und übt, richtet auf diesem Wege
oft am wenigsten aus -- Adler fangen nicht
Fliegen, und der Prätor setzt sich über klein-
fügige Subtilitäten hinweg -- Der weibliche
Vortrag ist gemeiniglich mit dem was vorge-
tragen wird, aus Einem Hause; diese Zwei
sind Eins, und nie oder selten findet hier eine
Mesalliance Statt, welches aber zwischen dem
männlichen Vortrage und der vorzutragenden
Sache sehr oft der Fall ist -- Wüssten wir,
was in Cabinetten durch Weiber geschehen
ist: wir würden über die interessantesten aller
Spiele, die Täuschung der Imagination, er-
staunen, wodurch Weiber zu ihrem Zwecke
kamen; wir würden die Kunst bewundern,
mit welcher ein Weib oft den Faden einer
Begebenheit anspann, den sie durch alle
Schleichwege der Intrigue glücklich bis zum
Ziel hinausführte. Eigentlich scheinen sie je-
ner Künste, worauf die Politik heut zu Tage

U

zu schminken verstanden hätte, wie dieser
Mann, der unter den Lords den Gelehrten,
und unter den Gelehrten den Lord machte.
Wer le fin du fin in dem diplomatischen Fa-
che kennt und übt, richtet auf diesem Wege
oft am wenigsten aus — Adler fangen nicht
Fliegen, und der Prätor setzt sich über klein-
fügige Subtilitäten hinweg — Der weibliche
Vortrag ist gemeiniglich mit dem was vorge-
tragen wird, aus Einem Hause; diese Zwei
sind Eins, und nie oder selten findet hier eine
Mésalliance Statt, welches aber zwischen dem
männlichen Vortrage und der vorzutragenden
Sache sehr oft der Fall ist — Wüſsten wir,
was in Cabinetten durch Weiber geschehen
ist: wir würden über die interessantesten aller
Spiele, die Täuschung der Imagination, er-
staunen, wodurch Weiber zu ihrem Zwecke
kamen; wir würden die Kunst bewundern,
mit welcher ein Weib oft den Faden einer
Begebenheit anspann, den sie durch alle
Schleichwege der Intrigue glücklich bis zum
Ziel hinausführte. Eigentlich scheinen sie je-
ner Künste, worauf die Politik heut zu Tage

U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0313" n="305"/>
zu schminken verstanden hätte, wie dieser<lb/>
Mann, der unter den Lords den Gelehrten,<lb/>
und unter den Gelehrten den Lord machte.<lb/>
Wer <hi rendition="#i">le fin du fin</hi> in dem diplomatischen Fa-<lb/>
che kennt und übt, richtet auf diesem Wege<lb/>
oft am wenigsten aus &#x2014; Adler fangen nicht<lb/>
Fliegen, und der Prätor setzt sich über klein-<lb/>
fügige Subtilitäten hinweg &#x2014; Der weibliche<lb/>
Vortrag ist gemeiniglich mit dem was vorge-<lb/>
tragen wird, aus Einem Hause; diese Zwei<lb/>
sind Eins, und nie oder selten findet hier eine<lb/>
Mésalliance Statt, welches aber zwischen dem<lb/>
männlichen Vortrage und der vorzutragenden<lb/>
Sache sehr oft der Fall ist &#x2014;&#x017F;sten wir,<lb/>
was in Cabinetten durch Weiber geschehen<lb/>
ist: wir würden über die interessantesten aller<lb/>
Spiele, die Täuschung der Imagination, er-<lb/>
staunen, wodurch Weiber zu ihrem Zwecke<lb/>
kamen; wir würden die Kunst bewundern,<lb/>
mit welcher ein Weib oft den Faden einer<lb/>
Begebenheit anspann, den sie durch alle<lb/>
Schleichwege der Intrigue glücklich bis zum<lb/>
Ziel hinausführte. Eigentlich scheinen sie je-<lb/>
ner Künste, worauf die Politik heut zu Tage<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0313] zu schminken verstanden hätte, wie dieser Mann, der unter den Lords den Gelehrten, und unter den Gelehrten den Lord machte. Wer le fin du fin in dem diplomatischen Fa- che kennt und übt, richtet auf diesem Wege oft am wenigsten aus — Adler fangen nicht Fliegen, und der Prätor setzt sich über klein- fügige Subtilitäten hinweg — Der weibliche Vortrag ist gemeiniglich mit dem was vorge- tragen wird, aus Einem Hause; diese Zwei sind Eins, und nie oder selten findet hier eine Mésalliance Statt, welches aber zwischen dem männlichen Vortrage und der vorzutragenden Sache sehr oft der Fall ist — Wüſsten wir, was in Cabinetten durch Weiber geschehen ist: wir würden über die interessantesten aller Spiele, die Täuschung der Imagination, er- staunen, wodurch Weiber zu ihrem Zwecke kamen; wir würden die Kunst bewundern, mit welcher ein Weib oft den Faden einer Begebenheit anspann, den sie durch alle Schleichwege der Intrigue glücklich bis zum Ziel hinausführte. Eigentlich scheinen sie je- ner Künste, worauf die Politik heut zu Tage U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/313
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/313>, abgerufen am 22.11.2024.