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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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und will uns damit locken, dass wir glauben
sollen, sie sei unsere liebe gute, unsere rechte
Mutter. Und ist sie das nicht? -- Der
Schmerz? Ach, dagegen liesse sich noch viel
sagen. In der That, die Natur scheint mit
dem Schmerz ihr Spiel zu treiben. Es giebt
Fälle, wo der Schmerz mit der Gefahr in
keinem Verhältnisse steht -- Zahnschmerz-
vorfälle, in welchen das Leiden weit grösser
ist, als die Gefahr; und so auch umgekehrt --
Vielleicht wollte die Natur uns lehren, uns
aus dem Schmerze überhaupt nichts zu ma-
chen und ihn nie auf einen ernsten Fuss zu
nehmen. Mache was du willst, sagte ein
Stoiker zum Schmerz, (ob er sich gleich nicht
entbrechen konnte, mit den Zähnen zu knir-
schen) ich werde doch nicht sagen, dass du
ein Übel bist! und man sage was man will,
es liegt in unserm Reden mehr als Ein Lin-
derungsmittel. Wenn wir dem Schmerze
freundlich zureden, scheint er Mitleiden mit
uns zu haben; und wenn wir ihm trotzen,
scheint er sich zu fürchten. Wer den Schmerz
in Schimpf oder Ernst übersieht, und sein

und will uns damit locken, daſs wir glauben
sollen, sie sei unsere liebe gute, unsere rechte
Mutter. Und ist sie das nicht? — Der
Schmerz? Ach, dagegen lieſse sich noch viel
sagen. In der That, die Natur scheint mit
dem Schmerz ihr Spiel zu treiben. Es giebt
Fälle, wo der Schmerz mit der Gefahr in
keinem Verhältnisse steht — Zahnschmerz-
vorfälle, in welchen das Leiden weit gröſser
ist, als die Gefahr; und so auch umgekehrt —
Vielleicht wollte die Natur uns lehren, uns
aus dem Schmerze überhaupt nichts zu ma-
chen und ihn nie auf einen ernsten Fuſs zu
nehmen. Mache was du willst, sagte ein
Stoiker zum Schmerz, (ob er sich gleich nicht
entbrechen konnte, mit den Zähnen zu knir-
schen) ich werde doch nicht sagen, daſs du
ein Übel bist! und man sage was man will,
es liegt in unserm Reden mehr als Ein Lin-
derungsmittel. Wenn wir dem Schmerze
freundlich zureden, scheint er Mitleiden mit
uns zu haben; und wenn wir ihm trotzen,
scheint er sich zu fürchten. Wer den Schmerz
in Schimpf oder Ernst übersieht, und sein

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[334/0342] und will uns damit locken, daſs wir glauben sollen, sie sei unsere liebe gute, unsere rechte Mutter. Und ist sie das nicht? — Der Schmerz? Ach, dagegen lieſse sich noch viel sagen. In der That, die Natur scheint mit dem Schmerz ihr Spiel zu treiben. Es giebt Fälle, wo der Schmerz mit der Gefahr in keinem Verhältnisse steht — Zahnschmerz- vorfälle, in welchen das Leiden weit gröſser ist, als die Gefahr; und so auch umgekehrt — Vielleicht wollte die Natur uns lehren, uns aus dem Schmerze überhaupt nichts zu ma- chen und ihn nie auf einen ernsten Fuſs zu nehmen. Mache was du willst, sagte ein Stoiker zum Schmerz, (ob er sich gleich nicht entbrechen konnte, mit den Zähnen zu knir- schen) ich werde doch nicht sagen, daſs du ein Übel bist! und man sage was man will, es liegt in unserm Reden mehr als Ein Lin- derungsmittel. Wenn wir dem Schmerze freundlich zureden, scheint er Mitleiden mit uns zu haben; und wenn wir ihm trotzen, scheint er sich zu fürchten. Wer den Schmerz in Schimpf oder Ernst übersieht, und sein

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/342>, abgerufen am 22.11.2024.