de es durch Vermittelung der Weiber dahin kommen, dass Speise und Trank zu unserer Medicin würden, dass wir Medicin nicht mehr einnehmen dürften -- Wird nicht die Hälfte ihrer Wirkung durch den Ekel eingebüsst, den das Einnehmen veranlasst? Kurz und gut, das zahllose Heer von Processen und Krankheiten würde vermindert werden, wenn Weiber Richter und Ärzte wären. Ist es nicht leichter, manchen Krankheiten auszuweichen, als sie zu heilen? ist es nicht heilsamer für den Staat, wenn weniger seiner Bürger von Krankheiten heimgesucht werden, als wenn ihnen durch die Kunst der Ärzte die Gesund- heit wiedergegeben wird? Ist das auch wirk- lich Gesundheit, was diese Herren den Kran- ken dafür verkaufen? Wahrlich, eben so we- nig, wie das Gerechtigkeit ist, was wir in unsern Gerichtshöfen sehr theuer bezahlen --
Väter des Staats, errichtet, statt klinischer Institute, Schulen für die Weiber, wo das, was zum Unterhalt und zur Nahrung des Menschen dienen soll, näher geprüft und untersucht wird; wo sie gelehrt werden, Speise
de es durch Vermittelung der Weiber dahin kommen, daſs Speise und Trank zu unserer Medicin würden, daſs wir Medicin nicht mehr einnehmen dürften — Wird nicht die Hälfte ihrer Wirkung durch den Ekel eingebüſst, den das Einnehmen veranlaſst? Kurz und gut, das zahllose Heer von Processen und Krankheiten würde vermindert werden, wenn Weiber Richter und Ärzte wären. Ist es nicht leichter, manchen Krankheiten auszuweichen, als sie zu heilen? ist es nicht heilsamer für den Staat, wenn weniger seiner Bürger von Krankheiten heimgesucht werden, als wenn ihnen durch die Kunst der Ärzte die Gesund- heit wiedergegeben wird? Ist das auch wirk- lich Gesundheit, was diese Herren den Kran- ken dafür verkaufen? Wahrlich, eben so we- nig, wie das Gerechtigkeit ist, was wir in unsern Gerichtshöfen sehr theuer bezahlen —
Väter des Staats, errichtet, statt klinischer Institute, Schulen für die Weiber, wo das, was zum Unterhalt und zur Nahrung des Menschen dienen soll, näher geprüft und untersucht wird; wo sie gelehrt werden, Speise
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de es durch Vermittelung der Weiber dahin
kommen, daſs Speise und Trank zu unserer
Medicin würden, daſs wir Medicin nicht mehr
einnehmen dürften — Wird nicht die Hälfte
ihrer Wirkung durch den Ekel eingebüſst,
den das Einnehmen veranlaſst? Kurz und
gut, das zahllose Heer von Processen und
Krankheiten würde vermindert werden, wenn
Weiber Richter und Ärzte wären. Ist es nicht
leichter, manchen Krankheiten auszuweichen,
als sie zu heilen? ist es nicht heilsamer für
den Staat, wenn weniger seiner Bürger von
Krankheiten heimgesucht werden, als wenn
ihnen durch die Kunst der Ärzte die Gesund-
heit wiedergegeben wird? Ist das auch wirk-
lich Gesundheit, was diese Herren den Kran-
ken dafür verkaufen? Wahrlich, eben so we-
nig, wie das Gerechtigkeit ist, was wir in
unsern Gerichtshöfen sehr theuer bezahlen —
Väter des Staats, errichtet, statt klinischer
Institute, Schulen für die Weiber, wo das,
was zum Unterhalt und zur Nahrung des
Menschen dienen soll, näher geprüft und
untersucht wird; wo sie gelehrt werden, Speise
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/344>, abgerufen am 22.11.2024.
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