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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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"dirt, und nicht lange nach diesen Tagen ei-
"fersüchtig auf sie wird?
" --

Lieber! ist die Erziehung bloss Pflicht der
Mütter, oder liegt sie nicht auch den Vätern
ob? gehören die Kinder nicht beiden? Und
wenn der Vater, dieser Verpflichtung ungeach-
tet, nicht aufhört gesellig zu seyn, warum soll
es denn die Mutter? Wozu werden Kinder
erzogen? nicht zur Gesellschaft im Grossen
und Kleinen? und diese kennen zu lernen,
soll die Mutter Verzicht thun? sie soll erzie-
hen, ohne die Erziehungskunst zu kennen? --
Einer der ungerechtesten Vorwürfe ist es, die
grosse Weichlichkeit unseres Jahrhunderts auf
die Rechnung der Weiber, und des Tons, den
sie in Gesellschaften angeben, zu setzen
. Sind
wir wohl so weichlich wie die cultivirten Völ-
ker, die ihre Weiber einsperren? Selbst zu
gymnastischen Übungen giebt das andere Ge-
schlecht unsern Jünglingen Gelegenheit, die in-
dess kaum noch Kraft zum Tanze haben, der
ohne die Weiber völlig aufhören würde --! --
Die Weichlichkeit fing von jeher bei unserem
Geschlechte an, und gewiss haben wir es den

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»dirt, und nicht lange nach diesen Tagen ei-
»fersüchtig auf sie wird?
» —

Lieber! ist die Erziehung bloſs Pflicht der
Mütter, oder liegt sie nicht auch den Vätern
ob? gehören die Kinder nicht beiden? Und
wenn der Vater, dieser Verpflichtung ungeach-
tet, nicht aufhört gesellig zu seyn, warum soll
es denn die Mutter? Wozu werden Kinder
erzogen? nicht zur Gesellschaft im Groſsen
und Kleinen? und diese kennen zu lernen,
soll die Mutter Verzicht thun? sie soll erzie-
hen, ohne die Erziehungskunst zu kennen? —
Einer der ungerechtesten Vorwürfe ist es, die
groſse Weichlichkeit unseres Jahrhunderts auf
die Rechnung der Weiber, und des Tons, den
sie in Gesellschaften angeben, zu setzen
. Sind
wir wohl so weichlich wie die cultivirten Völ-
ker, die ihre Weiber einsperren? Selbst zu
gymnastischen Übungen giebt das andere Ge-
schlecht unsern Jünglingen Gelegenheit, die in-
deſs kaum noch Kraft zum Tanze haben, der
ohne die Weiber völlig aufhören würde —! —
Die Weichlichkeit fing von jeher bei unserem
Geschlechte an, und gewiſs haben wir es den

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[361/0369] »dirt, und nicht lange nach diesen Tagen ei- »fersüchtig auf sie wird?» — Lieber! ist die Erziehung bloſs Pflicht der Mütter, oder liegt sie nicht auch den Vätern ob? gehören die Kinder nicht beiden? Und wenn der Vater, dieser Verpflichtung ungeach- tet, nicht aufhört gesellig zu seyn, warum soll es denn die Mutter? Wozu werden Kinder erzogen? nicht zur Gesellschaft im Groſsen und Kleinen? und diese kennen zu lernen, soll die Mutter Verzicht thun? sie soll erzie- hen, ohne die Erziehungskunst zu kennen? — Einer der ungerechtesten Vorwürfe ist es, die groſse Weichlichkeit unseres Jahrhunderts auf die Rechnung der Weiber, und des Tons, den sie in Gesellschaften angeben, zu setzen. Sind wir wohl so weichlich wie die cultivirten Völ- ker, die ihre Weiber einsperren? Selbst zu gymnastischen Übungen giebt das andere Ge- schlecht unsern Jünglingen Gelegenheit, die in- deſs kaum noch Kraft zum Tanze haben, der ohne die Weiber völlig aufhören würde —! — Die Weichlichkeit fing von jeher bei unserem Geschlechte an, und gewiſs haben wir es den Z 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/369>, abgerufen am 27.11.2024.