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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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werden wollen, in Versuchung und mancherlei
Stricke, wenn wir nach der leichtesten Art reich
zu werden, zu sparen, oder nach der schwer-
sten, zu speculiren, suchen -- Wir arbeiten Al-
les zum Druck aus, in der bestimmten Absicht,
es dem gelehrten Publico zu überantworten,
oder es in einem privilegirten oder unprivile-
girten Cirkel vorlesen zu lassen -- Und ob
es gleich freilich correkter ausfällt, wenn der
Inhalt lehrreicher ist, oder so aussieht, wie
ein hingeworfener weiblicher Aufsatz; so wird
die Arbeit des anderen Geschlechtes doch
mehr Individualität zeigen, und eine Intuition
behaupten, die wir, im Namen und von wegen
unserer stupenden Gelehrsamkeit, fast keinem
unserer Werke in gleichem Grade verleihen
können. Leichter und flüchtiger sind weib-
liche Arbeiten; allein darum oft treffender,
richtiger, eindrücklicher. Weiber lieben schon
nicht lange Worte, weil hier eine Hauptsylbe
sich die anderen unterordnet und sich die
Herrschaft über diese anmasst -- Lange Perio-
den sind ihnen nicht angenehm, weil sie die Al-
ten nicht genug kennen, weil dieselben schwe-

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werden wollen, in Versuchung und mancherlei
Stricke, wenn wir nach der leichtesten Art reich
zu werden, zu sparen, oder nach der schwer-
sten, zu speculiren, suchen — Wir arbeiten Al-
les zum Druck aus, in der bestimmten Absicht,
es dem gelehrten Publico zu überantworten,
oder es in einem privilegirten oder unprivile-
girten Cirkel vorlesen zu lassen — Und ob
es gleich freilich correkter ausfällt, wenn der
Inhalt lehrreicher ist, oder so aussieht, wie
ein hingeworfener weiblicher Aufsatz; so wird
die Arbeit des anderen Geschlechtes doch
mehr Individualität zeigen, und eine Intuition
behaupten, die wir, im Namen und von wegen
unserer stupenden Gelehrsamkeit, fast keinem
unserer Werke in gleichem Grade verleihen
können. Leichter und flüchtiger sind weib-
liche Arbeiten; allein darum oft treffender,
richtiger, eindrücklicher. Weiber lieben schon
nicht lange Worte, weil hier eine Hauptsylbe
sich die anderen unterordnet und sich die
Herrschaft über diese anmaſst — Lange Perio-
den sind ihnen nicht angenehm, weil sie die Al-
ten nicht genug kennen, weil dieselben schwe-

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[387/0395] werden wollen, in Versuchung und mancherlei Stricke, wenn wir nach der leichtesten Art reich zu werden, zu sparen, oder nach der schwer- sten, zu speculiren, suchen — Wir arbeiten Al- les zum Druck aus, in der bestimmten Absicht, es dem gelehrten Publico zu überantworten, oder es in einem privilegirten oder unprivile- girten Cirkel vorlesen zu lassen — Und ob es gleich freilich correkter ausfällt, wenn der Inhalt lehrreicher ist, oder so aussieht, wie ein hingeworfener weiblicher Aufsatz; so wird die Arbeit des anderen Geschlechtes doch mehr Individualität zeigen, und eine Intuition behaupten, die wir, im Namen und von wegen unserer stupenden Gelehrsamkeit, fast keinem unserer Werke in gleichem Grade verleihen können. Leichter und flüchtiger sind weib- liche Arbeiten; allein darum oft treffender, richtiger, eindrücklicher. Weiber lieben schon nicht lange Worte, weil hier eine Hauptsylbe sich die anderen unterordnet und sich die Herrschaft über diese anmaſst — Lange Perio- den sind ihnen nicht angenehm, weil sie die Al- ten nicht genug kennen, weil dieselben schwe- B b 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/395>, abgerufen am 24.11.2024.