Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Dinge nicht; und wozu auch diese gefährliche
Beweisart --? wozu, da wir Vernunft und
Erfahrung als Zeugen zum ewigen Gedächt-
niss anrufen können. Aus dieser zweier Zeu-
gen Munde bestehet alle Wahrheit. --

Die Natur scheint bei Bildung der beiden
Menschengeschlechter nicht beabsichtiget zu
haben, weder einen merklichen Unterschied
unter ihnen festzustellen, noch eins auf Ko-
sten des andern zu begünstigen -- Der Ge-
schlechtsunterschied kann nicht zur Antwort
dienen, wenn die Frage ist: ob das männliche
Geschlecht mit wesentlichen körperlichen und
geistigen Vorzügen vor dem weiblichen ausge-
stattet worden sei? Andere Unterschiede, als die
welche auf die Geschlechtsbestimmung gehen,
zu entdecken, hat dem anatomischen Messer
bis jetzt noch nicht gelingen wollen; und doch
behauptet dies Instrument bei der goldnen Re-
gel: Erkenne dich selbst, einen unleugbaren
Einfluss; und überhaupt hat das brave Eisen
dem menschlichen Geschlechte weit mehr
Dienste geleistet, als das prahlerische Gold --
Wer zuerst den Magneten die Eisenbraut

C

Dinge nicht; und wozu auch diese gefährliche
Beweisart —? wozu, da wir Vernunft und
Erfahrung als Zeugen zum ewigen Gedächt-
niſs anrufen können. Aus dieser zweier Zeu-
gen Munde bestehet alle Wahrheit. —

Die Natur scheint bei Bildung der beiden
Menschengeschlechter nicht beabsichtiget zu
haben, weder einen merklichen Unterschied
unter ihnen festzustellen, noch eins auf Ko-
sten des andern zu begünstigen — Der Ge-
schlechtsunterschied kann nicht zur Antwort
dienen, wenn die Frage ist: ob das männliche
Geschlecht mit wesentlichen körperlichen und
geistigen Vorzügen vor dem weiblichen ausge-
stattet worden sei? Andere Unterschiede, als die
welche auf die Geschlechtsbestimmung gehen,
zu entdecken, hat dem anatomischen Messer
bis jetzt noch nicht gelingen wollen; und doch
behauptet dies Instrument bei der goldnen Re-
gel: Erkenne dich selbst, einen unleugbaren
Einfluſs; und überhaupt hat das brave Eisen
dem menschlichen Geschlechte weit mehr
Dienste geleistet, als das prahlerische Gold —
Wer zuerst den Magneten die Eisenbraut

C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="33"/>
Dinge nicht; und wozu auch diese gefährliche<lb/>
Beweisart &#x2014;? wozu, da wir Vernunft und<lb/>
Erfahrung als <hi rendition="#i">Zeugen zum ewigen Gedächt-<lb/>
ni&#x017F;s</hi> anrufen können. Aus dieser zweier Zeu-<lb/>
gen Munde bestehet alle Wahrheit. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Die Natur scheint bei Bildung der beiden<lb/>
Menschengeschlechter nicht beabsichtiget zu<lb/>
haben, weder einen merklichen Unterschied<lb/>
unter ihnen festzustellen, noch eins auf Ko-<lb/>
sten des andern zu begünstigen &#x2014; Der Ge-<lb/>
schlechtsunterschied kann nicht zur Antwort<lb/>
dienen, wenn die Frage ist: ob das männliche<lb/>
Geschlecht mit wesentlichen körperlichen und<lb/>
geistigen Vorzügen vor dem weiblichen ausge-<lb/>
stattet worden sei? Andere Unterschiede, als die<lb/>
welche auf die Geschlechtsbestimmung gehen,<lb/>
zu entdecken, hat dem anatomischen Messer<lb/>
bis jetzt noch nicht gelingen wollen; und doch<lb/>
behauptet dies Instrument bei der goldnen Re-<lb/>
gel: <hi rendition="#i">Erkenne dich selbst</hi>, einen unleugbaren<lb/>
Einflu&#x017F;s; und überhaupt hat das brave Eisen<lb/>
dem menschlichen Geschlechte weit mehr<lb/>
Dienste geleistet, als das prahlerische Gold &#x2014;<lb/>
Wer zuerst den Magneten die <hi rendition="#i">Eisenbraut</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0041] Dinge nicht; und wozu auch diese gefährliche Beweisart —? wozu, da wir Vernunft und Erfahrung als Zeugen zum ewigen Gedächt- niſs anrufen können. Aus dieser zweier Zeu- gen Munde bestehet alle Wahrheit. — Die Natur scheint bei Bildung der beiden Menschengeschlechter nicht beabsichtiget zu haben, weder einen merklichen Unterschied unter ihnen festzustellen, noch eins auf Ko- sten des andern zu begünstigen — Der Ge- schlechtsunterschied kann nicht zur Antwort dienen, wenn die Frage ist: ob das männliche Geschlecht mit wesentlichen körperlichen und geistigen Vorzügen vor dem weiblichen ausge- stattet worden sei? Andere Unterschiede, als die welche auf die Geschlechtsbestimmung gehen, zu entdecken, hat dem anatomischen Messer bis jetzt noch nicht gelingen wollen; und doch behauptet dies Instrument bei der goldnen Re- gel: Erkenne dich selbst, einen unleugbaren Einfluſs; und überhaupt hat das brave Eisen dem menschlichen Geschlechte weit mehr Dienste geleistet, als das prahlerische Gold — Wer zuerst den Magneten die Eisenbraut C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/41
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/41>, abgerufen am 21.11.2024.