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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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klaget dich wegen Krankheiten an, wozu er
die Anlässe, trotz allen Gefahren und Hinder-
nissen, aus Osten und Süden mit rastloser
Begierde zusammen brachte, während das
Häuflein deiner genügsamen Kinder, den müt-
terlichen Vorschriften folgsamer, mitten unter
diesen unschlachtigen ausgearteten Menschen
vor Dir wandelt und fromm ist, ohne von
hysterischen Plagen und dem zahllosen Hee-
re von Krämpfen zu wissen, gegen die weder
die Materia medica, noch vielleicht die ganze
weite und breite Natur, Mittel im Vermögen
hat? Nennt die Natur nicht ungerecht, wenn
ihr unnatürliche Wege wandelt! Nur gegen
natürliche Krankheiten scheint die Natur Mit-
tel zu besitzen; gegen Übel, welche Folgen
unserer unnatürlichen Cultur sind, hat sie we-
der Kraut noch Pflaster, und ihr einziges Mit-
tel ist nur: thut Busse und glaubet an das
Natur-Evangelium! O, dass ihr Busse thätet
und glaubtet! -- Ohne dass wir werden wie
die Kinder und in dies Philanthropin heimkom-
men, dem wir den Rücken kehrten -- sind
wir verrathene und verkaufte Menschen, zu

klaget dich wegen Krankheiten an, wozu er
die Anlässe, trotz allen Gefahren und Hinder-
nissen, aus Osten und Süden mit rastloser
Begierde zusammen brachte, während das
Häuflein deiner genügsamen Kinder, den müt-
terlichen Vorschriften folgsamer, mitten unter
diesen unschlachtigen ausgearteten Menschen
vor Dir wandelt und fromm ist, ohne von
hysterischen Plagen und dem zahllosen Hee-
re von Krämpfen zu wissen, gegen die weder
die Materia medica, noch vielleicht die ganze
weite und breite Natur, Mittel im Vermögen
hat? Nennt die Natur nicht ungerecht, wenn
ihr unnatürliche Wege wandelt! Nur gegen
natürliche Krankheiten scheint die Natur Mit-
tel zu besitzen; gegen Übel, welche Folgen
unserer unnatürlichen Cultur sind, hat sie we-
der Kraut noch Pflaster, und ihr einziges Mit-
tel ist nur: thut Buſse und glaubet an das
Natur-Evangelium! O, daſs ihr Buſse thätet
und glaubtet! — Ohne daſs wir werden wie
die Kinder und in dies Philanthropin heimkom-
men, dem wir den Rücken kehrten — sind
wir verrathene und verkaufte Menschen, zu

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[44/0052] klaget dich wegen Krankheiten an, wozu er die Anlässe, trotz allen Gefahren und Hinder- nissen, aus Osten und Süden mit rastloser Begierde zusammen brachte, während das Häuflein deiner genügsamen Kinder, den müt- terlichen Vorschriften folgsamer, mitten unter diesen unschlachtigen ausgearteten Menschen vor Dir wandelt und fromm ist, ohne von hysterischen Plagen und dem zahllosen Hee- re von Krämpfen zu wissen, gegen die weder die Materia medica, noch vielleicht die ganze weite und breite Natur, Mittel im Vermögen hat? Nennt die Natur nicht ungerecht, wenn ihr unnatürliche Wege wandelt! Nur gegen natürliche Krankheiten scheint die Natur Mit- tel zu besitzen; gegen Übel, welche Folgen unserer unnatürlichen Cultur sind, hat sie we- der Kraut noch Pflaster, und ihr einziges Mit- tel ist nur: thut Buſse und glaubet an das Natur-Evangelium! O, daſs ihr Buſse thätet und glaubtet! — Ohne daſs wir werden wie die Kinder und in dies Philanthropin heimkom- men, dem wir den Rücken kehrten — sind wir verrathene und verkaufte Menschen, zu

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/52>, abgerufen am 22.11.2024.