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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Hausgeschäfte nach wie vor, während der
Mann, auf seinem Lager hingestreckt, sich pfle-
gen lässt, und von seinen Nachbarn Wochen-
visiten und Glückwünsche annimmt, weil er --
man denke der Mühe! -- durch sein Weib
ein Kind geboren hat. Da es Helden giebt,
deren die Geschichte mit Lob und Preis ge-
denkt, weil sie in höchsten Gnaden geruhe-
ten, sich Schlachten gewinnen und Siege er-
kämpfen zu lassen, ohne dass sie sich dem
kleinsten Gefecht aussetzten und zum Bette
der Ehren die mindeste Neigung fühlten, in-
dem sie, wenn es hoch kam, weit über die
Schussweite hinaus sehr behaglich zusahen, wie
viele Arme und Beine ein Paar Lorbeerreiser
kosteten: -- so mag es mit dem Wochenbette
dieser Männer so genau nicht genommen wer-
den. Ihr, die ihr der Schwangerschaften und
Geburten halben die Weiber für schwächer
haltet als Euch; sagt: wie hätte die Natur ihr
grösstes Werk, die Fortpflanzung des mensch-
lichen Geschlechtes, absichtlich mit solchen
Übeln in Verbindung bringen; wie hätte sie
den Becher des köstlichsten Nektars mit Wer-

Hausgeschäfte nach wie vor, während der
Mann, auf seinem Lager hingestreckt, sich pfle-
gen läſst, und von seinen Nachbarn Wochen-
visiten und Glückwünsche annimmt, weil er —
man denke der Mühe! — durch sein Weib
ein Kind geboren hat. Da es Helden giebt,
deren die Geschichte mit Lob und Preis ge-
denkt, weil sie in höchsten Gnaden geruhe-
ten, sich Schlachten gewinnen und Siege er-
kämpfen zu lassen, ohne daſs sie sich dem
kleinsten Gefecht aussetzten und zum Bette
der Ehren die mindeste Neigung fühlten, in-
dem sie, wenn es hoch kam, weit über die
Schuſsweite hinaus sehr behaglich zusahen, wie
viele Arme und Beine ein Paar Lorbeerreiser
kosteten: — so mag es mit dem Wochenbette
dieser Männer so genau nicht genommen wer-
den. Ihr, die ihr der Schwangerschaften und
Geburten halben die Weiber für schwächer
haltet als Euch; sagt: wie hätte die Natur ihr
gröſstes Werk, die Fortpflanzung des mensch-
lichen Geschlechtes, absichtlich mit solchen
Übeln in Verbindung bringen; wie hätte sie
den Becher des köstlichsten Nektars mit Wer-

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[46/0054] Hausgeschäfte nach wie vor, während der Mann, auf seinem Lager hingestreckt, sich pfle- gen läſst, und von seinen Nachbarn Wochen- visiten und Glückwünsche annimmt, weil er — man denke der Mühe! — durch sein Weib ein Kind geboren hat. Da es Helden giebt, deren die Geschichte mit Lob und Preis ge- denkt, weil sie in höchsten Gnaden geruhe- ten, sich Schlachten gewinnen und Siege er- kämpfen zu lassen, ohne daſs sie sich dem kleinsten Gefecht aussetzten und zum Bette der Ehren die mindeste Neigung fühlten, in- dem sie, wenn es hoch kam, weit über die Schuſsweite hinaus sehr behaglich zusahen, wie viele Arme und Beine ein Paar Lorbeerreiser kosteten: — so mag es mit dem Wochenbette dieser Männer so genau nicht genommen wer- den. Ihr, die ihr der Schwangerschaften und Geburten halben die Weiber für schwächer haltet als Euch; sagt: wie hätte die Natur ihr gröſstes Werk, die Fortpflanzung des mensch- lichen Geschlechtes, absichtlich mit solchen Übeln in Verbindung bringen; wie hätte sie den Becher des köstlichsten Nektars mit Wer-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/54>, abgerufen am 22.11.2024.