sten Verbindung) roher, und es blieb im Takt! Die damaligen Übel des weiblichen Geschlech- tes waren ungerathene Kinder des Ungefährs, dem man, bei so vielen wohlgerathenen, auch jene verzeihen kann; die Übel der folgenden und der jetzigen Zeit sind constitutionell, gründen sich auf Unfakta und inconsequente Vernünftelei! -- Fürwahr, es würde eine unerhörte und nach den angenommenen psy- chologischen Grundsätzen unerklärbare Erschei- nung seyn, wenn unter dem eisernen Drucke des Despotismus das Freiheitsgefühl nicht end- lich seine Spannkraft verlieren; wenn aus Mangel an Pflege und Wartung der herrlich- ste Boden nicht verwildern, und endlich jeder nützliche Keim ersticken; wenn über den Ge- danken von entrissenem Rechte, und dass die- ses unwiederbringlich verloren gegangen sey, nicht endlich auch das Andenken an jene Rechte selbst und die demselben entsprechen- den Gefühle, der Glaube an sich selbst und an seinen selbstständigen Werth, verlöschen sollte. Wenn Schonung, Achtung und Pflege der ursprünglichen Menschenrechte, wenn vor-
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sten Verbindung) roher, und es blieb im Takt! Die damaligen Übel des weiblichen Geschlech- tes waren ungerathene Kinder des Ungefährs, dem man, bei so vielen wohlgerathenen, auch jene verzeihen kann; die Übel der folgenden und der jetzigen Zeit sind constitutionell, gründen sich auf Unfakta und inconsequente Vernünftelei! — Fürwahr, es würde eine unerhörte und nach den angenommenen psy- chologischen Grundsätzen unerklärbare Erschei- nung seyn, wenn unter dem eisernen Drucke des Despotismus das Freiheitsgefühl nicht end- lich seine Spannkraft verlieren; wenn aus Mangel an Pflege und Wartung der herrlich- ste Boden nicht verwildern, und endlich jeder nützliche Keim ersticken; wenn über den Ge- danken von entrissenem Rechte, und daſs die- ses unwiederbringlich verloren gegangen sey, nicht endlich auch das Andenken an jene Rechte selbst und die demselben entsprechen- den Gefühle, der Glaube an sich selbst und an seinen selbstständigen Werth, verlöschen sollte. Wenn Schonung, Achtung und Pflege der ursprünglichen Menschenrechte, wenn vor-
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[65/0073]
sten Verbindung) roher, und es blieb im Takt!
Die damaligen Übel des weiblichen Geschlech-
tes waren ungerathene Kinder des Ungefährs,
dem man, bei so vielen wohlgerathenen, auch
jene verzeihen kann; die Übel der folgenden
und der jetzigen Zeit sind constitutionell,
gründen sich auf Unfakta und inconsequente
Vernünftelei! — Fürwahr, es würde eine
unerhörte und nach den angenommenen psy-
chologischen Grundsätzen unerklärbare Erschei-
nung seyn, wenn unter dem eisernen Drucke
des Despotismus das Freiheitsgefühl nicht end-
lich seine Spannkraft verlieren; wenn aus
Mangel an Pflege und Wartung der herrlich-
ste Boden nicht verwildern, und endlich jeder
nützliche Keim ersticken; wenn über den Ge-
danken von entrissenem Rechte, und daſs die-
ses unwiederbringlich verloren gegangen sey,
nicht endlich auch das Andenken an jene
Rechte selbst und die demselben entsprechen-
den Gefühle, der Glaube an sich selbst und
an seinen selbstständigen Werth, verlöschen
sollte. Wenn Schonung, Achtung und Pflege
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/73>, abgerufen am 24.11.2024.
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