len, sondern Beobachtungsanlage lenkte ohne Zweifel zuerst das Weib auf diese Ex- perimental-Unterweisung. Vorräthe erforder- ten beständige Aufsicht, nähere Einrichtung und Bearbeitung; und so entstand Hausrath. Irgend ein Zufall, und ohne Zweifel die An- hänglichkeit mancher Thiere an den Menschen, lehrte ihn (wahrscheinlich zuerst das Weib), einige Gattungen von Thieren zu seinem be- ständigen Brauch und Dienste zu zähmen; und so vermehrte sich durch diese Dienstboten, die man im Falle der Noth auch zur Nahrung nahm, der Haushalt. Jetzt mussten die Ge- schäfte getheilt werden; und da wählte denn der Mann die Jagd, das Weib den Haushalt. So ward das Weib allmählich die Befehlshabe- rin der Hausthiere, und eh' es sich's versah, das erste Hausthier selbst. Das arme Weib! Doch was kann weiter befremden? ward es doch durch jene Revolution, wodurch es die Freiheit an's Licht brachte, eine Sklavin!
Allmählich fingen die Vortheile und Nach- theile, welche mit den unter beiden Geschlech- tern so sehr verschiedenen Lebensarten ver-
len, sondern Beobachtungsanlage lenkte ohne Zweifel zuerst das Weib auf diese Ex- perimental-Unterweisung. Vorräthe erforder- ten beständige Aufsicht, nähere Einrichtung und Bearbeitung; und so entstand Hausrath. Irgend ein Zufall, und ohne Zweifel die An- hänglichkeit mancher Thiere an den Menschen, lehrte ihn (wahrscheinlich zuerst das Weib), einige Gattungen von Thieren zu seinem be- ständigen Brauch und Dienste zu zähmen; und so vermehrte sich durch diese Dienstboten, die man im Falle der Noth auch zur Nahrung nahm, der Haushalt. Jetzt muſsten die Ge- schäfte getheilt werden; und da wählte denn der Mann die Jagd, das Weib den Haushalt. So ward das Weib allmählich die Befehlshabe- rin der Hausthiere, und eh’ es sich’s versah, das erste Hausthier selbst. Das arme Weib! Doch was kann weiter befremden? ward es doch durch jene Revolution, wodurch es die Freiheit an’s Licht brachte, eine Sklavin!
Allmählich fingen die Vortheile und Nach- theile, welche mit den unter beiden Geschlech- tern so sehr verschiedenen Lebensarten ver-
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len, sondern Beobachtungsanlage lenkte ohne
Zweifel zuerst das Weib auf diese Ex-
perimental-Unterweisung. Vorräthe erforder-
ten beständige Aufsicht, nähere Einrichtung
und Bearbeitung; und so entstand Hausrath.
Irgend ein Zufall, und ohne Zweifel die An-
hänglichkeit mancher Thiere an den Menschen,
lehrte ihn (wahrscheinlich zuerst das Weib),
einige Gattungen von Thieren zu seinem be-
ständigen Brauch und Dienste zu zähmen; und
so vermehrte sich durch diese Dienstboten,
die man im Falle der Noth auch zur Nahrung
nahm, der Haushalt. Jetzt muſsten die Ge-
schäfte getheilt werden; und da wählte denn
der Mann die Jagd, das Weib den Haushalt.
So ward das Weib allmählich die Befehlshabe-
rin der Hausthiere, und eh’ es sich’s versah,
das erste Hausthier selbst. Das arme Weib!
Doch was kann weiter befremden? ward es
doch durch jene Revolution, wodurch es die
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Allmählich fingen die Vortheile und Nach-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/98>, abgerufen am 27.11.2024.
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