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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779.

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der Alten und der Neuen.
abwechselnden Durchschnitten, malerischen Prospecten, Alleen, kleinen Lustwäldern,
Blumenparterren, Rasenstücken, Grotten, Statuen -- die zum Theil die Nachah-
mung des ältern französischen Geschmacks verrathen, aber mit noch mehr kleinen
Spielwerken angefüllt sind.

Italien ist indessen voll sowohl von edlen Landhäusern, als auch von Vignen,
oder kleinen Lusthäusern, worin man außer der Stadt freye Luft schöpft, und die mit
anmuthigen Weingärten umzogen sind. Durch den Geist der berühmtesten Architek-
ten, besonders eines Palladio, Scamozzi, haben sich um Turin, Mayland, Vi-
cenz, Padua, Florenz, Venedig
und Rom Landhäuser [Spaltenumbruch] *) erhoben, die sich durch
die schöne Architektur empfehlen, und an die römischen Villen eine angenehme Zu-
rückerinnerung erwecken. Die Ufer der Brenta sind überall mit Villen bepflanzt.
Nahe vor Florenz bringen die schönen Landhäuser, die sehr zahlreich, sehr weiß und
hin und wieder unter den angebauten Hügeln und grünen Plätzen zerstreuet sind, eine
äußerst angenehme Wirkung für das Auge hervor. In vielen Gegenden von Tosca-
na
prangen überall die Hügel mit Villen, die zuweilen mit Lustschlössern abwechseln;
von den mit Wein, Oel- und Obstbäumen bepflanzten Höhen genießen sie sehr reizende
Aussichten, und eine reine gesunde Luft. Bey Genua sind die beyden Ufer des
Meeres mit prächtigen Lusthäufern bedeckt. Nicht weniger sind die romantischen
Landschaften des Meerbusens von Neapel bis Portici, und selbst verschiedene Striche
in Sicilien, mit Villen und Lustgärten verschönert. --

Noch einen Blick, ehe wir dieses Land verlassen, müssen wir auf den Garten
auf der Isola Bella, der berühmtesten unter den Borromäischen Inseln werfen,

einen
*) Abbildungen verschiedener schöner
Landhäuser des venetianischen Adels von
Palladio aufgeführt s. in seiner Architet-
tura,
und in Sandrats Palatiorum Roman.
Pars II. cui accesserunt Andreae Palladii
praedia aedesque hortenses in statu Ve-
neto exstructae.
Fol. Nürnberg 1694. --
Plans und Aufrisse von den durch Sca-
mozzi theils angelegten, theils verbesserten
Villen um Vicenz, Padua und Venedig s.
in seiner Idea dell' Architettura univer-
sale.
-- Die Landhäuser der Venetianer
an der Brenta sind von dem Architekten
und Maler Costa in Kupfer gebracht in
dem Werke: Delizie del siume di Brenta,
[Spaltenumbruch] cioe vedute de' Palazzi e casini, che si
vedono lungo la Brenta sino a Padua,
disegnate ed incise da Gianfr. Costa etc.
fol. Ven.
1750-1756. 2 Theile. -- Noch
hat man von den toscanischen Villen ein
eigenes Werk: Vedute delle Ville e d'al-
tri luoghi della Toscana.
Fol. Florenz
1757. 50 Blätter. Nur wenige von den
hier abgebildeten toscanischen Villen sind
in einem reinen Geschmack; die meisten von
einer sonderbaren Architektur, mit allerley
Verzierungen überladen; einige blos alt-
gothische unförmliche Klumpen. Der
Stich ist von verschiedenen Künstlern und
von ungleichem Werth.

der Alten und der Neuen.
abwechſelnden Durchſchnitten, maleriſchen Proſpecten, Alleen, kleinen Luſtwaͤldern,
Blumenparterren, Raſenſtuͤcken, Grotten, Statuen — die zum Theil die Nachah-
mung des aͤltern franzoͤſiſchen Geſchmacks verrathen, aber mit noch mehr kleinen
Spielwerken angefuͤllt ſind.

Italien iſt indeſſen voll ſowohl von edlen Landhaͤuſern, als auch von Vignen,
oder kleinen Luſthaͤuſern, worin man außer der Stadt freye Luft ſchoͤpft, und die mit
anmuthigen Weingaͤrten umzogen ſind. Durch den Geiſt der beruͤhmteſten Architek-
ten, beſonders eines Palladio, Scamozzi, haben ſich um Turin, Mayland, Vi-
cenz, Padua, Florenz, Venedig
und Rom Landhaͤuſer [Spaltenumbruch] *) erhoben, die ſich durch
die ſchoͤne Architektur empfehlen, und an die roͤmiſchen Villen eine angenehme Zu-
ruͤckerinnerung erwecken. Die Ufer der Brenta ſind uͤberall mit Villen bepflanzt.
Nahe vor Florenz bringen die ſchoͤnen Landhaͤuſer, die ſehr zahlreich, ſehr weiß und
hin und wieder unter den angebauten Huͤgeln und gruͤnen Plaͤtzen zerſtreuet ſind, eine
aͤußerſt angenehme Wirkung fuͤr das Auge hervor. In vielen Gegenden von Toſca-
na
prangen uͤberall die Huͤgel mit Villen, die zuweilen mit Luſtſchloͤſſern abwechſeln;
von den mit Wein, Oel- und Obſtbaͤumen bepflanzten Hoͤhen genießen ſie ſehr reizende
Ausſichten, und eine reine geſunde Luft. Bey Genua ſind die beyden Ufer des
Meeres mit praͤchtigen Luſthaͤufern bedeckt. Nicht weniger ſind die romantiſchen
Landſchaften des Meerbuſens von Neapel bis Portici, und ſelbſt verſchiedene Striche
in Sicilien, mit Villen und Luſtgaͤrten verſchoͤnert. —

Noch einen Blick, ehe wir dieſes Land verlaſſen, muͤſſen wir auf den Garten
auf der Iſola Bella, der beruͤhmteſten unter den Borromaͤiſchen Inſeln werfen,

einen
*) Abbildungen verſchiedener ſchoͤner
Landhaͤuſer des venetianiſchen Adels von
Palladio aufgefuͤhrt ſ. in ſeiner Architet-
tura,
und in Sandrats Palatiorum Roman.
Pars II. cui acceſſerunt Andreae Palladii
praedia aedesque hortenſes in ſtatu Ve-
neto exſtructae.
Fol. Nuͤrnberg 1694. —
Plans und Aufriſſe von den durch Sca-
mozzi theils angelegten, theils verbeſſerten
Villen um Vicenz, Padua und Venedig ſ.
in ſeiner Idea dell’ Architettura univer-
ſale.
— Die Landhaͤuſer der Venetianer
an der Brenta ſind von dem Architekten
und Maler Coſta in Kupfer gebracht in
dem Werke: Delizie del ſiume di Brenta,
[Spaltenumbruch] cioè vedute de’ Palazzi e caſini, che ſi
vedono lungo la Brenta ſino a Padua,
diſegnate ed inciſe da Gianfr. Coſta etc.
fol. Ven.
1750-1756. 2 Theile. — Noch
hat man von den toſcaniſchen Villen ein
eigenes Werk: Vedute delle Ville e d’al-
tri luoghi della Toſcana.
Fol. Florenz
1757. 50 Blaͤtter. Nur wenige von den
hier abgebildeten toſcaniſchen Villen ſind
in einem reinen Geſchmack; die meiſten von
einer ſonderbaren Architektur, mit allerley
Verzierungen uͤberladen; einige blos alt-
gothiſche unfoͤrmliche Klumpen. Der
Stich iſt von verſchiedenen Kuͤnſtlern und
von ungleichem Werth.
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[31/0045] der Alten und der Neuen. abwechſelnden Durchſchnitten, maleriſchen Proſpecten, Alleen, kleinen Luſtwaͤldern, Blumenparterren, Raſenſtuͤcken, Grotten, Statuen — die zum Theil die Nachah- mung des aͤltern franzoͤſiſchen Geſchmacks verrathen, aber mit noch mehr kleinen Spielwerken angefuͤllt ſind. Italien iſt indeſſen voll ſowohl von edlen Landhaͤuſern, als auch von Vignen, oder kleinen Luſthaͤuſern, worin man außer der Stadt freye Luft ſchoͤpft, und die mit anmuthigen Weingaͤrten umzogen ſind. Durch den Geiſt der beruͤhmteſten Architek- ten, beſonders eines Palladio, Scamozzi, haben ſich um Turin, Mayland, Vi- cenz, Padua, Florenz, Venedig und Rom Landhaͤuſer *) erhoben, die ſich durch die ſchoͤne Architektur empfehlen, und an die roͤmiſchen Villen eine angenehme Zu- ruͤckerinnerung erwecken. Die Ufer der Brenta ſind uͤberall mit Villen bepflanzt. Nahe vor Florenz bringen die ſchoͤnen Landhaͤuſer, die ſehr zahlreich, ſehr weiß und hin und wieder unter den angebauten Huͤgeln und gruͤnen Plaͤtzen zerſtreuet ſind, eine aͤußerſt angenehme Wirkung fuͤr das Auge hervor. In vielen Gegenden von Toſca- na prangen uͤberall die Huͤgel mit Villen, die zuweilen mit Luſtſchloͤſſern abwechſeln; von den mit Wein, Oel- und Obſtbaͤumen bepflanzten Hoͤhen genießen ſie ſehr reizende Ausſichten, und eine reine geſunde Luft. Bey Genua ſind die beyden Ufer des Meeres mit praͤchtigen Luſthaͤufern bedeckt. Nicht weniger ſind die romantiſchen Landſchaften des Meerbuſens von Neapel bis Portici, und ſelbſt verſchiedene Striche in Sicilien, mit Villen und Luſtgaͤrten verſchoͤnert. — Noch einen Blick, ehe wir dieſes Land verlaſſen, muͤſſen wir auf den Garten auf der Iſola Bella, der beruͤhmteſten unter den Borromaͤiſchen Inſeln werfen, einen *) Abbildungen verſchiedener ſchoͤner Landhaͤuſer des venetianiſchen Adels von Palladio aufgefuͤhrt ſ. in ſeiner Architet- tura, und in Sandrats Palatiorum Roman. Pars II. cui acceſſerunt Andreae Palladii praedia aedesque hortenſes in ſtatu Ve- neto exſtructae. Fol. Nuͤrnberg 1694. — Plans und Aufriſſe von den durch Sca- mozzi theils angelegten, theils verbeſſerten Villen um Vicenz, Padua und Venedig ſ. in ſeiner Idea dell’ Architettura univer- ſale. — Die Landhaͤuſer der Venetianer an der Brenta ſind von dem Architekten und Maler Coſta in Kupfer gebracht in dem Werke: Delizie del ſiume di Brenta, cioè vedute de’ Palazzi e caſini, che ſi vedono lungo la Brenta ſino a Padua, diſegnate ed inciſe da Gianfr. Coſta etc. fol. Ven. 1750-1756. 2 Theile. — Noch hat man von den toſcaniſchen Villen ein eigenes Werk: Vedute delle Ville e d’al- tri luoghi della Toſcana. Fol. Florenz 1757. 50 Blaͤtter. Nur wenige von den hier abgebildeten toſcaniſchen Villen ſind in einem reinen Geſchmack; die meiſten von einer ſonderbaren Architektur, mit allerley Verzierungen uͤberladen; einige blos alt- gothiſche unfoͤrmliche Klumpen. Der Stich iſt von verſchiedenen Kuͤnſtlern und von ungleichem Werth.

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 1. Leipzig, 1779, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst1_1779/45>, abgerufen am 24.11.2024.