Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.Fünfter Abschnitt. spielt, so gewinnt die Szene an Eindruck, zumal wenn helle durchsichtige Massen denAnblick beleben. Die Höhe kann sogar den Eindruck bis zur Verwunderung, oder zum Erstaunen heben. In den Alpen ergießen sich Wasserfälle, die aus den Wol- ken herabzuschäumen scheinen, indem umherschwebende Nebel ihren Ursprung verhüllen. von Haller. Dies ist einer der größten und feyerlichsten Auftritte, wodurch die Natur in Obgleich fallendes Wasser auch ohne Verzierung gefällt, wenn es vom nackten Gewöhnlich werden Wasserfälle so angelegt, daß man von unten hinauf sieht. tet.
Fuͤnfter Abſchnitt. ſpielt, ſo gewinnt die Szene an Eindruck, zumal wenn helle durchſichtige Maſſen denAnblick beleben. Die Hoͤhe kann ſogar den Eindruck bis zur Verwunderung, oder zum Erſtaunen heben. In den Alpen ergießen ſich Waſſerfaͤlle, die aus den Wol- ken herabzuſchaͤumen ſcheinen, indem umherſchwebende Nebel ihren Urſprung verhuͤllen. von Haller. Dies iſt einer der groͤßten und feyerlichſten Auftritte, wodurch die Natur in Obgleich fallendes Waſſer auch ohne Verzierung gefaͤllt, wenn es vom nackten Gewoͤhnlich werden Waſſerfaͤlle ſo angelegt, daß man von unten hinauf ſieht. tet.
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Fuͤnfter Abſchnitt.
ſpielt, ſo gewinnt die Szene an Eindruck, zumal wenn helle durchſichtige Maſſen den
Anblick beleben. Die Hoͤhe kann ſogar den Eindruck bis zur Verwunderung, oder
zum Erſtaunen heben. In den Alpen ergießen ſich Waſſerfaͤlle, die aus den Wol-
ken herabzuſchaͤumen ſcheinen, indem umherſchwebende Nebel ihren Urſprung verhuͤllen.
Der Wandrer ſieht erſtaunt am Himmel Stroͤme fließen,
Die aus den Wolken fliehn, und ſich in Wolken gießen.
von Haller.
Dies iſt einer der groͤßten und feyerlichſten Auftritte, wodurch die Natur in
dieſen Gegenden zur lebhaften Bewunderung hinreißt. Auch in andern Revieren wer-
den Waſſerfaͤlle, wiewohl mit einer geringern Kraft, ihre Wirkung beweiſen, wenn
ſie von anſehnlichen Hoͤhen herabkommen; denn nur die Hoͤhe, nicht die Breite, macht
ihre Schoͤnheit. Je klarer das Waſſer am Felſen ſpielt, je deutlicher es ſeine Unter-
lage durchſchimmern laͤßt, deſto groͤßer iſt ſeine Anmuth. Auch die Mehrheit und
Mannichfaltigkeit der Abſaͤtze, woruͤber es ſich hinwaͤlzt, die Verſchiedenheit der han-
genden Baͤume und Geſtraͤuche, zwiſchen deren Gruͤn die ſilberhellen Abguͤſſe glaͤnzen,
tragen ungemein viel zur Schoͤnheit der Waſſerfaͤlle bey. Allein die lebhaſtefte Ver-
ſchoͤnerung erhalten ſie von einfallenden Lichtern der Sonne, zumal wenn ſich dieſe ih-
rem Untergange naͤhert, und milde Stralen und ſanftroͤthlichen Schimmer verbreitet.
Ein Waſſerfall, auf welchem das volle Sonnenlicht ruhet, iſt ſchoͤn, aber noch ſchoͤ-
ner, wenn der Abendglanz ihm ein liebliches Schauſpiel der Farbenmiſchung durch
die Oeffnungen herumſtehender Baͤume zuwirft. Man ſey bey kuͤnſtlichen Waſſer-
faͤllen auf dieſe Lage aufmerkſam.
Obgleich fallendes Waſſer auch ohne Verzierung gefaͤllt, wenn es vom nackten
Felſen rinnet, ſo wird es doch anmuthiger, indem es zwiſchen Moos, Straͤuchern
und Baͤumen herabſpielt. Dieſe Beobachtung muß bey kuͤnſtlichen Anlagen leiten.
Denn hier wird jeder Waſſerfall bald durch den Anſchein des Gemachten misfallen,
wenn er frey und nackt vor Augen liegt. Auch finden wir in den Gegenden, wo nicht
ganz die Wildheit der alles Schmucks beraubten Natur herrſcht, Waſſerfaͤlle, wo
nicht mit Baͤumen, doch mit Moos, Epheu und kleinem Geſtraͤuch verziert. Die
Zweige eines uͤberhaͤngenden Gebuͤſches moͤgen demnach einen Theil des Waſſerfalls
verſtecken, doch ihn nicht ganz verhuͤllen, damit den zufaͤlligen Einleuchtungen des
Sonnenlichts nicht gewehrt werde. Zuweilen gewinnt er ſelbſt durch eine gaͤnzliche
Verhuͤllung ſeiner Unterlage eine romantiſche Wirkung, indem er aus dickem Gebuͤſch
hervorbricht, oder ſich durch den Gipfel vorhaͤngender Baͤume herabwaͤlzt.
Gewoͤhnlich werden Waſſerfaͤlle ſo angelegt, daß man von unten hinauf ſieht.
Allein ſie beweiſen eine viel groͤßere Wirkung, wenn man ſie von oben herab betrach-
tet.
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