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Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.

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Vom Baumwerk.
der Zwergbirke (Betula nana. L.), welche in den Gärten zu einer ansehnlichen Hö-
he erwächst,
und dem Lobeerbaum (Laurus nobilis. L.).
g.

Die malerische Abänderung der Farben in dem Laubwerk einiger Bäume
giebt einen neuen Unterschied. Hieher gehören, außer einer Menge von Bäumen,
die man mit schattirten oder sogenannten vergoldeten Blättern findet,

einige Arten von Ahorn, die ein abwechselndes schön geschecktes Laubwerk haben,
mit hellen, dunkelgrünen, gelblichen und bläulichen Schattirungen;
besonders der rothblühende virginische Ahorn (Acer rubrum. L.), dunkelgrün und
glänzend auf der obern Fläche, auf der untern meergrün-weißlich, woher er
ein silberfarbenes Ansehen gewinnt;
die scheckige Eiche (Quercus vulgaris foliis ex albo variegatis. L.), bey welcher
nicht allein die Blätter ganz scheckig und mit vielen weißen Flecken besetzt,
sondern auch die jungen Zweige mit gelblichen und röthlichen Streifen ge-
ziert sind;
der Kastanienbaum mit vergoldeten Blättern (Castanea foliis ex aureo elegan-
ter variegatis. L.);
die americanische weiße Eller (Alnus incana. L.) hat weiße gleichsam mit Mehl
bestreute Blätter;
die Caneelkirsche (Cornus mas. L.), eine Varietät mit schön vergoldetem Laube.

Bey andern Bäumen äußert sich blos im Herbst eine angenehme Veränderlichkeit des
Laubwerks, da sich alsdann gemeiniglich das Grün in ein schönes Roth verwandelt,
als bey

der americanischen Scharlacheiche (Quercus rubra. L.)
dem virginischen Ahorn (Acer rubrum. L.)
dem Storarbaum (Liquidambar styracifol. L.)
dem Hartriegel (Cornus sanguinea. L.), einem hohen baumartigen Strauch, des-
sen Blätter der Herbst mit Blut zu tränken scheint;
dem Gerberbaum (Rhus coriaria. L.), dessen rothe Fruchtkolben die Farbe der
Blätter noch mehr erhöhen;
der Stechpalme (Ilex aquifolium. L.), die im Herbst vergoldete Blätter bekömmt.

Man hat auch Abänderungen, die beständig vergoldete Blätter haben.

Zu einer ganz veränderten Scene giebt auch

die weiße Pappel Anlaß, deren Blätter sich gegen den Herbst umkehren und ihre
weiße Unterfläche zeigen, so daß der ganze Baum beschneit zu seyn scheint.
Alle
C 2
Vom Baumwerk.
der Zwergbirke (Betula nana. L.), welche in den Gaͤrten zu einer anſehnlichen Hoͤ-
he erwaͤchſt,
und dem Lobeerbaum (Laurus nobilis. L.).
g.

Die maleriſche Abaͤnderung der Farben in dem Laubwerk einiger Baͤume
giebt einen neuen Unterſchied. Hieher gehoͤren, außer einer Menge von Baͤumen,
die man mit ſchattirten oder ſogenannten vergoldeten Blaͤttern findet,

einige Arten von Ahorn, die ein abwechſelndes ſchoͤn geſchecktes Laubwerk haben,
mit hellen, dunkelgruͤnen, gelblichen und blaͤulichen Schattirungen;
beſonders der rothbluͤhende virginiſche Ahorn (Acer rubrum. L.), dunkelgruͤn und
glaͤnzend auf der obern Flaͤche, auf der untern meergruͤn-weißlich, woher er
ein ſilberfarbenes Anſehen gewinnt;
die ſcheckige Eiche (Quercus vulgaris foliis ex albo variegatis. L.), bey welcher
nicht allein die Blaͤtter ganz ſcheckig und mit vielen weißen Flecken beſetzt,
ſondern auch die jungen Zweige mit gelblichen und roͤthlichen Streifen ge-
ziert ſind;
der Kaſtanienbaum mit vergoldeten Blaͤttern (Caſtanea foliis ex aureo elegan-
ter variegatis. L.);
die americaniſche weiße Eller (Alnus incana. L.) hat weiße gleichſam mit Mehl
beſtreute Blaͤtter;
die Caneelkirſche (Cornus mas. L.), eine Varietaͤt mit ſchoͤn vergoldetem Laube.

Bey andern Baͤumen aͤußert ſich blos im Herbſt eine angenehme Veraͤnderlichkeit des
Laubwerks, da ſich alsdann gemeiniglich das Gruͤn in ein ſchoͤnes Roth verwandelt,
als bey

der americaniſchen Scharlacheiche (Quercus rubra. L.)
dem virginiſchen Ahorn (Acer rubrum. L.)
dem Storarbaum (Liquidambar ſtyracifol. L.)
dem Hartriegel (Cornus ſanguinea. L.), einem hohen baumartigen Strauch, deſ-
ſen Blaͤtter der Herbſt mit Blut zu traͤnken ſcheint;
dem Gerberbaum (Rhus coriaria. L.), deſſen rothe Fruchtkolben die Farbe der
Blaͤtter noch mehr erhoͤhen;
der Stechpalme (Ilex aquifolium. L.), die im Herbſt vergoldete Blaͤtter bekoͤmmt.

Man hat auch Abaͤnderungen, die beſtaͤndig vergoldete Blaͤtter haben.

Zu einer ganz veraͤnderten Scene giebt auch

die weiße Pappel Anlaß, deren Blaͤtter ſich gegen den Herbſt umkehren und ihre
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Alle
C 2
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[19/0023] Vom Baumwerk. der Zwergbirke (Betula nana. L.), welche in den Gaͤrten zu einer anſehnlichen Hoͤ- he erwaͤchſt, und dem Lobeerbaum (Laurus nobilis. L.). g. Die maleriſche Abaͤnderung der Farben in dem Laubwerk einiger Baͤume giebt einen neuen Unterſchied. Hieher gehoͤren, außer einer Menge von Baͤumen, die man mit ſchattirten oder ſogenannten vergoldeten Blaͤttern findet, einige Arten von Ahorn, die ein abwechſelndes ſchoͤn geſchecktes Laubwerk haben, mit hellen, dunkelgruͤnen, gelblichen und blaͤulichen Schattirungen; beſonders der rothbluͤhende virginiſche Ahorn (Acer rubrum. L.), dunkelgruͤn und glaͤnzend auf der obern Flaͤche, auf der untern meergruͤn-weißlich, woher er ein ſilberfarbenes Anſehen gewinnt; die ſcheckige Eiche (Quercus vulgaris foliis ex albo variegatis. L.), bey welcher nicht allein die Blaͤtter ganz ſcheckig und mit vielen weißen Flecken beſetzt, ſondern auch die jungen Zweige mit gelblichen und roͤthlichen Streifen ge- ziert ſind; der Kaſtanienbaum mit vergoldeten Blaͤttern (Caſtanea foliis ex aureo elegan- ter variegatis. L.); die americaniſche weiße Eller (Alnus incana. L.) hat weiße gleichſam mit Mehl beſtreute Blaͤtter; die Caneelkirſche (Cornus mas. L.), eine Varietaͤt mit ſchoͤn vergoldetem Laube. Bey andern Baͤumen aͤußert ſich blos im Herbſt eine angenehme Veraͤnderlichkeit des Laubwerks, da ſich alsdann gemeiniglich das Gruͤn in ein ſchoͤnes Roth verwandelt, als bey der americaniſchen Scharlacheiche (Quercus rubra. L.) dem virginiſchen Ahorn (Acer rubrum. L.) dem Storarbaum (Liquidambar ſtyracifol. L.) dem Hartriegel (Cornus ſanguinea. L.), einem hohen baumartigen Strauch, deſ- ſen Blaͤtter der Herbſt mit Blut zu traͤnken ſcheint; dem Gerberbaum (Rhus coriaria. L.), deſſen rothe Fruchtkolben die Farbe der Blaͤtter noch mehr erhoͤhen; der Stechpalme (Ilex aquifolium. L.), die im Herbſt vergoldete Blaͤtter bekoͤmmt. Man hat auch Abaͤnderungen, die beſtaͤndig vergoldete Blaͤtter haben. Zu einer ganz veraͤnderten Scene giebt auch die weiße Pappel Anlaß, deren Blaͤtter ſich gegen den Herbſt umkehren und ihre weiße Unterflaͤche zeigen, ſo daß der ganze Baum beſchneit zu ſeyn ſcheint. Alle C 2

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Zitationshilfe: Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hirschfeld_gartenkunst2_1780/23>, abgerufen am 25.11.2024.