Hirschfeld, Christian Cay Lorenz: Theorie der Gartenkunst. Bd. 2. Leipzig, 1780.Fünfter Abschnitt. bloßes Wasserstück verwandelt wird. Man muß also auch hier den Anlagen nicht durchdas Ueberflüßige schaden. Eine ganz nackte Insel würde einen widrigen Eindruck ge- gen die übrigen Schönheiten der Scene machen; eben so würde eine gar zu verschwen- drische Bepflanzung nichts von der Anmuth kleiner Flächen durchscheinen lassen. Er- höhung und Senkung des Bodens, Abwechselung bepflanzter Stellen mit freyen Plä- tzen ist auch hier zu empfehlen. Gruppen von schönen Bäumen an dem Rande des Wassers geben mit ihren Widerscheinen einen reizenden Anblick. Spaziergänge auf buschigten Anhöhen umher mit Lauben voll heiterer Aussichten, Ruhesitze unter den Kühlungen des Schattens und des Sees, Einsiebeleyen an verborgenen Plätzen, wo das Schilf rauscht und das Wasser plätschert, Fischerhütten zur Belustigung mit dem Fang, einige Kähne oder Böte umher zur Lustfahrt oder zum Vergnügen der Enten- jagd -- alles dieses scheint zur schicklichen Ausstaffirung einer Insel zu gehören. Wenn man nicht etwa einer Insel den Charakter einer völligen Einöde geben, oder sie zur Aufbewahrung eines Trauermonuments einrichten will, wiewohl die freye Lage auf ei- nem hellen See mit einer solchen Bestimmung wenig harmonirt: so kann man ihr alle anmuthige Auszierung geben, alles, was von ferne her Cultur und Beschäftigung an- kündigt, und selbst eine Verschönerung mit edlen Gebäuden. [Abbildung]
Beschreibung
Fuͤnfter Abſchnitt. bloßes Waſſerſtuͤck verwandelt wird. Man muß alſo auch hier den Anlagen nicht durchdas Ueberfluͤßige ſchaden. Eine ganz nackte Inſel wuͤrde einen widrigen Eindruck ge- gen die uͤbrigen Schoͤnheiten der Scene machen; eben ſo wuͤrde eine gar zu verſchwen- driſche Bepflanzung nichts von der Anmuth kleiner Flaͤchen durchſcheinen laſſen. Er- hoͤhung und Senkung des Bodens, Abwechſelung bepflanzter Stellen mit freyen Plaͤ- tzen iſt auch hier zu empfehlen. Gruppen von ſchoͤnen Baͤumen an dem Rande des Waſſers geben mit ihren Widerſcheinen einen reizenden Anblick. Spaziergaͤnge auf buſchigten Anhoͤhen umher mit Lauben voll heiterer Ausſichten, Ruheſitze unter den Kuͤhlungen des Schattens und des Sees, Einſiebeleyen an verborgenen Plaͤtzen, wo das Schilf rauſcht und das Waſſer plaͤtſchert, Fiſcherhuͤtten zur Beluſtigung mit dem Fang, einige Kaͤhne oder Boͤte umher zur Luſtfahrt oder zum Vergnuͤgen der Enten- jagd — alles dieſes ſcheint zur ſchicklichen Ausſtaffirung einer Inſel zu gehoͤren. Wenn man nicht etwa einer Inſel den Charakter einer voͤlligen Einoͤde geben, oder ſie zur Aufbewahrung eines Trauermonuments einrichten will, wiewohl die freye Lage auf ei- nem hellen See mit einer ſolchen Beſtimmung wenig harmonirt: ſo kann man ihr alle anmuthige Auszierung geben, alles, was von ferne her Cultur und Beſchaͤftigung an- kuͤndigt, und ſelbſt eine Verſchoͤnerung mit edlen Gebaͤuden. [Abbildung]
Beſchreibung
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0094" n="90"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnfter Abſchnitt.</hi></fw><lb/> bloßes Waſſerſtuͤck verwandelt wird. Man muß alſo auch hier den Anlagen nicht durch<lb/> das Ueberfluͤßige ſchaden. Eine ganz nackte Inſel wuͤrde einen widrigen Eindruck ge-<lb/> gen die uͤbrigen Schoͤnheiten der Scene machen; eben ſo wuͤrde eine gar zu verſchwen-<lb/> driſche Bepflanzung nichts von der Anmuth kleiner Flaͤchen durchſcheinen laſſen. Er-<lb/> hoͤhung und Senkung des Bodens, Abwechſelung bepflanzter Stellen mit freyen Plaͤ-<lb/> tzen iſt auch hier zu empfehlen. Gruppen von ſchoͤnen Baͤumen an dem Rande des<lb/> Waſſers geben mit ihren Widerſcheinen einen reizenden Anblick. Spaziergaͤnge auf<lb/> buſchigten Anhoͤhen umher mit Lauben voll heiterer Ausſichten, Ruheſitze unter den<lb/> Kuͤhlungen des Schattens und des Sees, Einſiebeleyen an verborgenen Plaͤtzen, wo<lb/> das Schilf rauſcht und das Waſſer plaͤtſchert, Fiſcherhuͤtten zur Beluſtigung mit dem<lb/> Fang, einige Kaͤhne oder Boͤte umher zur Luſtfahrt oder zum Vergnuͤgen der Enten-<lb/> jagd — alles dieſes ſcheint zur ſchicklichen Ausſtaffirung einer Inſel zu gehoͤren. Wenn<lb/> man nicht etwa einer Inſel den Charakter einer voͤlligen Einoͤde geben, oder ſie zur<lb/> Aufbewahrung eines Trauermonuments einrichten will, wiewohl die freye Lage auf ei-<lb/> nem hellen See mit einer ſolchen Beſtimmung wenig harmonirt: ſo kann man ihr alle<lb/> anmuthige Auszierung geben, alles, was von ferne her Cultur und Beſchaͤftigung an-<lb/> kuͤndigt, und ſelbſt eine Verſchoͤnerung mit edlen Gebaͤuden.</p><lb/> <figure/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Beſchreibung</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [90/0094]
Fuͤnfter Abſchnitt.
bloßes Waſſerſtuͤck verwandelt wird. Man muß alſo auch hier den Anlagen nicht durch
das Ueberfluͤßige ſchaden. Eine ganz nackte Inſel wuͤrde einen widrigen Eindruck ge-
gen die uͤbrigen Schoͤnheiten der Scene machen; eben ſo wuͤrde eine gar zu verſchwen-
driſche Bepflanzung nichts von der Anmuth kleiner Flaͤchen durchſcheinen laſſen. Er-
hoͤhung und Senkung des Bodens, Abwechſelung bepflanzter Stellen mit freyen Plaͤ-
tzen iſt auch hier zu empfehlen. Gruppen von ſchoͤnen Baͤumen an dem Rande des
Waſſers geben mit ihren Widerſcheinen einen reizenden Anblick. Spaziergaͤnge auf
buſchigten Anhoͤhen umher mit Lauben voll heiterer Ausſichten, Ruheſitze unter den
Kuͤhlungen des Schattens und des Sees, Einſiebeleyen an verborgenen Plaͤtzen, wo
das Schilf rauſcht und das Waſſer plaͤtſchert, Fiſcherhuͤtten zur Beluſtigung mit dem
Fang, einige Kaͤhne oder Boͤte umher zur Luſtfahrt oder zum Vergnuͤgen der Enten-
jagd — alles dieſes ſcheint zur ſchicklichen Ausſtaffirung einer Inſel zu gehoͤren. Wenn
man nicht etwa einer Inſel den Charakter einer voͤlligen Einoͤde geben, oder ſie zur
Aufbewahrung eines Trauermonuments einrichten will, wiewohl die freye Lage auf ei-
nem hellen See mit einer ſolchen Beſtimmung wenig harmonirt: ſo kann man ihr alle
anmuthige Auszierung geben, alles, was von ferne her Cultur und Beſchaͤftigung an-
kuͤndigt, und ſelbſt eine Verſchoͤnerung mit edlen Gebaͤuden.
[Abbildung]
Beſchreibung
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |